Mark Selby / Nine Pound Hammer
Nine Pound Hammer Spielzeit: 55:57
Medium: CD
Label: ZYX/Pepper Cake, 2008
Stil: Blues Rock


Review vom 20.02.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Pünktlich zu seiner 2008-Frühjahrstour durch Europa, veröffentlicht der Gitarrist und Sänger Mark Selby sein fünftes Album innerhalb von acht Jahren.
In meinem letzten Konzertbericht schrieb ich, allerdings in einem anderen Zusammenhang: »Das ist ja wohl der Hammer!«, womit die Einladung zur After-Show gemeint war.
Warum erwähne ich das im Zusammenhang mit der vorliegenden Platte? Erstens, weil er sein aktuelles Werk "Nine Pound Hammer" nennt und weil es, zweitens, der Hammer ist. Was schreibe ich 'Hammer', ein Vorschlaghammer, oder Mottek, wie man ihn in unseren Breitengraden nennt.
Die Vorbereitungen zu dieser CD standen schon unter etwas anderen Vorzeichen, weil sich der Protagonist im Sommer 2007, mit Gitarre und Notizbuch 'bewaffnet', in die Berge Colorados zurückgezogen hat. Nicht alleine, sondern mit seiner musikalischen Dreamteam-Partnerin und Ehefrau Tia Sillers. Wie weiter im Info-Blatt geschrieben steht, wollte er erst zurückkehren, wenn das Material für die Neue fertig war.
Selby dazu: »Im Prinzip also dasselbe, was ich in meinen Live-Shows haben will: Aufregung, das Künstlerische, Unterhaltung, Spannung und Ruhemomente - damit sich alles zu diesem wunderbaren Austausch purer Energie verbindet zwischen Publikum und Musiker.«
Folglich musste diese Platte auch in Trio-Besetzung eingespielt werden. Keyboarder oder Bläser erweisen sich als Tabu für die 13 Songs. "Nine Pound Hammer" ist (Blues-) Rock nicht aus der Tiefkühltruhe und ohne Problemzonen, sondern mit den ersten Riffs des Openers und Titeltracks bis zu den letzten Tönen von "Guitar In The Rain" ein sehr gelungenes multiples Stück Musik, das aber auch jeden Nerv des Hörers anspricht.
Mit Daryl 'D.B.' Burgess, der bereits bei den Nashville Picks trommelte und Charles 'Chopper' Anderson am Bass, stehen Mark zwei kongeniale Partner zur Seite und so kennen wir ihn, den bescheidenen Selby, wenn er im Booklet schreibt: »I may be the lucky guy in the middle of it all with the name on the cover, but this one's about the band.«
Auch in "I Should Know Better" purzeln die fetten Riffs ohne Netz und doppelten Boden aus den Boxen, wobei den Song einige funky Licks abrunden. Im Mittelteil schließt sich Anderson am Tieftöner an und mit der Hancheroff wird im Duett gesungen. Insgesamt eine sehr quirlige, ansteckende Nummer.
Ständig, mit aller Macht, das Gaspedal durchdrücken kann schnell zu einem Wadenkrampf führen. So lupft das Trio für "Cold One Closin' In" den Fußhebel und lässt es groovig angehen. Hier zeigt sich, welche Meister des Songwritings Selby und Sillers sind. Ein Gitarrensolo, das einen mit der Zunge schmalzen lässt und man sollte sich genau den Übergang zum Thema anhören. Herrlich, wie er zurück zur Melodie findet.
Etwas durchgeatmet, deutet sich mit der Einleitung zu "Buck-Fifty & A Flat-Head Ford" schon das nächste Glanzlicht mit Slide-Gitarre an. Dieser enthusiastische Track überzeugt durch herrliche Breaks und eine Hookline, von der andere Musiker träumen.
Für And The Horse… hat er den Dirt-Song "Deep Pockets" nur mit seiner akustischen Gitarre interpretiert und jetzt macht er es mit "Leveler, Reveler" genau umgekehrt. Nun treibt er als elektrifizierter Blues-Rocker den Song durchs Dorf.
Klasse, diese Nummer, mit eingebautem Anderson-Solo zu hören.
Welch ein Stimmungswandel: In "Baby I Do" und besonders "A Good Friend To The Blues" kehrt der Gitarrist und Sänger den verträumten, nachdenklichen Musiker heraus.
Erstgenannter Track ist mit sehr sparsamen Drums und Bass instrumentiert. Über allem schweben auf Wolke sieben 6-Saiter und gefühlvoller Gesang.
Eine 12-Takter-Ballade ist "A Good Friend To The Blues" mit spürbarer Studio-Atmosphäre sowie einer, auf Samtpfoten daher kommenden Liebeserklärung zu diesem Genre.
Das Tempo wird wieder angezogen. "Sure Hope It Ain't A Train" kombiniert Riffs und Groove perfekt. Das Selby-Solo geht ab wie geschnittenes Brot und abermals zeigt der Sänger, dass er keine Probleme mit den höheren Tonlagen hat.
"Dangerous Game" rockt das Haus und "I Stole Your Love", von Selby/Locke geschrieben, mit Harp sowie Slide-Gitarre sind weitere Highlights im "Nine Pound Hammer"-Reigen. Erste Güte, diese Songs, dieser satt klingende Fender Telecaster-Sound!
Drei Worte im Titel, drei Personen gehören die Credits. Drei? Bisher waren (fast) alle Tracks eine Koproduktion von Selby und Sillers.
"Tell The Truth" ist wieder eine Gemeinschaftswerk mit Kenny Wayne Shepherd. Stampfender Blues Rock im Mid-Tempo angesiedelt mit eindringlichem intensivem Refrain. Hammer!
Von Ruhemomenten sprach der Protagonist: "Guitar In The Rain" ist ein wunderbarer stimmiger Abschuss von knapp 56 Minuten mit einer abermals überzeugenden Hancheroff.
Ich habe fertig: "Nine Pound Hammer" befriedigt das Verlangen nach Musik von Mark Selby über die Maßen. Für dieses Album trage ich 9 von 10 RockTimes-Uhren einen Berg hinauf oder vielleicht eine der Endmoränen in unserer Gegend (ist nicht so anstrengend).
Ich bin mir sicher: There's more to come! Spätestens bei der anstehenden Tour… .
Line-up:
Mark 'Otis' Selby (vocals, guitars, harmonica)
Daryl 'D.B.' Burgess (drums)
Charles 'Chopper' Anderson (bass)
Tania 'Big Mama' Hancheroff (backing vocals)
Tracklist
01:Nine Pound Hammer (4:52)
02:I Should Know Better (4:29)
03:Cold One Closin' In (5:26)
04:Buck-Fifty & A Flat-Head Ford (4:02)
05:Leveler, Reveler (5:11)
06:Baby I Do (5:33)
07:A Good Friend To The Blues (4:02)
08:Sure Hope It Ain't A Train (3:20)
09:Dangerous Game (3:28)
10:I Stole Your Love (6:04)
11:Tell The Truth (4:28)
12:Guitar In The Rain (4:49)
Externe Links: