Pantommind / Shade Of Fate/Lunasense
Shade Of Fate/Lunasense Spielzeit: 50:05 (CD 1), 52:10 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: DOTT Music, 2010
Stil: Prog Metal

Review vom 15.10.2010


Boris Theobald
Die Alben von Pantommind waren in Deutschland bisher ungefähr so schwer zu kriegen, wie anständig gemachter saarländischer Dibbelabbes in der Pfalz. Das ändert sich nun, denn das brandneue Prog-Label DOTT ('Dust On The Tracks') veröffentlicht die ersten beiden Alben der Bulgaren nochmal zusammen im Doppelpack und macht damit zugleich ordentlich Appetit auf das neue Studioalbum der Band, "Searching For Eternity", das schon mal für Frühjahr 2011 angekündigt ist. Teil der Doppel-Pappbox mit Kombi-Booklet für beide Scheiben ist das 2009er-Werk Lunasense und das offiziell als Debütalbum bezeichnete "Shade Of Fate" aus dem Jahr 2005. Ihren schon 1999 entstandenen Longplayer "Farewell" bezeichnet die Band, deren Geschichte bis ins Jahr 1993 zurückreicht, selbst als 'Demo Album'.
So in etwa wusste ich ja schon vorher, was mich da erwartete, denn gute Promoter-Mächte hatten "Lunasense" bereits vergangenes Jahr in den Briefkasten der RockTimes-Redaktion geweht. Der Vorgänger "Shade Of Fate" schlägt in die selbe Kerbe. Progressive Metal der unmodernen Sorte streichelt die Ohren. Liebhaber progressiver 80er Jahre-Klänge werden hier rücksichtslos mit Gänsehaut überzogen. Die Einflüsse liegen bei Bands wie Queensrÿche oder Crimson Glory; auch Namen einiger Kultgruppen, die unberechtigterweise nie den großen Sprung geschafft haben, kommen einem in den Sinn, wie Mystic Force oder Lethal. Mit dem Unterschied, dass Pantommind auch vermehrt mit Keyboards arbeiten, die Tasteninstrumente aber fast nie die Songs maßgeblich dominieren lassen - Push-up-Streicher- und melancholische Klavierklänge werden nur dort eingesetzt, wo die Atmosphäre das verlangt und verträgt; die Gitarre bleibt treibende Kraft.
"Shade Of Fate" enthält ein paar wirklich großartige Stücke zum Staunen, zum Beispiel den Titeltrack, dessen Chorus eine derart glücklich machende Magie besitzt, dass er den Refrains auf The Divine Wings... von Symphony X in nichts nachsteht. Auch "Follow Me" ist ein melodischer Hammer und überdies eines von vielen Beispielen für proggige Drives mit messerscharfen, von Breaks durchsetzten Riffs. Weitere Highlights: die herrlich wehmütige Ballade "After Rain" und das spannende, mystisch-atmosphärische "Why". Sänger Tony Ivan liefert eine Glanzleistung nach der nächsten ab und klingt auch dank der mit viel Hall abgemischten Aufnahme ähnlich ergreifend wie Corey Brown. Und die ganze Chose mitsamt Instrumentierung hat passenderweise oftmals etwas von dieser Trance-artigen, unterkühlten Power Prog-Atmo von Browns Bands Psycho Drama und Magnitude 9.
Über das Nachfolgealbum "Lunasense" gibt es nicht mehr viele Worte zu verlieren, außer dass es noch eine Schippe draufpackt. Der Sound ist druckvoller und voluminöser, die instrumentalen Ergüsse ausgeprägter, siehe unter anderem das gesangslose "Transmission Part I", und die 'Hit'-Dichte ist größer. Das Songwriting macht einen Quantensprung nach vorn; die Stücke sind geprägt von einer aggressiveren Dynamik (geht in Richtung Manimal) und die Überraschungseffekte, bei denen es einem ganz heiß und kalt wird, nehmen deutlich zu. Wie sehr so manche Clean-Arpeggien mit hinreißenden Harmonien und die drüber gespielten Lead-Gitarren an Jahrzehnte alte Queensrÿche oder Fates Warning erinnern - ebenso wenig zu fassen wie die Leistung Tony Ivans. Anderen Sängern zerreißt es da die Stimmbänder - "Wolf", der Wahnsinn ... das sind Gesangslinien an der Schwelle zur vierten Dimension!
Wenn Pantommind auf ihrem kommenden Album nochmal so einen Schritt nach vorn machen, dann wird die Angelegenheit eine amtliche Gesundheitsgefährdung für schwache Nerven. Und bis dahin ist jeder Genre-Sympathisant selbst Schuld, wenn er sich den Back-Katalog der Band nicht zulegt. Übrigens wären Pantommind ganz bestimmt sogar ein Fall für unseren true-metallischen RockTimer Marius. Der legte sich letztens Mal fest und meinte: »Ich bespreche erst wieder ein Prog Metal-Album, wenn John Arch zu Fates Warning zurückkehrt!« Mensch Marius, ich glaube, das hier ist was für dich, eine 'truere' Prog Metal-Kapelle hat schon lange nicht mehr meinen CD-Spieler verstopft!
Line-up:
Tony Ivan (lead and backing vocals)
Pete Christ (electric and acoustic guitars, bass, piano)
Drago (drums and percussion)
Sunny X (keyboards)
Peter Vichew (electric guitar)

Guest musicians:
Colleen Gray (lead and backing vocals - CD2, #6, spoken parts - CD2, #1,2)
'Floyd' Rossen (guitar)
Plamen Chepanov (guitar)
Tracklist
CD 1:
01:Shade Of Fate (5:14)
02:Follow Me (4:34)
03:Closer To You (6:17)
04:Trace To Find (2:00)
05:Spectastral (2:31)
06:The Final Line (7:29)
07:Why (6:45)
08:Mindtrip (3:14)
09:Knocking On My Door (4:08)
10:After Rain (5:05)
11:Orpheus Whisper (2:39)
CD 2:
01:Transmission Part I (4:00)
02:Erasable Tears (4:23)
03:Wolf (6:15)
04:Sandglass (5:51)
05:Letter To No One (5:08)
06:To The Days Of Old (5:08)
07:Blank (2:43)
08:Transmission Part II (6:43)
09:My Home (Into Infinity) (5:53)
10:I'll Never Be The Same (6:00)
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