"I believe the songs on Voodoo Moon are the best I've written since the early 70s. It is modern blues rock but with more song orientation than normally associated with the genre."Mit diesem recht selbstbewussten Zitat von Kim Simmonds, dem 'Mastermind' von Savoy Brown über die letzten 45 (!) Jahre, wird der Plattentext des neuesten Studio-Werks der britischen Bluesrocker eingeleitet. Das ist - wie auch der weitere Begleittext (ohne Angabe des Autors) einräumt - eine starke Aussage, die nach Überprüfung ruft!
Bereits vor einem Jahr angekündigt, ist die CD jetzt auf Ruf Records in Deutschland veröffentlicht worden (Briten sowie der amerikanische Kontinent müssen offenbar noch warten). Und das seinerzeit aktuell veröffentlichte Train To Nowhere (mit allerdings älteren Live-Aufnahmen) hatte durchaus Appetit auf neues Material gemacht, der mit den vorliegenden lediglich neun Aufnahmen mit einer gerade noch zu akzeptierenden Gesamtspielzeit von einer Dreiviertelstunde nur bedingt gestillt wird. Die CD - im dreigeteilten Papp-Schuber mit sämtlichen Songtexten eingepackt - wird im 'Vinyl Look' angekündigt. Dies stimmt für die Rückseite der Scheibe, die wie eine normale LP daherkommt. Die Zeiten aber, in der Ruf Records die CDs komplett einschwärzte (wie beispielsweise bei White Sugar von Joanne Shaw Taylor oder aber On The Jimmy Reed Highway von Omar Kent Dykes & Jimmy Vaughan) sind offenbar vorbei - schade!
Hart und rau beginnt die Scheibe mit "Shockwaves". Einen Schock bereitet mir anfangs auch der Klang des Songs, denn man hat zunächst den Eindruck, dass die Instrumente bei der Aufnahme übersteuert wurden - das sollte doch einer Band mit so langer Erfahrung nicht passieren! Aber wahrscheinlich ist das nur ein gewolltes Stilelement. Und einen weiteren Schock bekomme ich bei Einsetzen des Gesangs: Das ist zweifellos nicht die Stimme von Kim Simmonds! Ein Blick auf die Plattenhülle klärt mich sofort darüber auf, dass Kim Simmonds, der noch die letzte Studioproduktion aus dem Jahre 2008 vollständig allein besungen hat, sich vorliegend bei insgesamt sechs Titeln Entlastung durch den - ansonsten Saxophon spielenden - Joe Whiting verschafft hat - muss man halt akzeptieren.
Wie angenehm kommt hingegen von Anfang an "Natural Man" daher, ein Song mit herrlichen Anspielungen auf die Blues-Szene. Ruhig im 'Back-Office', wird er - eingeleitet durch ein schönes Gitarren-Solo, etwas lebhafter. Funkig demgegenüber - insbesondere durch den stark synkopierten Einsatz des Keyboards - klingt "Too Much Money".
Klassischer Blues Rock mit jaulender Solo-Gitarre wird mit "She's Got The Heat" dargeboten. Die Drums betonen den shuffeligen Rhythmus und bringen den Song krachend zu Ende.
Und dann klingen Savoy Brown endlich wie Savoy Brown: Kim Simmonds übernimmt das Mikrophon, und Joe Whiting kann nun auch sein Saxofon auspacken. Vielleicht aber ist die Ähnlichkeit schon wieder zu groß, denn "Look At The Sun" erinnert sehr an Savoy Brown-Klassiker wie "Monday Morning Blues " oder "Hellbound Train" - trotzdem aber gefällt der vorliegende Song.
"24/7" ist ein Instrumental, das so richtig schön groovt. Klare Melodie der Solo-Gitarre - da muss man sich mangels Gesang seine Gedanken dazu machen, was es ausdrücken soll. Aber wahrscheinlich soll der Titel darauf hinweisen, dass Kim Simmonds - wie auch allgemein im Plattentext vermerkt - sein ganzes (Musiker-)Leben dem von ihm geliebten Blues gewidmet hat.
Eine wunderschöne, romantische Ballade stellt "Round And Round" dar. Doch dieses Liebeslied ist keiner Frau gewidmet; vielmehr ist angesichts der Textzeile "why are you so blue? " davon auszugehen, dass der wiederum von Kim Simmonds gesungene Track dem Himmel gewidmet ist, womit er inhaltlich noch zu "Look At The Sun" passt. Jedenfalls hat das Stück einfach 'feeling'.
Und dann der Titelsong: "Voodoo Moon", mit einer Spielzeit von knapp sieben Minuten der längste Titel auf der CD. Bass und Drums im Hintergrund geben einen monotonen Rhythmus vor, der bei mir tatsächlich Assoziationen zu Michael Jacksons "Thriller" und dem dazu gehörigen Video weckt; das passt ja auch zum Thema! Die 'eingesprengselten' Gitarren-Soli kontrastieren herrlich zu dem dumpfen Grundklang der Rhythmus-Abteilung.
Einen weiteren musikalischen Kontrast insgesamt stellt der letzte Track "Meet The Blues Head On" dar. Das einleitend eingesetzte und später wiederholte Gitarren-Riff klingt verdammt nach "School's Out" von Alice Cooper. Entgegen dem Songtitel sind hier in erster Linie wieder rockigere Klänge vernehmbar.
Ob die vorliegenden Songs tatsächlich die besten Kompositionen von Kim Simmonds sind, vermag ich nicht zu beurteilen; dafür fehlt mir einfach der Gesamtüberblick über dessen ausgesprochen umfangreiches musikalisches Œuvre. Die Texte sind allerdings in der Tat recht anspruchsvoll, und die Musik ist abwechslungsreich. Insgesamt handelt es sich ganz sicher um sehr schöne Songs, die der Altmeister da wieder einmal geschaffen hat, und bei seinen zahlreichen Gitarren-Soli beweist er ein ums andere Mal, dass er es auch spieltechnisch mit jetzt fast 64 Jahren noch drauf hat. Jedem Savoy Brown-Fan dürfte die Scheibe allein schon deshalb gefallen, weil es wieder etwas Neues von Kim Simmonds gibt.
Line-up:
Kim Simmonds guitar, vocals - #5, 7)
Joe Whiting (saxophone, vocals - #1-4, 8-9)
Pat De Salvo (bass)
Garnet Grimm (drums)
Additional musicians:
Andy Rudy (keyboards)
Ron Keck (percussions)
Tracklist |
01:Shockwaves (5:19)
02:Natural Man (6:00)
03:Too Much Money (4:12)
04:She's Got The Heat (3:52)
05:Look At The Sun (5:05)
06:24/7 (4:30)
07:Round And Round (4:46)
08:Voodoo Moon (6:55)
09:Meet The Blues Head On (4:57)
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Externe Links:
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