War die letzte Veröffentlichung, Temple Of Rock, noch ein buntes Stelldichein in Sachen Rock-Größen, die sich neben der 'Kernbesetzung' auf der Scheibe die Ehre gaben, so begeht Schenker mit der brandneuen "Bridge The Gap" den logischen Folgeschritt. Die durchweg abgefeierten Auftritte der Temple Of Rock-Tour
in der Zusammensetzung aus Schenker, Rarebell, Buchholz, Findlay und White musste sich einfach auf einem 'eigenen' Album verewigen - da führte kein Weg dran vorbei.
Dass alle Beteiligten ein lange Liste von namhaften Bands in ihrer Vita haben, muss nicht weiter erwähnt werden und zudem ist diese Tatsache doch auch in anderen Beiträgen in diesem Kino bereits hinreichend abgefrühstückt worden. Wer es dennoch wissen möchte, mag sich einzig die beiden o. a. Links antun und wird umfänglich informiert sein.
Weitere Musiker hat man dieses Mal nicht gerufen, so dass alle Ehre einzig und allein den fünf namentlich genannten Protagonisten gebührt.
Wie auch schon der Vorgänger, ist das neue Werk bei in-akustik erschienen und man kann es ebenso in unterschiedlichen Ausführungen erwerben. Von der schlichten Jewel Case-Fassung bis hin zur Deluxe Digipak-Edition oder der Japan-Pressung mit besonderen Boni ist alles möglich. Das mir vorliegende Promo-Scheibchen enthält keine Bonustracks und somit 'lediglich' die dreizehn Standard-Tracks auf rund 46 Minuten.
Aber auch mit diesem 'lediglich' bin ich schon voll bedient - und zwar im allerpositivsten Sinne. Michael Schenker kann es noch immer (hat da irgendjemand je dran gezweifelt?) und er zieht mit diesem Werk einen großen Bogen von der Zeit bei den Scorpions bis ins Hier und Jetzt (Sinnzitat). Das komplette Album wurde von ihm und Doogie White zusammen geschrieben und es ist übrigens das erste komplette Studioalbum seit der "Lovedrive" (1979), auf dem die drei ehemaligen Skorpione Buchholz, Rarebell und Schenker gemeinsam vertreten sind.
Sieht man vom instrumentalen Opener "Neptune Rising" ab, der uns direkt den Weg auf Schenkers sechs Saiten weist, so bleiben zwölf extrem starke Stücke, die im Grunde nur an einigen kleinen, und rein persönlich empfundenen, Stellen etwas Luft für Kritik lassen. Allesamt aber gehören eindeutig in die Rubrik der eingängigen Songs. Melodien und Gesangslinien treffen genau da, wo es am wichtigsten ist. Man merkt dem Songwriting an, dass Doogie White hier seine Hände an der Feder hatte. Ich empfinde einige Parallelen zu dem, ebenfalls sehr starken, Studiodebüt
der deutschen Demon's Eye, bei dem er ebenfalls die Worte zur Musik geliefert hat.
Stimmlich ist dieses Album somit auf jeden Fall ein eindeutiges Doogie White-Album, dessen Markenzeichen die immer wieder erstaunliche Variabilität des Schotten ist. Er drückt allen Veröffentlichungen seinen unmissverständlichen Stempel auf, wie wir es in dem Maße vielleicht nicht bei jedem Sänger finden. Aber ebenso ist "Bridge The Gap" natürlich auch (und besonders) ein Schenker-Werk, der einmal mehr mit seiner unvergleichlichen Spielweise zu brillieren weiß.
Ebenso natürlich sind die drei anderen Musiker nicht unmaßgeblich am Gelingen dieses Rundlings beteiligt. Buchholz und Rarebell bedienen die Hebel in der Rhythmusabteilung und überzeugen mit songdienlichen Beiträgen, die ebenso variabel sind, wie die des Fronters. Meister Findlay steht für unprätentiöses Gitarrenspiel, dessen Bedeutung man erst gewahr würde, wenn es dann fehlte. Gleiches gilt für seine Beiträge an den Tasten, die immer wieder mal durchscheinen, aber selten so deutlich werden, wie zum Beispiel beim Hammond-Sound in "Rock'n'Roll Symphony".
Eigentlich schätze ich es ja gar nicht, Platten in strikter Reihenfolge ihrer Songs vorzustellen und ich möchte mit meiner Vorliebe auch hier nicht brechen. Es mag genügen festzustellen, dass ich - als Schenker-Freund der frühen Tage - mit seinen Darbietungen auf "Bridge The Gap" mehr als zufrieden bin. Ich finde die alten Frickeltugenden ebenso wie auch so einige Anlehnungen an modernere, härtere Spielweisen. Nicht umhin komme ich, auf kleine inhaltliche Querverweise hinzudeuten, die man mit Namen wie Rainbow
oder der alten MSG erfüllt sieht. Und damit ich nicht falsch verstanden werde, eine andeutungsweise Anlehnung an das, was Schenker oder White früher so getan haben, ist wahrlich nicht ehrenrührig.
Vom Midtempo-Rocker bis hin zu Stücken mit mehr Gas findet der Fan für jeden Geschmack etwas. Einziger Ausfall mit seinem etwas stumpfen Drum-Part und stakkatohaften Gesang ist für mich vielleicht "Because You Lied". Dafür wird man im direkten Anschluss mit dem fast episch-düsteren "Black Moon Rising" entschädigt, das von den tollen Gegenpolen Gitarre und Gesang lebt - eindeutiger Anspieltipp.
In letztgenannte Kategorie fallen unbedingt auch der Opener mit dem nahtlos übergehenden zweiten Song "Where The Wild Winds Blow" sowie der grandiose Rausschmeißer "Dance For The Piper". Riffing und Soloarbeit sind einfach extrem cool und tanzen [sic!] im wahrsten Sinne mit der eindringlichen Stimme des Shouters.
Der jüngere der Schenker-Brüder hat mal wieder - obwohl zigfach totgesagt - bewiesen, dass es mit seiner Kreativität noch lange nicht vorbei ist. Das Engagieren des schottischen Sängers hat sich als nachhaltig und erfolgreich bewiesen und auch die Kooperation mit seinen früheren Scorpions-Kollegen lebt nicht nur vom Nimbus ihrer Namen. Wer den Schenker, M. von früher kennt und mag, dem eröffnen sich mit "Bridge The Gap" wiederbelebende Anknüpfungspunkte und den 'neuen' Fans mag dieses Werk eh gefallen. Gut gemacht, Jungs!
Bleibt als Fragezeichen nur, ob die Herren live bald nahtlos mit "Bridge The Gap" an ihre gefühlt seit drei Jahren andauernde Temple Of Rock-Tour anknüpfen werden und wie die Band denn nun heißen soll - Michael Schenker's Temple Of Rock?
Line-up:
Michael Schenker (guitars)
Doogie White (vocals)
Francis Buchholz (bass)
Wayne Findlay (keyboards)
Herman Rarebell (drums)
Tracklist |
01:Neptune Rising
02:Where The Wild Winds Blow
03:Horizons
04:Lord Of The Lost And Lonely
05:Rock'n'Roll Symphony
06:To Live For The King
07:Land Of Thunder
08:Temple Of The Holy
09:Shine On
10:Bridges We Have Burned
11:Because You Lied
12:Black Moon Rising
13:Dance For The Piper
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Externe Links:
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