Zwei Jahre nach ihrem viel beachteten
Anno Domini High Definition beehren uns die polnischen Filigran-Progger
Riverside mit einer prall gefüllten EP. "Memories In My Head" könnte dabei die Fortsetzung der 2005er EP
Voices In My Head sein, spekuliere ich jetzt einfach mal ins Blaue. Nach Ausflügen in progressiv-metallische Klangwelten kehren
Riverside deutlich vernehmbar zum epischen, atmosphärischen Art Rock dieser Scheibe zurück. "Memories In My Head" unterscheidet sich durch seine klangliche Wärme wohltuend von der bei aller Schönheit etwas steril-kalten Härte "Rapid Eye Movement(s)" (2007) oder des o. g. Vorgängers. Um's auf eine griffige Formel zu bringen: Es gibt wieder mehr
Pink Floyd als
Dream Theater.
Würde man die (fünf) Stücke auf "Voices..." als 'Kurzgeschichten' bezeichnen, so wären es auf "Memories..." kleine 'Romane'. Wobei die drei Teile sich auf einander zu beziehen scheinen und ineinander übergehen. Beiden Werken ist die düstere, morbide Grundstimmung gemein - das Artwork zu "Memories..." verstärkt diesen Eindruck zusätzlich. Textschreiber Mariusz Duda ist bekanntlich wegen seiner trübsinnigen 'Selbstzerfleischungen' nicht unumstritten.
Symptomatisch für die eingangs beschriebene Wärme ist "Living In The Past", der Höhepunkt dieser EP.
Michal Lapaj hat wohl in letzter Zeit vermehrt
Rick Wright gehört. Die Rückbesinnung auf organische Hammond-Sounds ist einer der erfreulichsten Aspekte von "Memories In My Head". Auch
Piotr Grudzinski setzt wieder mehr auf weich singende Gitarrenlinien als auf harte Brachial-Riffs. Und dass
Dudas markant-kernige Bassfiguren zum Besten gehören, was das Prog-Genre zu bieten hat, ist hinlänglich bekannt. Sie geben den Songs erneut den nötigen 'Pfeffer'. Leichte Abstriche sind dagegen einmal mehr bei dessen leicht nasalen Gesangsdarbietungen zu machen.
Ein etwas überdimensioniertes Intro gewährt Eintritt in 'wolkige' Traumwelten - das Kopfkino erzeugt apokalyptische Endzeitbilder vor sphärischen Soundlandschaften. Duda nennt das (Mini-)Album »film-soundtrackish« und trifft damit den Nagel auf den berühmt-berüchtigten Kopf. Bezeichnenderweise ist "Forgotten Land" der Soundtrack zu einem Computerspiel: "The Witcher 2". Die Neigung zum 'Frickeln' haben die vier Polen diesmal abgelegt - man greift nun zu großzügig weiten Pinselstrichen, was "Memories..." für manchen Freund härterer Töne sicherlich etwas 'zuckrig' macht.