RockTimes: Erst einmal Glückwunsch zu einem starken Debütalbum - da habt ihr nicht zu viel versprochen!
Chris: Vielen vielen Dank (lacht). Wir haben uns sehr viel Zeit genommen, um an dem Album zu arbeiten und haben uns nicht damit zufrieden gegeben, bis es komplett so war, wie wir es wollten! Freut mich, dass es dir gefällt!
RockTimes: Das tut es! Produziert und zum Teil auch aufgenommen habt ihr das Album ja mit Stefan Helleblad, der u.a. auch für Within Temptation die Knöpfchen gedreht hat. Ihr seid ja auch glaube ich ziemlich stolz drauf und macht Werbung damit. Wie seid ihr als 'Newcomer' ohne Label oder Promoter im Rücken dazu gekommen - gab es da vorher ohnehin Connections?
Chris: Im Grunde genommen war die Sache mit Stefan ein richtiger Glückstreffer! Wir haben uns letztes Jahr einfach getraut, an EMI zu schreiben und zu fragen, wer die Hebel bei Within Temptation dreht. Zu unserer großen Überraschung hat uns Daniel Gibson, Co-Producer von Stefan bei Within Temptation drei Wochen später angeschrieben und hat vorgeschlagen, mal in unser Album reinzuhören. Er war sofort davon begeistert, jedoch bereits für das gesamte nächste Jahr ausgebucht. Daraufhin hat er die Scheibe an Stefan weitergereicht, welcher ebenfalls sehr begeistert war. Er hat dann vorgeschlagen, das Album mit uns zusammen zu produzieren. Eigentlich hatten wir bis dahin keine sonderbaren Connections ...
RockTimes: War euch von vornherein klar, dass ihr auch die vier 'alten' Songs von der 2006er EP komplett neu aufnehmen würdet?
Chris: Wir waren anfangs nicht alle einer Meinung, ob wir die alten Songs nun wieder aufnehmen würden oder nicht. Als wir jedoch die ersten Aufnahmen mit Stefan hatten, hörten wir den gewaltigen Unterschied und beschlossen, diese Möglichkeit zu nutzen. Wir haben dann die vier Songs neu arrangiert und wieder komplett neu aufgenommen.
RockTimes: Was hat es mit dem Albumtitel "Made Of Glass" auf sich?
Joe: Liebe, Tod, Trauer, Verlust, emotionale Erschöpfung sind alles Themen, die in den verschiedenen Songs dieses Albums verarbeitet wurden. Der Albumtitel "Made Of Glass" kann als zusammenfassende Umschreibung all dieser Schlagwörter angesehen werden und steht für die Zerbrechlichkeit des menschlichen Wesens.
RockTimes: Wie du schon sagst - eure Songtexte handeln oft von Trauer und beklemmenden Gefühlen - sind das alles Fantasien oder stecken da auch wahre Begebenheiten drin?
Joe: Sämtliche Songtexte basieren auf der Verarbeitung persönlicher Erlebnisse. Teilweise sind sie jedoch bewusst vage gehalten, um so dem Zuhörer die Möglichkeit zur eigenen Interpretation zu lassen.
RockTimes: Wie würdest du denn euren Stil selbst beschreiben?
Joe: Es handelt sich um ehrliche Rockmusik!
RockTimes: Und zwar eher düster gehaltene, und dazu passt ja auch der Bandname Pale Obsession ziemlich gut. Aber denkst du auch, dass euer eigener Name euch auch mal stilistisch einschränken könnte? Denn man hat ja schon eine gewissen Vorstellung bei einem Namen wie Pale Obsession ...
Joe: Der Name einer Band hat meiner Ansicht nach nichts mit musikalischer Stilrichtung zu tun. Stilistische Einschränkung entsteht in meinen Augen entweder durch fehlendes Potential einer Band, innovativ zu sein, oder durch bewusst durchgeführtes persönliche Streben nach einem bestimmten musikalischen Ziel.
RockTimes: Passend zur Stimmung in euren Songs schätze ich ich mal, dass ihr auch vor und nach den Live-Shows depressiv zusammen in der Ecke hockt und lange Gesichter macht, oder?
Chris: Genau, und wir bedecken alle Lichter mit schwarzen Leinen und zünden Kerzen an (lacht) Nein, Spaß bei Seite, also wir sind normalerweise vor den Gigs schon angespannt und leicht gestresst, da wir wie alle Newcomerbands alles selbst auf- und abbauen. Dabei versuchen wir, uns auf die Show zu konzentrieren und kein Material zu vergessen ... Kurz vor dem Gig ist die Stimmung jedoch immer fantastisch, wir sitzen im Backstage zusammen, gehen die letzten Details durch und jeder ist hochkonzentriert. Man kann das regelrecht spüren, und es ist diese Mischung aus Anspannung, Konzentration und auch Aufregung, die es zu einem ganz besonderen Moment macht.
