Was haben eine Band - völlig gleich, welcher Stilrichtung - und ein Rockmagazin gemeinsam? Ohne Teamgeist funktioniert beides nicht!! Und dieser wird Ritchie Blackmore von verschiedensten Seiten gerne abgesprochen. Diese teilweise mühseligen Diskussionen um sein 'Rumgeeiere' zwischen Deep Purple und Rainbow will ich gar nicht neu aufleben lassen, aber es ist schon offensichtlich, dass Blackmore mit anderen Charakterköpfen, wie Ian Gillan oder Ronnie James Dio, in seinen Bands immer wieder aneinander geraten ist. Von daher ist es mehr als konsequent, dass er nun mit Ehefrau Candice Night sein eigenes Ding macht. Unumstritten ist allerdings die musikalische Genialität dieses großartigen Gitarrenhexers.
Nach den Wechselspielchen Deep Purple - Rainbow - Deep Purple und vor der Götterdämmerung von Blackmore's Night gab es noch mal ein kurzes Zwischenspiel von Rainbow. Konsequenterweise stellte Blackmore dem Bandnamen seinen eigenen voran, denn ohne Ronnie James Dio und Cozy Powell konnte man das Projekt unmöglich Rainbow taufen. Diese bislang letzte Reunion zeitigte mit "Stranger In Us All" einzig ein (recht passables) Album, das vor allem hierzulande und in Skandinavien gut aufgenommen wurde, in den anderen wichtigen Musikmärkten allerdings gnadenlos floppte. So war es kein Wunder, dass es das letzte Rainbow-Album bis dato (und sicherlich auch jemals) blieb. Das Bemerkenswerteste an dieser Formation war ohnehin die Entdeckung eines gewissen Douglas White, eines relativ unbekannten schottischen Sängers, der daraufhin bis heute mit seiner herrlichen Stimme für Furore sorgt.
Die hier zu besprechende DVD "Black Masquerade" wurde am 9. Oktober 1995 in der prallvollen Düsseldorfer Philipshalle für den Rockpalast aufgezeichnet. Neben den Bandklassikern wurden sechs Stücke des neuen Albums sowie die DP-Gassenhauer "Burn" und "Smoke On The Water" gespielt.
Bild und Ton der DVD sind, wenn auch nicht in überragender, so doch in ordentlicher Qualität. Die Lightshow ist (den damaligen Standard der Technik berücksichtigend) spannend. Leider gab es offenbar nichts aus dieser Epoche, was Eagle Rock noch als Bonusmaterial hätte dazupacken können.
Es ist bezeichnend, dass - für meinen Geschmack - trotz der stimmungsvollen Einleitung durch "Over The Rainbow" erst mit "Long Live Rock'n'Roll", das geschickt mit "Black Night" gekoppelt wurde, so richtig Stimmung aufkommt - kein Wunder bei den "Mein Vater war ein Wandersmann"-Zitaten. Falleri, Fallera!!!. Die beiden Eröffnungstitel sind kompositorisch irgendwie nicht der 'Burner'. Das ändert sich aber mit "Hunting Humans" gefolgt von "Wolf To The Moon", die beide zu den besseren Nummern von "Stranger In Us All" zählen. "Trotzdem sind es halt die Klassiker wie "Man On The Silver Mountain", die man auf so einer DVD haben möchte. Unverzeihlich ist in diesem Zusammenhang, dass Herr Blackmore an diesem Abend auf meinen Liebling Stargazer verzichtet hatte ;-)
Doogie White machte wirklich einen verdammt guten Job, vor allem wenn man heute bedenkt, wie riesig diese sprichwörtlichen Stiefel waren, die er da auszufüllen hatte! Dieser Mann ist schlichtweg einer der besten Hard Rock-Sänger dieses blauen Planeten - Basta und Punkt.
Das für Rainbow-Konzerte obligatorische, mehrminütige Keyboardsolo durfte natürlich nicht fehlen. Paul Morris machte seine Sache gut, obwohl ich persönlich Soli dieser Art - gerade im Hard Rock-Genre - oftmals etwas zu pompös-kitschig finde - selbst wenn da ein Gigant wie Don Airey hinter seiner Tastenburg sitzt... Da finde ich die kurze Morris'sche Einleitung zum (mal wieder sensationellen) schwerblütigen "Perfect Strangers" und dessen Hammondsolo im Mittelteil schon wesentlich spannender. Einer der musikalischen Knaller war dagegen die (damals) brandneue Nummer "Ariel" mit ihrem saustarken, leicht arabesken Touch - einer der wenigen Momente, in denen sich Candice Night präsentieren durfte.
Mit "Sixteenth Century Greensleeves" und der Grieg-Interpretation "Hall Of The Mountain King" steuert diese DVD ziel- und passgenau auf ihren Höhepunkt und Ende zu. Mit den beiden DP-Killern "Burn" und dem unvermeidlichen Smoke On The Water als Zugabe endet ein erfreulicher Konzertfilm nach gut einhundert unterhaltsamen Minuten.
Auch wenn ich persönlich diesen historischen Pflichtkauf eindeutig präferiere - alleine schon wegen des überragenden Ronnie James Dio -, so kann man sich eine Rainbow-Sammlung ohne "Black Masquerade" - alleine schon wegen des überaus kommunikativen (»Wir sind alle Alkoholiker...«) Doogie White - nicht so recht vorstellen. Macht Spaß!!
Line-up:
Ritchie Blackmore (guitars)
Doogie White (vocals)
Paul Morris (keyboards)
Greg Smith (bass, background vocals)
Chuck Burgi (drums, percussion)
Candice Night (background vocals)
Tracklist |
01:Introduction / Over The Rainbow
02:Spotlight Kid
03:Too Late For Tears
04:Long Live Rock'n'Roll / Black Night
05:Hunting Humans
06:Wolf To The Moon / Difficult To Cure
07:Keyboard Solo
08:Still I'm Sad
09:Man On The Silver Mountain
10:Temple Of The King
11:Black Masquerade
12:Ariel
13:Since You've Been Gone
14:Perfect Strangers
15:Greensleeves
16:Hall Of The Mountain King
17:Burn
18:Smoke On The Water
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