Ramses / Light Fantastic
Light Fantastic Spielzeit: 39:37
Medium: CD
Label: Sky Records, 2012 (1981)
Stil: Krautock


Review vom 25.02.2012


Markus Kerren
Nachdem wir euch hier vor kurzem die beiden sehr starken Alben La Leyla/Eternity Rise von Ramses vorstellen konnten, haben wir es nun mit der dritten Platte der Combo, "Light Fantastic", aus dem Jahr 1981 zu tun. Und es hatte sich Einiges getan. So hatten sowohl der Sänger Herbert Natho als auch der Bassist Hans D. Klinkhammer die Gruppe verlassen und Winfried Langhorst musste zwischendurch ebenfalls eine einjährige Pause einlegen. Letzterer war jedoch für diese dritte Produktion wieder zurückgekehrt. Aber nicht nur das Personal-Karussell hatte sich gedreht, auch die musikalische Ausrichtung war diesmal eine andere.
Ramses zog es weg von den 'krautigen', progressiven Sounds der Siebziger, hin zu straffer strukturierten Rock-Nummern. Interessant zu beobachten, dass sie damit ganz und gar nicht alleine waren. Als ein Beispiel seien hier nur mal die ebenfalls aus Hannover stammenden Jane genannt, die spätestens ab ihrem Album "Sign No. 9" (1979) ebenfalls konsequent in genau diese Richtung gingen. Inwieweit die Line-up-Wechsel bei Ramses bzw. der Fakt, dass sich für das hier zu besprechende Album der Gitarrist Norbert Langhorst besonders in Szene setzen konnte, dafür verantwortlich ist, ist im Booklet (das nur die nötigsten Infos beinhaltet) leider nicht erläutert.
Und so beginnt "Light Fantastic" dann auch mit einem fetten Gitarren-Rocker, bei dem die Keyboards zwar noch vorhanden, aber lange nicht mehr so dominierend sind wie auf den beiden Vorgängerwerken. Eine klasse Nummer ist das, mit gewohnt eingängigem Refrain und für das Jahr 1981 richtig modernem Sound. Und das Keyboard bekommt dann schließlich doch noch sein Solo. Der neue Bassist Herbert Wolfslast (der übrigens sechs der sieben Texte für das Album schrieb) konnte mit "Force Of Habit" auch eine seiner Kompositionen einbringen. Und bei dieser Nummer wird es dann ansatzweise auch wieder sphärisch, wenn der Track - wie die meisten anderen der Scheibe - vom Gesanglichen her auch durchaus poppige Züge aufweist.
Was die Hannoveraner auch auf dieser Scheibe sehr gut verstehen, ist richtig starke Melodien zu kreieren, die sie über die dieser Band so eigenen Art des Zusammenspiels zwischen Gitarre und Keyboard legen. Ein Highlight auf "Light Fantastic" ist sicherlich "Across The Everglades", das episch von den Tasten eingeleitet wird, sich dann erstmal die Zeit nimmt, um Spannung aufzubauen, nur um schließlich als Instrumental zu entschweben und die damalige Vinyl-Scheibe ausklingen zu lassen. Entfernt erinnert das ein bisschen an den Sound der aus der selben Stadt stammenden und zur gleichen Zeit aktiven Straight Shooter. Ein auf Piano eingestelltes Keyboard eröffnet "Transport Of Joy", einen weiteren Song, der über die Prädikate eingängig, fast schon poppig und modern produziert verfügt.
Der Hit der Scheibe ist ganz offensichtlich der vom Schlagzeuger Reinhard Schroeter geschriebene Titelsong, der locker-leicht aus der Hüfte geschossen daher kommt, von einem unterschwelligen Reggae-Feeling durchzogen ist und über einen weiteren sehr eingänigen Refrain verfügt. Mit "Noise" gibt es auch noch einen Bonus-Track, bei dem es sich allerdings um nichts anderes als den Titel "War" vom "La Leyla"-Album handelt, wenn auch einige Veränderungen vorgenommen wurden.
Ramses hören sich auf dieser Scheibe deutlich anders an als noch auf ihrem Debüt, obwohl man auch klar feststellen muss, dass die auf dem zweiten Album bereits eingeschlagene Richtung hier konsequent weiterentwickelt und nahezu perfektioniert wurde. Lange Zeit war "Light Fantastic" nur schwierig, bzw. für teures Geld zu erwerben. Umso schöner, dass Sky Records diese Scheibe noch einmal überarbeitet auf den Markt gebracht haben. Es sollte das letzte Album der Niedersachsen für die nächsten gut zwanzig Jahren bleiben. Heute sind Ramses zum Glück wieder aktiv, wovon wir uns auch direkt vor Ort beim letztjährigen German Kultrock-Meeting II in der Balver Höhle überzeugen durften.
Wer den Ramses-Klassiker "La Leyla" liebt, muss "Light Fantastic" nicht unbedingt ebenfalls mögen. Aber diesen Satz könnte man genauso gut auch umgekehrt aufstellen. Fakt ist, dass die ersten drei Alben dieser Band hohen Qualitäts-Standard und sehr starke Songs bieten, die man zumindest kennen sollte.
Line-up:
Winfried Langhorst (keyboards, vocals)
Norbert Langhorst (electric & acoutic guitars)
Reinhard Schröter (drums, percussion, vocals)
Herbert Wolfslast (bass, 6- & 12-string guitars)
Matthias Möller (keyboards, vocals)
Tracklist
01:Sorry Ma
02:Transport Of Joy
03:Force Of Habit
04:The Light Fantastic
05:Earth In The Dark
06:Carry On
07:Across The Everglades
08:Noise (Bonus-Track)
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