RockTimes: Was ich bei zwei, drei Songs kaum glauben konnte: Die hohen Backing Vocals in den Chören - ich dachte zuerst, das sei 'ne Frau, aber es ist tatsächlich auch euer Lead Sänger Joe?
Chris: Ja, Joe hat uns seit den Anfängen von Pale Obsession immer wieder überrascht. Sein gesangliches Potential ist einfach genial, und er bringt es immer wieder fertig, in den schwersten Augenblicken eine Gesangslinie hinzuschleudern, dass ich mich schon sehr oft gefragt habe, wie er es eigentlich macht. Dazu kommt, dass er, wie du sagst, eine enorme Vielfalt hat, sodass er auch die hohen Backing Vocals ohne Weiteres einsingt ... Wir versuchen schon fünf Jahre lang herauszufinden, welche Wunderflüssigkeit er trinkt, haben es jedoch noch nicht herausgefunden (lacht).
RockTimes: 2010 habt ihr schon für größere Acts wie Tokio Hotel und Epica als Vorband gespielt. Wie schafft man denn das ohne Label und Promoter im Rücken?
Chris: Zu diesen Acts sind wir dank der Unterstützung unserer zwei größten Locations in Luxemburg gekommen, und zwar dank dem 'Atelier' und der 'Rockhal'. Wir wurden von beiden kontaktiert und anschließend gefragt, ob wir Lust hätten, als Support Acts dieser Bands zu spielen. Es war für uns nicht nur eine einzigartige Erfahrung, sondern auch einfach der Traum jedes Musikers, der in Erfüllung ging. Wir spielten vor mehreren tausend Zuschauern auf den größten Stages, einfach eine unbeschreibliche Erfahrung!
RockTimes: Und jetzt seid ihr auf der Suche nach einem Label? Oder braucht man das heutzutage gar nicht mehr, wenn man sich selbst so gut vermarkten kann und sich außerdem per Internet so einfach präsentieren kann, was meinst du?
Chris: Ich denke, dass es heute sehr schwer ist, einem Label die eigene Musik respektive das Produkt schmackhaft zu machen, da der weltweite Markt einfach überschwemmt wird von Newcomern. Man muss schon einiges bieten, um aus diesen unzähligen, teilweise außergewöhnlich guten Bands herauszustechen, und das ist das, was wir momentan versuchen. Ein Label heißt jedoch nicht, dass der Traum erfüllt ist! Ein Label heißt meistens noch viel mehr Arbeit als zuvor, da das ganze Projekt meistens auf eine ganz andere Stufe gepusht wird. Das Internet bietet sicherlich viele Möglichkeiten, und man kann ohne Label auch viel erreichen, solange man die Zuhörer überzeugen kann. Man darf nie vergessen, dass der Erfolg davon abhängt, ob es den Leuten gefällt oder nicht. Hat man das erreicht, kann man auch ohne Label, unter anderem übers Internet, sehr weit kommen.
RockTimes: Ihr verdient euren Lebensunterhalt ja bestimmt noch nicht mit Pale Obsession. Wärt ihr bereit, das aufzugeben, wenn der große Erfolg kommt?
Chris: Leider noch nicht. Wir haben das große Glück - oder Pech, wie man es nehmen möchte - dass jedes Mitglied von Pale Obsession arbeitet, und nicht mehr studiert oder zur Schule geht. Dies bereitet uns eine gewisse Unabhängigkeit. Jedoch ist es nicht immer einfach, bei sechs Personen und einem Techniker die Zeiten aufeinander abzustimmen. Also wenn wir das große Glück haben sollten, und unsere Musik Erfolg hat, werden wir uns bestimmt ganz viel die Köpfe zerbrechen, wie die Zukunft aussehen sollte. Ich denke jedoch, dass dies eine Entscheidung ist, die man nur treffen kann, wenn man davor steht. Man kann jetzt nicht sagen dass man alles aufgeben wird, man muss die genauen Umstände zuerst kennen und sich dann selbst ein Bild machen.
RockTimes: Gibt es für die nahe Zukunft schon Projekte ... Gigs, Festivals, Supports?
Chris: Wir haben in nächster Zukunft einige Gigs geplant, Festivals noch nicht. Aber es werden sicherlich im Frühjahr und im Sommer 2011 eine Menge werden (lacht).
RockTimes: Danke für das Interview, und jetzt noch eine kleine Lektion in Sachen mitteleuropäische Sprachenkunde. Könntest du die RockTimes-Leser kurz auf Luxemburgisch grüßen?
Chris: Wir danken dir vielmals für dein Interesse und deine Professionalität! Es war eine richtige Freude, mit dir zusammenzuarbeiten! Der letzte Gruß geht dann auf Luxemburgisch raus (lacht).
E grousse Merci un all d'RockTimes-Lieser dei sech d'Zait geholl hun fir desen interessanten Interview ze liesen! Net vergiessen, ufanks Oktober as Release vum brandneien Pale Obsession-Album "Made of Glass"!
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