Mark Selby / Nine Pound Hammer Tour
09.03.2008, Schwarzer Adler, Rheinberg
Rocktimes Konzertbericht
Mark Selby
Schwarzer Adler, Rheinberg
09. März 2008
Stil: Blues Rock



Artikel vom 14.03.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Im Song "Leveler, Reveler" heißt es: »The party doesn't start 'til a quarter past eleven… .«
Das stimmte natürlich nicht, denn die Konzert-Fete startete bereits etwas früher. Von viel Beifall begleitet, enterte um 20:10 Uhr überraschend Mark Selby alleine die Bühne des Schwarzen Adlers. Auch nach wenigen Momenten des Wartens blieben Schlagzeug sowie der Bass verwaist.
Mark SelbyDer in Nashville lebende Amerikaner schulterte seine Gitarre, fixierte die Harp im Rack und stülpte sein Bottleneck über den kleinen Finger. Intensiv, mit viel Slide-Gitarre, begann er den Gig. Zu Beginn des Konzerts hatte wahrscheinlich niemand im Schwarzen Adler damit gerechnet und umso mehr war es ein toll gewählter Einstieg.
Dann leisteten der Bassist Bernd Renn und Josef Kirschgen am Schlagzeug dem Gitarristen und Sänger Gesellschaft und mit "Don't You Throw That Mojo On Me" von seinem ersten Album More Storms Comin' legte das Trio den Grundstein für einen stimmungsvollen Abend. Nur während der Gesangspassagen hielt es ihn am Mikrofon. Gespickt mit zwei herrlichen Soli, eines davon wieder mit dem Metallröhrchen, bewegte sich Selby elegant zum Rhythmus oder positionierte sich am vorderen Bühnenrand.
Mark SelbySeine diesjährige Tour mit siebzehn Stationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz steht unter dem Motto des aktuellen Albums Nine Pound Hammer. Da stellte sich der interessierte Besucher bereits im Vorfeld die Frage, wie viel "Nine Pound Hammer" sein Konzert enthalten mag? Satt, denn in Rheinberg waren es sage und schreibe zehn von zwölf Tracks des hervorragenden Albums.
Eine erste Kostprobe gab es mit dem riffig-rockenden "Dangerous Game". Gut, dass Selby abermals auf die bereits im letzten Jahr mehr als überzeugende Rhythmus-Abteilung Renn/Kirschgen setzte, denn auf die konnte er sich blind verlassen und es war schon beruhigend, solche Sidemen zu haben. Songs wie "Dangerous Game" konnte man sich einfach nicht entziehen. Der Wechsel zwischen heftigem Solo, länger als auf der Platte und diesen ansteckenden Riffs und Hooklines war schon zum Zunge schnalzen.
Mark SelbyEin Intermezzo aus dem Rückspiegel gab es mit "Unforgiven" vom Album Dirt. Mit einigen Tempiwechseln sowie einem Frage-Antwort-Spielchen zwischen Renn und Selby schrammte der Track die Zehn-Minten-Grenze.
Wie paart man auf infektiöse Art Rock mit Funk? Mark Selby reagierte darauf mit "I Should Know Better". Heftig slappte Bernd Renn die Saiten seines Tieftöners und der Protagonist erwies sich als Meister zwischen rockigen Riffs, funky Licks und… Slide-Gitarre. Kirschgen sorgte mit differenziertem Spiel für den richtigen Grip.
Die erste Ballade, "Baby I Do', stammte ebenfalls vom neuen Album und erst jetzt, in der Live-Version konnten Parallelen zu Coen Wolters langsamen Stücken gezogen werden.
"Miss My Love" leitete über zum Song, der seinerzeit ein Hit für Kenny Wayne Shepherd wurde: kraftstrotzend kam "Blue On Black" aus den Boxen und alle Besucher hatten ihren Spaß an der Nummer.
Mark SelbyDann folgte ein Trio von Songs des Überflieger-Albums "Nine Pound Hammer".
