Der musizierende Professor J. Shogren war nach dem Erfolg von Jahamericana nicht untätig und hat nun mit "American Holly" einen neuen Longplayer vorgelegt.
Die 'amerikanische Stechpalme', auch gerne als Weihnachts-Dekoration zum drunter Knutschen benutzt, hat nicht so stachelige Blätter wie der europäische Ableger, deren rote Beeren obendrein auch noch giftig sind.
Das Line-up wurde von elf auf stattliche achtzehn Personen aufgestockt, aber keine Sorge, die Musik ist so organisch wie die im Opener besungene Pflanze, von der Wurzel bis zum Sauerstoff-verarbeitenden Grünzeugs.
Schon nach den ersten Takten macht sich eine lauschige Atmosphäre breit. Shogren und D. Tinker haben produziert sowie gemixt. J. Wilson, der schon Alben von Richard Thompson, Joe Ely, Bob Mould oder Phillip Walker unter seine Fittiche genommen hat, verpasste der CD den finalen Wohnzimmer-Schliff.
Der "American Holly"-Präsentkorb ist reichlich gefüllt. Da wird von "Salt Lakrits" über "Spilt Whiskey" bis hin zu einer "Hand Grenade" ziemlich viel besungen und in Töne umgesetzt. Schade, dass es kein Booklet mit Texten im Digi-Pack gibt.
Neben ruhig gehaltenen Preziosen geht die Post in so manchem Track richtig ab.
Shogren hat mit "French Creek" auch einen Gypsy-orientierten Song auf Lager und wenn es Zeit für "Holes" ist, durchleben wir, gestützt von Nicholas' Posaune gar New
Orleans-Feeling.
Trotz der Intimität geht man einerseits geradezu verschwenderisch mit dem instrumentalen Arrangement um, andererseits sind auch die reduziert gespielten Stücke Juwelen des Singer/Songwriters: "Deny Me".
Mal werden die erstklassigen Kompositionen, die fast ausnahmslos vom Protagonisten geschrieben wurden, dominiert vom Akkordeon, dann der Mandoline oder dem Banjo, ein anderes Mal ist es die Violine.
Sally van Meter an der Resonator-Gitarre ist ein Genuss für sich und Abwechslung wird auch erreicht durch den Einsatz von perkussiven Elementen. Dem gegenüber stehen immer wieder die zuweilen solo vorgetragenen Stücke des Albums.
Selbst dieses schräge, manchmal etwas aus der Spur geratene "Spilt Whiskey"-Gezupfe, mit mehreren Saiten-Instrumenten am Start, hat eine liebenswürdig-gewinnende Charakteristik und direkt danach wird ein bluesig-groovendes "Relativity" nachgeschoben. Um dem Leser von diesem und anderen Liedern in ähnlichem Format (zum Beispiel "God's 9:05") einen Eindruck zu geben, sei hier J.J. Cale genannt.
Die "JJ Polka" hat Volkslied-Einschlag und nichts mit Cale zutun. Wer kann schon ein derart verträumtes "Hardwood Floor" abliefern? Herrliches Fingerpicking von einer akustischen Gitarre. Die anderen sorgen für die Rhythmik oder solieren auch mal kurz. Klasse... einer von vielen Anspieltipps!
Einige der Musiker und Musikerinnen sind für das 'hubbub' zuständig. Selbst diese, zum Teil gesprochen Einlagen verbreiten eine gelungene Stimmung.
Mit einem Hördurchgang ist es bei "American Holly" nicht getan. Shogren ist ein Feingeist.
Der vielen, vielen Kleinigkeiten und Größe der Produktion wird man erst beim wiederholen Gebrauch des Silberlings gerecht. Der Professor hat auch eine sehr gute Gesangsstimme, die ebenfalls einen Ausschlag für das hervorragende Flair der Platte gibt.
Mit diesem Album spielt sich J. Shogren in eine der ersten Reihen des Singer/Songwriter-Genres. Auf Wiederhören!
Line-up:
J. Shogren (vocals, guitars, tenor banjo, mandolin)
B. Burke (vocal, vioce, hubbub)
J. Crossland (banjo)
S. Kelley (bass, bass vocal)
M. Krupp (percussion)
K. Lamberson (jug)
J. Lyford (violin)
M. Lyford (euphorium)
J. Lyons (voice, fiddle, guitar)
P. Madsen (drums)
C. Nicholas (trombone)
W. Plumb (drums)
R. Shogren (hubbub)
L. Swett (vocals)
L. Thundtröm (hubbub)
D. Tinker (vocals, piano, bass, hubbub)
S. van Meter (Resonator)
D. Woody (violin, accordion)
Tracklist |
01:American Holly (4:52)
02:Early In The Evening (3:49)
03:Everyman (3:04)
04:Salt Lakrits (2:00)
05:Hand Grenade (1:55)
06:Holes (3:50)
07:Deny Me (2:52)
08:French Creek (3:21)
09:Well-Fed Man (5:11)
10:Spilt Whiskey (3:31)
11:Relativity (2:39)
12:She's With Me (4:22)
13:Baby On The Tracks (1:06)
14:God's 9:05 (3:09)
15:JJ Polka (2:23)
16:Hardwood Floor (3:40)
17:Come All This Way (2:34)
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