»Was uns im weiteren Verlauf die Polen Quidam dann vorsetzten, kann man wohl zum Feinsten des Genres zählen ... «, schrieb Kollege Ingolf zum Auftritt der Band beim 2. Artrock-Festival in Netzschkau b. Reichenbach dieses Jahres.
Die Vorgängerscheibe ... bez półPRĄDU ... halfPLUGGED, ging vor etwa einem Jahr über meinen Tisch und bekam eine gute Kritik. So war ich natürlich schon gespannt, was "Alone Together" zu Ohren bringt.
Ein erstes Kompliment geht (wieder) an das perfekt gewählte Coverbild von Michal Florczak. Dieses unterstreicht und verstärkt Texte und Tracktitel, geht es bei diesem als Konzeptalbum gestalteten Output doch um Einsamkeit im Allgemeinen und Besonderen. Dem Thema angepasst ist die Musik über weite Strecken sehr melancholisch und Bartek legt jede Menge Emotionalität in seine begnadete Stimme. Durch Jaceks Flötenspiel gewinnt die Musik das gewisse Maß an verspielter und doch treffsicherer, musikalischer Weite und Tiefe. Mal vorwitzig im Stile von rockigen Tull-Stücken, dann wieder eher traurig-folkig.
Keyboard- und sphärische Gitarrenpassagen, bei "We Are Alone Together", von monotoner, aber packender Percussion begleitet, zeigen, wie man Traurigkeit in ein musikalisches Gewand packen kann. Mit was soll man diese Stimmung vergleichen? Abenddämmerung am einsamen Strand, den Blick auf die Schaumkronen am Horizont gerichtet. So endlos weit und unerreichbar und doch kommt jede Welle irgendwann an das Ufer und läuft als schwaches Rinnsal vor den Füßen aus.
Einsamkeit ist Emotion in Reinform und mitnichten immer still im Kämmerchen zu 'genießen'. So brechen auch einige Stücke mit Verve aus dem tendenziellen Korsett und bringen leicht jazzige bis stark rockende Momente, wie z.B. das mit dezenter Wah Wah-Gitarre versehene "But Strong Together", was per Titel ja bereits auf eine Beziehungsverbesserung hinweist. Oder der Prog-Rocker "One Day We Find", der treibend und mit leichter Vertracktheit zu begeistern weiß.
Schön auch das Saxofon-veredelte "We Lost", bei dem Saiten und Tasten in "Wish You Were Here"-Manier einsam einleiten und über eine "Tubular Bells"-Sequenz zu einem wunderschönen Gitarrensolo führen, bis dann besagtes Saxofon kurz die "Rope Ladder To The Moon" besteigt.
Und wenn ich gerade von veredeln spreche - das macht Emila Nazaruk mit ihren Gänsehaut-Backings ganz hervorragend in "Kinds Of Solitude At Night". Dazu Piotr Nazaruk (ihr Mann?) an der Zither. Dass die Gitarre begeisternd abhebt, dürfte, wenn der Gitarrist Maciek Meller heißt, mittlerweile ein weißer Schimmel sein. Neben Zither spielt Piotr im Opener auch das Xaphoon, diese Art Bambusflöte, die ihrer Tonlage wegen auch hervorragend geeignet ist, 'Stimmung' zu verbreiten.
Die Länge der Songs sowie die passgenaue Dosierung der Choreografie, welche keine Ego-Soloausflüge vorsieht und alle Musiker(innen) im Gesamtbild hält, machen aus "Alone Together" ein Album, dass bei jedem Hördurchgang neue Facetten aufzeigt, neue Interpretationen vor dem geistigen Auge zulässt und fernab des Konzepts auch rein musikalisch mit Bravour den Hörer fesselt.
Das nenne ich internationale Klasse und meine Worte vom letzten Jahr unterschreibe ich auch heute mit wasserfester Tinte: »Allen gemein sind die perfekten Melodien, das präzise 'auf-den-Punkt-Kommen' und die irgendwie beruhigende Wirkung beim Hören. Die Band selbst ist absolut perfekt ...«.
Line-up:
Zbyszek Florek (keyboards)
Maciek Meller (guitars, backing vocals)
Bartek Kossowicz (vocals, backing vocals)
Mariusz Ziółlkowski (bass guitar, backing vocals)
Maciek Wróblewski (drums, percussion)
Jacek Zasada (flute)
Gäste:
Emila Nazaruk (backing vocals - #2)
Piotr Nazaruk (xaphoon - #1, zither - #2)
Piotr Rogóz (alto sax - #6)
Tracklist |
01:Different (3:16)
02:Kinds Of Solitude At Night (6:00)
03:Depicting Colours Of Emotions (10:18)
04:They Are There To Remind Us (7:49)
05:Of Illusions (8:04)
06:We Lost (8:26)
07:One Day We Find (6:46)
08:We Are Alone Together (8:20)
09:But Strong Together (4:25)
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