Nach der am Vortage stattgefundenen
Metal Legacy, war der Plan, dieses Wochenende mit einem kleinen Doppelkonzert von
The Phoenix Project und
Sun Caged in einem gelungenen Ausklang enden zu lassen. Im schön am Ortsrand gelegenen Café Schietskuil war die Bühne für den kleinen Leckerbissen bereitgestellt worden und es fanden sich so einige Besucher ein, die bereits Zeugen der vorabendlichen Appetizer-Show mit einigen Musikern des heutigen Abends geworden waren. Bei immer noch frühsommerlicher Wärme stand es sich bestens vor der Tür, während die Zeit des Wartens auf das erste Set mit dem Verzehr einiger Kaltschalen überbrückt wurde. Der übliche Tech-Talk dominierte natürlich die Unterhaltungen und speziell die beiden Bands des Abends waren natürlich Thema.
Sun Caged ist ja eine feste Formation um den Saitenhexer
Marcel Coenen, wohingegen
The Phoenix Project in der aktuellen Zusammensetzung wohl eine vorerst einmalige Angelegenheit sein wird. Lediglich für eine sehr kurze Tour durch Holland und Belgien waren die Musiker zusammengetrommelt worden. Dreh- und Angelpunkt ist dabei der Drummer
John Macaluso, der sich bei
Ark,
TNT,
Malmsteen,
Riot,
Starbreaker oder
James LaBrie und weiteren Kollegen auf rund 200 Alben schon den Schweiß auf die Stirn getrommelt hat. Zweiter im Bunde ist der italienische Basser
Nicola Angileri (u. a.
Jorn), der vor ein paar Jahren bereits mit diesem hier auf Tour gewesen ist. Aus dieser Zeit stammt auch die Idee für das Projekt, alleine an den vollen Terminkalendern scheiterte bislang eine frühere Umsetzung.
Völlig unspektakulär griffen dann die Herren von
Sun Caged zu ihren Arbeitsgeräten und legten mit einem richtig gut und sauber gespielten Set los. Der erste Teil des Abends stand ganz im Zeichen der proggig-rockigen Ausrichtung und das Publikum wusste die meisterliche Beherrschung der Instrumente wohl zu würdigen. Tastenmann
René Kroon war die meiste Zeit hinter seinen multiplen Keyboards versteckt an der Seite und unterlegte das Set mit seinem breiten Soundteppich. Der Bassist
Daniel Kohn (aus Koblenz) widmete sich intensiv seinem 9-saitigen Basslab STD, der so spacig aussah und wunderbar zu den in Teilen etwas sphärisch anmutenden Parts des Sets passte. Neben der Optik war es eine wahre Freude, die augenscheinliche Leichtigkeit des Spielens auf diesem Monsterhals mit anzusehen. Weiter in der Mitte stand der Frontmann am Mikro:
Paul Adrian Villarreal, der aus Long Island, N. Y., stammende Sänger, mit seinem feinen, melancholischen und gleichzeitig auch powervollen Organ brachte die Songs der Band mit unheimlich viel Gefühl rüber. Etwas weiter hinten saß der neue Drummer der Band,
Mick Gravéé hatte neben dem Vorspielen seinen ersten Einsatz mit dieser Besetzung. Und wie punktgenau die Stöcke auf die Felle trafen; es war ohne Übertreibung schlichtweg kaum zu glauben, dass er sich die komplexe Musik so schnell und gut hat draufziehen können - Hut ab! Vorne links dann Mastermind
Marcel Coenen, dieser niederländische Hans-Dampf und Edelshredder, dem man stundenlang zuschauen kann, ohne auch nur den Anflug von Langeweile zu verspüren. Es fasziniert dabei nicht nur sein virtuoses Gitarrenspiel, auch Mimik und Gestik halten den Zuschauer auf einem hohen Level an Konzentration. Neben anderen Songs wurden bei dieser Show auch einige von der neuen Scheibe "The Lotus Effect" gespielt, ach was gespielt, zelebriert. Ich glaube, wer auf Prog Metal steht, kommt an diesem Silberling nicht vorbei. Es gibt darauf u. a. einen Konzeptteil, der sich "Ashtamangala" nennt, sieben oder acht Tracks umfasst und einige Extrakte daraus bekamen wir zu hören. Hammer!! Mit ein bisschen Glück gibt es das Scheibchen hier bald als Rezension…
Die überschaubare Umbaupause wurde für ein paar weitere Schwätzchen vor der Türe genutzt und dann ging es für die zweite Truppe des Abends
The Phoenix Project ebenso unspektakulär auf die Bühne, wie das schon bei der ersten der Fall gewesen war. Ein paar bekannte Gesichter hielten jedoch die Stellung:
Rene Kroon stand noch immer wie eine Festung hinter seinen Tasten und auch
Marcel Coenen wollte die sechssaitigen Zupfinstrumente noch nicht an den Nagel hängen und uns für ein weiteres Mal an diesem Abend mit seiner Spielkunst verzaubern. Den Platz am Mikro teilte sich der neue Sänger
Tony Carlino von
Max Pie mit seinem 'Vorsänger'
Paul Adrian Villarreal und wir kamen in den Genuss stetig wechselnder Gesangsvorträge, mal etwas weicher und gefühlvoller, mal mit richtig Druck und rockender. Am Bass stand dafür ein neues, ewig lächelndes Gesicht im Form von
Nicola Angileri, der mich besonders durch sein nicht so ganz alltägliches Spiel faszinierte. Wäre der Korpus seines Instruments kreisrund und mit einem Fell bespannt gewesen, hätte er wohl wegen seiner Kombination aus Plektrum-Spiel und Fingerpicking einen guten Bluegrass-Picker abgeben können. Und auch der Schemel an den Drums bekam ein neues Hinterteil, denn
John Macaluso war ja für dieses Projekt als Schlagzeuger ausgewiesen.
Die Setlist gab eine Menge altbekannter Stücke her, die das Quintett irgendwo aus der jeweiligen Vergangenheit der Beteiligten gekramt hatte und zudem auch noch ein paar weitere tolle Nummern. Der Fokus lag auf Songs aus der Vita des Trommlers und trotzdem begann das Set mit "Hangar 18", das wir ja von
Megadeth kennen und hier im Schietskuil direkt die Schweißperlen auf die Stirn trieb. Über "Crushed" kam man dann zum Tribut an
Ark, die neben einem göttlichen "Burn The Sun" und "Torn" (das mit einem tollen Bass-Solo noch eine zusätzliche Aufwertung bekam) auch gegen Ende noch mit "Heal The Waters" vertreten waren.
TNT hatten mit einem Double aus "Purple Mountain's Majesty" und "Indian Summer" einen ebenso geilen Platz wie auch
Riot mit "Rolling Thunder". Niemand hätte den Saal verlassen, wenn
Macaluso nicht ein heißes Solo auf die Felle gehauen hätte, und es wurde selbstverständlich keiner der Anwesenden in der gut gefüllten Location auch nur ansatzweise enttäuscht. Es ist schon immer wieder faszinierend zu sehen, wie sich gute von sehr guten Trommlern unterscheiden! Zum schönen Ausklang gab es noch eine Hommage an den guten alten
Yngwie mit dessen "Rising Force" als Zugabe, bevor sich dann Publikum und Musiker wie alte Kumpels zum gemeinschaftlichen Abfeiern an der Bar einfanden.
Herzlichen Dank an
Koen und
Jeke für den super Abend in der Schietskuil und für das Ticket.