Der Sänger/Gitarrist Kai Strauss ist schon ziemlich lange im Musikbusiness unterwegs und hat sich sowohl in Europa als auch bei seinen amerikanischen Kollegen durch sein intensives wie auch authentisches Blues-Spiel einen Namen gemacht. Nachdem er sich schon als Teenager für die Sounds eines Buddy Guy, Jimmie Vaughan und B.B. King begeisterte, gründete er Ende der achtziger Jahre die Band The Bluescasters. Dieser Truppe um den schwergewichtigen texanischen Harpspieler und Shouter Memo Gonzalez, die bis heute zu den angesagten Blues- und Rock'n'Roll-Bands zählt, hielt Kai Strauss über fünfzehn Jahre die Treue und spielte mit ihnen fünf Alben ein. Wer diese Jungs mal live auf der Bühne erlebt hat, weiß, warum ihre Auftritte jedesmal begeistern.
Nach seiner Trennung von Memo Gonzales & The Bluescasters nahm er im Jahr 2012 das Album This Time mit der Kai Strauss Band auf, das bei meinem geschätzten Kollegen Joe auf total offene Ohren stieß und sehr positiv bewertet wurde. Das Leben als Bandleader schien Kai sichtlich zu gefallen, denn 2014 erschien sein erstes Soloalbum "Electric Blues", das Aufnahmen in verschiedenen Besetzungen enthält und den Blues in Reinkultur rüberbringt. Um diesen Longplayer nun zu promoten hat der umtriebige Sänger/Gitarrist jetzt unter der Firmierung Kai Strauss & The Electric Blues Allstars ein Quartett zusammengestellt, das sich aus Mitgliedern der Osnabrücker Bluesszene zusammensetzt.
Da ist zunächst einmal Moritz 'Mo' Fuhrhop zu nennen, der jahrelang Henrik Freischlader an den Keyboards begleitete und auch auf dessen Abschiedstour im letzten Jahr dabei war. Außerdem ist Mo bei der Jimmy Reiter Band aktiv, genau wie Fabian Fritz, der bei den Allstars am Piano zu hören ist, während Fuhrhop den Bass bedient. Am Schlagzeug sitzt Alex Lex, der Kai Strauss schon längere Zeit begleitet und auch schon Tom Vieth, Jimmy Reiter und Billy Boy Arnold, um nur einige zu nennen, unterstützt hat. Man sieht also, dieser Vierer besteht nicht aus irgendwelchen Nobodys, sondern da sind schon sehr illustre Leute versammelt, die sich dem 12-Takter verschrieben haben und genau wissen, worum es dabei geht.
So war die Kniestedter Kirche auch recht gut besucht, als die Band um kurz nach 20.00 Uhr die Bühne betrat und von Antje Fischer mal wieder mit warmen Worten angesagt wurde. Und was dann in dem zweiteiligen Set ablief, war tatsächlich Blues pur. Einhundertsechzig Minuten voll von getragenen Rhythmen, dass man sich gedanklich fast ins Mississippi-Delta versetzt fühlte, oder die Baumwollfelder vor sich sehen konnte, auf denen die Sklaven ihre harte Arbeit verrichten mussten. Bei diesem Auftritt gab es nur eins - und das war die 'blaue Musik'. Sind sonst im Spiel von Kai Strauss durchaus schon mal Ausflüge in den Soul oder auch jazzige Anleihen zu hören, gab es diesmal ausschließlich den Blues auf die Ohren, was mir persönlich sehr gut in den Kram passte.
Beide Teile der Show begannen instrumental, so quasi als Aufwärmprogramm, um gleich mal zu zeigen, wo es an diesem Abend langgehen sollte. Doch dann ging es so richtig schön zur Sache. Der Slow Blues gab in weiten Teilen des Konzertes den Ton an. Und neben den tollen Sounds des Sechssaiters wurde schnell deutlich, über was für eine starke Stimme Kai Strauss verfügt. Eigentlich hat er es gar nicht nötig, sich auf seinen Alben immer wieder durch andere Sänger zu verstärken, wie in der Vergangenheit öfter geschehen. Er ist durchaus in der Lage, die Vocals komplett allein zu bestreiten - und das richtig gut und voller Feeling. Der Mann hat eben nicht nur Gefühl bei seinem Gitarrenspiel, das wurde an diesem Abend ganz deutlich.
Auch der Rest der Band wirkte hervorragend eingespielt. Fabian Fritz am Piano war der ideale Gegenpart zur Gitarre und lieferte sich immer wieder klasse Zwiegespräche mit dem Sechssaiter. Dazu setzte Moritz Fuhrhop die dicken Saiten nicht nur als reines Rhythmusinstrument ein, sondern war immer wieder ganz eigenständig unterwegs, was den Songs sehr gut zu Gesicht stand. Höhepunkt seines Bassspiels war ein lang ausgedehntes Solo, bei dem er sein großes Können auch an diesem Instrument unter Beweis stellen konnte. Dieser Mann ist wirklich an vielen Arbeitsgeräten zuhause. Zu guter Letzt lieferte Alex Lex ein grundsolides Fundament in Sachen Rhythmus ab und war so die gute Seele dieser tiefgreifenden Musik. Nicht zu heftig, aber immer mit der richtigen Dosierung.
Neben Songs aus dem "Electric Blues"-Album, von denen mich persönlich das herrlich groovende "One Woman Man" besonders beeindruckte, gab es auch etliche Coversongs auf die Lauscher, bei denen Kai Strauss seinen großen Idolen aus der Vergangenheit den gebührenden Tribut zollte. Neben den weiter oben schon erwähnten Buddy Guy und B.B. King gab es noch sehr interessante Versionen von Howlin' Wolf-, Magic Sam- und Guitar Slim-Titeln zu hören, die er aber allesamt mit seinem ganz eigenen Gitarrenstil veredelte. Hier konnte man Kais ganze Hochachtung vor diesen Blueslegenden förmlich spüren.
Mit diesem Konzert von Kai Strauss & The Electric Blues Allstars gab es eines der intensivsten Blueskonzerte, die ich in der letzten Zeit erlebt habe. Selten habe ich einen Gig gesehen, bei dem das Motto 'Blues in der Kirche' treffender gewählt wurde, als an diesem Samstagabend.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Antje Fischer von der Stadt Salzgitter für die problemlose Akkreditierung und die nette Betreuung.
Line-up:
Kai Strauss (guitar, vocals)
Moritz 'Mo' Fuhrhop (bass)
Fabian Fritz (piano)
Alex Lex (drums)
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