Endlich!!! Mark Selby, nach vier langen Jahren, wieder in Deutschland.
Mark Selby feat. special guest Tia Sillers. Vom Namen der Beiden lässt sich ja nicht zwingend darauf schließen, aber ist es nicht wunderbar mit seiner Frau auf Tour in Deutschland unterwegs zu sein?
Wie ich unmittelbar nach dem Interview erfuhr, waren 2 Stunden Live-Musik geplant. Beginn 21.00 Uhr. Folglich, wer 2 und 2 zusammenzählen kann, Ende ca. 23.00 Uhr.
Mark Selby geht mit nur zwei Gitarren an den Start: eine akustische 'Mossman' aus dem Jahr 1974 und eine weitere von 1976. Kein Verstärker, die Gitarren wurden direkt über die PA mit der entsprechenden Lautstärke versehen. Also im Prinzip 'nur' zwei Mikrofone auf der Bühne.
Bei anderen Konzerten habe ich ja schon akustische Einlagen der Musiker erleben dürfen. Beim letzten Nine Below Zero-Konzert war es sogar die Hälfte des Gigs.
Aber zwei Stunden? Akustische Musik hat was. Dafür kann ich mich begeistern, bringt immer wieder Abwechslung ins Geschehen. Aber zwei Stunden akustische Musik?
Lassen wir uns überraschen. Der Soundcheck gab zwar schon mal einen begrenzten Einblick hinter die Kulissen, jedoch eben nur begrenzt.
Kurz nach 21.00 Uhr war er dann am Start, Mark Selby setzt sich entspannt auf den Barhocker eröffnet seine musikalischen Reise durch sein bluesiges, rockiges und Singer/Songwriter-Repertoire mit dem ersten Stück seiner Debüt CD More Storms Comin', "Don't You Throw That Mojo On Me". Unbeschreiblich, wie sich ein solcher Song nur akustisch vorgetragen, verändert. Wenn es an die Soli-Abteilung in den Songs geht, hält es Mark nicht mehr auf seinem Barhocker. Schon mal ein starkes Anfangstempo, das vorgelegt wird.
Dann folgt erstmal eine freundliche Begrüßung der Konzertbesucher und ein Dank, dass man gekommen ist.
Natürlich gibt es nicht nur Parforce-Ritte. "Here's To You..." z.B., besinnlich, emotional, nicht nur auf die Gitarre bezogen, Selbys Stimme ist einfach so etwas von ausdrucksstark.
Wenn es um Mark Selby geht, darf das Bottleneck natürlich nicht fehlen. Feinste Slidegitarre, vorgetragen in "Down In The Flood" und dem extra Part von "Up To No Good", "Slide Wire".
Du liebe Güte, hat diese Gitarre einen satten Klang, ganz gleich ob gezupft, geschlagen oder eben mit dem Bottleneck.
Ein Beispiel, beim Konzert auch gehört, wie sich ein Song mit Band dann nur mit akustischer Gitarre gespielt, anhört, ist "Deep Pockets", das es auf Dirt mit Band und auf The Horse He Rode In On eben akustisch gibt. Und es ist Live, was er auf letzt genannter CD spielt.
Nach einigen Songs blickt Mark Selby nach links in die Zuschauer und bittet Tia Sillers auf die Bühne.
Hatte ich schon einige Adrenalinausschüttungen während der Anfangsphase des Konzertes, war die nächste angesagt, als Tia ans Mikro trat und ihren Ehemann singend begleitet.
Hölle, hat diese Frau eine Stimme, man glaubt es kaum, dass aus solch einem eher zierlichen Körper etwas derart beeindruckendes zu hören ist.
Tia war nicht ständig mit auf der Bühne, aber wenn beide präsent waren, würde ich mich zu folgender Bemerkung hinreißen lassen:
"Mark Selby und Tia Sillers sind ein unschlagbares Team. Da wird dem Hahn das Gefieder über die Ohren gezogen."
Tia Sillers war aber nicht nur da, um ihren Gatten vokaltechnisch zu begleiten. Es war auch oft genug Rollentausch angesagt. Dann konnte sich Tia so richtig am Mikro austoben.
In den Staaten, sie will es nicht hören, ist sie ein Songwriting-Star.
Was da alles so zusammenkommt solltet ihr auf der gemeinsamen Homepage der beiden selber erkunden. Auch was das Songwriting angeht: Hochgradig gut.
Dann greift Mark zu seinem, auf einem weiteren Barhocker deponierten, Equipment. Das Bottleneck hatten wir ja schon. Dann waren da noch drei Harps in verschiedenen Tonarten. Den Harphalter (oder wie diese Teil heißt) in Position gebracht und wir hatte die nächste Variante eines akustischen Selby-Gigs.
Wir waren der Rhythmus mit 'in die Hände klatschen' und 'Finger schnippen'. Ja, Leute, das ging und selbst das Schnippen war zu hören. Übrigens kam der Sound super rüber. Hatte ich den Rollentausch schon auf die beiden Akteure bezogen erwähnt, sparte Mark am Ende des Songs nicht mit Beifall für das Publikum.
"Blind Since Birth" bildete ein weiteres Highlight des Abends. Überhaupt wurden wir entweder von Mark Selby oder Tia Sillers oder von beiden zwischen den Songs kurzweilig unterhalten. Erklärende Worte zu den Liedern oder auch, wie schon geschrieben, kurze Geschichtchen.
Ach so, eine Fremdkomposition gab es dann doch: "Little Wing" von Hendrix.
Meine anfängliche Skepsis bezüglich eines exklusiven akustischen Konzerts war schon lange vergessen.
Das 'Red Rooster'-Publikum erwies sich als äußerst fachkundig, denn wir sangen viele Lieder lautstark mit, wobei dann immer ein freundliches Lächeln in Selbys Gesicht zu sehen war.
Am Rande des Interviews habe ich Mark vom letzten 'Red Rooster'-Konzert erzählt (die Sache mit der Ruhestörung, dem akustischen Part und "A Whiter Shade Of Pale"). Vor vier Jahren haben wir im 'Red Rooster' auch eine Premiere erlebt, denn besagten Song hatte er noch nie Live gespielt.
Natürlich gab er den Hit auch an diesem Abend zum Besten.
Zwei Stunden waren um, aber ein Ende der Veranstaltung war nicht in Sicht.
Es folgten mehrere Zugaben, nicht immer nur ein Song, wir hatten einfach nur Spaß und feierten zusammen mit Mark Selby und Tia Sillers eine Party.
Eine Party, zu der später auch 'Red Rooster'-Besitzer Wolfgang zum Mikro griff und mit seiner bluesigen Stimme, zusammen mit Mark, zwei Songs zum Besten gab.
Mein Zeiteisen zeigte 23.50 Uhr an, als dann doch Schluss war.
Bevor ich zum Schlusssatz komme: Das, was uns ein Joe Bonamassa bei seinen Gigs auf der akustischen Gitarre zeigt, kann Selby auch ("Leveler, Reveler").
Wieder mal ist ein beeindruckendes Konzert von Mark Selby zu Ende und genauso wie das Konzert vor 4 Jahren wird es mir im Gedächtnis bleiben.
Bilder vom Konzert
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