
Unverhofft kommt oft, wie es so schön heißt. Und so kam ein gut aufgelegtes Duo der RockTimes-Redaktion am vergangenen 17. Juni überraschenderweise zu seinem ersten Open Air-Konzert der noch frischen Saison (eigentlich war geplant, das Konzert im Club, statt auf der Open Air Stage durchzuführen). Angesagt war ein sehr unterschiedliches Trio von Bands, doch dazu dann später mehr. Denn zunächst waren wir sehr gespannt auf den ersten Live-Auftritt der noch relativ frisch formierten Band Paisley Tree, deren gleichnamiges Debütalbum doch einen sehr starken Eindruck bei uns hinterlassen hatte.
Das Quartett um Christian Jäger (auch Space Debris) und Magic Petra legte sich dann auch umgehend ins Zeug und lieferte einen rockigen Gig der gehobenen Klasse ab. Gespielt wurde nahezu das gesamte Album (inklusive des
The Pretty Things-Covers "Cries From The Midnight Circus"), das durch die Bank sehr stark vorgetragen wurde. Dieser Vierer kann richtig Power machen und neben den unbestrittenen Fähigkeiten von Gesang, Gitarre, Bass und Schlagzeug kamen immer wieder auch die Harmonika-Einlagen von Magic Petra richtig klasse. So zeigte sich Jäger im Anschluss auch sehr zufrieden mit diesem Debüt-Gig, was wir nur unterstreichen können. Daumen nach oben also und außerdem bleiben sie dafür gedrückt, dass es mit Paisley Tree so positiv weitergeht, wie es begonnen hat.

Nachdem sich die Sonne dann so langsam für diesen Abend verabschiedete und es doch etwas kühler wurde, enterte das französische Trio Glowsun (der Name passte hervorragend) die Bühne. Nach dem kräftigen Rock von Paisley Tree war nun Stoner Rock der instrumentalen Sorte angesagt. Geprägt von dem kraftvollen Schlagzeug, dem teilweise schwer verzerrten Bass und der vor Ideen sprühenden Gitarre war auch hier allerbeste Unterhaltung angesagt. Selbst wenn die Stilistik und das Melodieverständnis des Dreiers nicht unbedingt immer den Geschmack des Verfassers dieser Zeilen traf, befanden sich sowohl das Songwriting, das Zusammenspiel sowie auch das Spiel mit den Tempi ständig auf hohem Niveau. Etwas kurz erschien uns die Show dennoch, als plötzlich der letzte Song angekündigt wurde. Stoner Rock-Freunde, die Glowsun (die übrigens auch bereits über Sulatron Records veröffentlicht haben) bisher nicht kannten, sollten bei der Band auf jeden Fall mal ein Ohr riskieren.

Beschlossen wurde der Abend dann von der aus San Francisco stammenden Band Wild Eyes. Wie Paisley Tree ebenfalls ein Quartett inklusive Frontlady, das mittlerweile (in den USA bereits seit dem letzten Jahr) sein zweites Album am Start hat. Auch hier wurde großartige Rockmusik aufgefahren. Verhielten sich ihre drei Mitmusiker dabei getränkemäßig eher zurückhaltend, hatte die stark tätowierte wie sympathische Janiece Gonzalez neben dem obligatorischen Wasser durchgehend auch ein Fläschchen Hochprozentiges im Einsatz, um ihre rauen Stimmbänder in Schwingung zu halten.
Erstaunlich war im Nachhinein wegen des klasse Zusammenspiels auch zu erfahren, dass der Drummer (der erst kurz vor der Tour als Ersatz eingesprungen war) eigentlich ein Gitarrist und Sänger ist, der sich die Drums lediglich draufgeschafft hatte, weil er keinen geeigneten Schlagzeuger für die Studioeinspielung der Songs seines eigenen Projekts finden konnte. Auch Wild Eyes stellten durchgehend bandeigenes Material vor, womit sie das begeisterte Publikum bis zum Schluss locker bei der Stange halten konnte.
Insgesamt also ein richtig starker Abend im 7er Club in Mannheim. Was zum einen natürlich an den Bands des Abends, aber - nicht zu unterschätzen - auch an dem sehr guten Händchen des Veranstalters Mitja Besen lag, der für die Zusammenstellung des Line-ups zuständig war. Mit einem Schmunzeln musste ich sogar kurz an den seligen Bill Graham (legendärer Konzert-Impressario der sechziger und siebziger, bis in die neunziger Jahre) denken, der es ebenfalls immer geliebt hatte, Konzertabende mit Bands unterschiedlicher Genres zu veranstalten. So kann es weitergehen!
Wir bedanken uns bei Mitja Besen und dem gesamten Team des 7er Clubs für die sehr angenehme Zusammenarbeit.
Line-up Paisley Tree:
Magic Petra (harmonica, additional guitar, vocals)
Tobias Reinhardt (guitars)
David Forrester (bass)
Christian Jäger (drums)
Line-up Sunglow:
Johan Jaccob (guitar)
Ronan Chiron (bass)
Fabrice Cornille (drums)
Line-up Wild Eyes:
Janiece Gonzalez (vocals)
Chris Corona (guitar)
Carson Binks (bass)
Joseph Macrino (drums)
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