Den Anfang machte "I Stole Your Love", das Kirschgen mit einem wunderschönen Groove unterlegte. Selby sang mit viel Hingabe und hatte abermals das Bottleneck am Start. Unentwegt in Bewegung, hämmerte er einen fetten Riff nach dem anderen aus seinem Arbeitsgerät und selbst während des Songs wechselte er die 6-Saiter, von denen ihm drei zur Verfügung standen. Eine dieser Gitarren stammte von Delta Guitars, einer deutschen Marke aus Kempen. Ein wirklich herrliches handgearbeitetes Instrument, auf das die beiden im Publikum anwesenden Erbauer richtig stolz sein konnten.
Mittlerweile wurde vor der Bühne getanzt und der amerikanische Sympathieträger legte mit "Cold One Closin' In" direkt Kohlen nach. Dann folgte ein unwiderstehliches Stück Musik. Im Großformat packte man "Leveler, Reveler" aus der Wundertüte und die Party war in vollem Gang!
Mark SelbyWas ist denn jetzt los? Pause? Kirschgen und Renn gingen in Richtung Backstage. Aber Selby machte keine Anstalten, die Bühne zu verlassen. Mit "More Storms Comin'" folgte die nächste Solo-Einlage und diesen Song so zu hören, war eines der mit Highlights versehen Show. Auch ohne Mikrofon singend, ging einem seine Stimme durch Mark und Bein. Das Bottleneck kam immer wieder zum Einsatz, so auch in "Dirt".
Was sollte denn noch geboten werden? Nun verabschiedete sich Selby und die Rhythmus-Abteilung haute ein fulminant funkiges Stück raus, das die Lautsprecher einer Bewährungsprobe unterzog. Dafür gab es natürlich Sonderapplaus. Die Hände der Zuschauer wurden schon arg beansprucht.
Schwer bluesig wurde es mit "Sure Hope It Ain't A Train". Die Temperatur im Saal stieg stetig und selbst mit "7th Son" konnte die nicht fallen, ganz zu schweigen von "She's Like Mercury", dem eine mächtige Portion Rock'n'Roll beigemischt wurde. Klasse Vorstellung und gleichzeitig Ende des regulären Sets.
Mark SelbyZugabe: Was wurde denn noch geboten?
Die Musiker kamen zurück auf die Bühne, Bernd Renn mit einer noch verschlossenen Flasche Rotwein. Sollte jemandem eine besondere Aufmerksamkeit zukommen? Nein, dem war nicht so. Selby: »What does a bass player with a bottle of red wine?«
Da hat man schon zig Konzerte hinter sich und durfte zum ersten Mal erleben, wie ein Bassist auf seinem Instrument slidet! Das war die gigantische instrumentale Einleitung zum Song "Nine Pound Hammer", der hörbare Spuren im Saal hinterließ. Hammer!
Dann packte man auch noch das ruhigere "Guitar In The Rain" obendrauf und nun muss sich der Berichterstatter bei Selby bedanken, denn es wurde tatsächlich "Tell The Truth" gespielt, nach dem ich vor dem Gig gefragt hatte. Uh, Gänsehaut pur! Thanx, Mark!
Mark SelbyUnd das Konzert war noch nicht zu Ende. Solo gab es dann zum Chill-out "A Good Friend To The Blues". Fantastisch!
Das Publikum wollte noch mehr, allerdings waren die vergangenen über zwei Stunden, ohne Pause durchgezogen, vom Feinsten. Mark Selby hat mit seinem "Nine Pound Hammer"-Album kräftig nachgelegt und das Konzert hatte ebenfalls eine Steigerung zu verzeichnen.
So gewann er viele Fans dazu, was auch am Verkaufsstand zu spüren war, denn dort standen die Leute Schlange.
Mit einem Dank an Hans Zabinski für die Akkreditierung bliebe abschließend nur noch zu schreiben: See you in Rhede!
Line-up:
Mark Selby (guitar, vocals)
Bernd Renn (bass)
Josef Kirschgen (drums)
Bilder vom Konzert
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