Michael Stanley / And Then...
And Then... Spielzeit: 57:25
Medium: CD
Label: Line Level Music, 2015
Stil: Rock

Review vom 28.11.2015


Markus Kerren
»In wenigen Tagen (am 25. März) wird der Mann 63 Jahre alt bzw. jung - wer ihn zum 'alten Eisen' zählt, dem ist wohl nicht zu helfen«, hatte Steve bereits vor fast fünf Jahren geschrieben, und um ein paar von Wolfgangs Worten aus dem Jahr 2008 noch mal in Erinnerung zu rufen:
»Just Another Night ist eine abwechslungsreiche Platte mit bewegender, ehrlicher, druckvoller, teils melancholischer Musik, die stets sehr harmonisch ist.« Yes Sir, und der Mann hat auch im zarten Alter von mittlerweile 67 Jahren in nichts nachgelassen.
Musik und Platten macht er bereits seit den späten sechziger Jahren (mit der Band Silk), Anfang der Siebziger gab es eine Solophase und mit der Michael Stanley Band trat er dann ab Mitte jenes Jahrzehnts seinen großen Siegeszug an, verkaufte hunderttausende von Alben und war in den größten Stadien und Arenen der Welt zu Hause. Erst in der zweiten Hälfte der Achtziger zog er sich mehr zurück, bis er ca. zehn Jahre später wieder deutlich aktiver wurde und regelmäßig Soloalben mit seiner Begleitband The Resonators, von denen wir (siehe oben) ja bereits mehrfach überzeugt wurden, veröffentlichte. Und nun also mit "And Then..." der nächste Streich, der mit 13 Tracks und einer knappen Stunde Spielzeit das nächste Kapitel im musikalischen Leben Michael Stanleys aufschlägt.
Klar wird direkt beim ersten Hördurchlauf, dass Michael Stanley bei seinen Leisten geblieben ist. Mainstreamiger Pop/Rock ist das, wobei die Gewichtung immer wieder variiert. Genauso dringt auch sehr schnell ins Bewusstsein, dass der Mann kein 08/15-Songwriter ist, sondern ganz genau weiß was er will und wie er es erreichen kann. Unterschwellig vertreten ist meist auch ein Hauch von Country-Feeling (ganz klasse bei "Radio Waves"), das den einzelnen Tracks allerdings allerbestens zu Gesicht steht und diese Scheibe nochmal interessanter macht.
Dabei zeigt sich der Amerikaner auch insgesamt nicht nur als guter Songwriter, sondern auch als Sänger und Gitarrist macht er eine überzeugende Figur. Wo Licht ist, ist bekanntlich aber immer auch Schatten und so kann das deutlich poppigere "Shifting Gears" nicht wirklich vom Hocker reißen. Dagegen stehen aber beispielsweise der gute Opener "All Together Now", das bereits erwähnte "Radio Waves", das eher ruhige und nachdenkliche "Long Ohio Winter" oder das sehr starke, wieder countrybehaftete "Good Day For The Blues".
Produziert hat die vorliegende Scheibe übrigens niemand Geringerer als Bill Szymczyk, der einst durch seine Mischpult-Arbeit mit u. a. der James Gang und The Eagles zu Weltruhm gelangte. Einen ganz besonderen Bonus gibt es oben drauf, wenn man sich "And Then..." von der Website Stanleys bestellt. Beigefügt werden soll dann (Achtung - ohne Gewähr!) nämlich noch eine zusätzliche Scheibe mit 15 Tracks des Amerikaners, die eine Zeitspanne von 1972 bis 2014 abdeckt.
Ist man also aufgrund der deutlichen Radiotauglichkeit von "And Then..." erst mal geneigt, schulterzuckend abzuwinken, sollte jedes halbwegs offene Ohr dennoch zumindest einen zweiten und dritten Anlauf nehmen, denn Michael Stanley hat durchaus eine ganz eigene Note, die ihn von seinen Kollegen dieses Genres herausstechen lässt. Und Interessierte, die auf radiofreundlichen AOR stehen, können mit den Alben des Amerikaners sowieso nichts falsch machen.
Line-up:
Michael Stanley (guitars, bass, lead vocals)
Tommy Dobeck (drums)
Bob Pelander (piano, organ)
Danny Powers (guitars)
Marc Lee Shannon (guitars, mandolin, background vocals)
Rodney Psyka (percussion)
Ed Caner (violin, viola)
Don Dixon (background vocals)
Jennifer Lee (background vocals)
Tracklist
01:All Together Now
02:Radio Waves
03:Sound Of A Train
04:Shifting Gears
05:And Then...
06:Snakes
07:Sweet Spot
08:Long Ohio Winter
09:Hang On To This Heart
10:Don't Say Nothing
11:Good Day For The Blues
12:In Your Kiss
13:Circadian Rhythm
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