Sophie's Earthquake / Same
Same Spielzeit: 23:41
Medium: EP
Label: Eigenproduktion, 2013
Stil: Psychedelic

Review vom 13.06.2014


Sabine Feickert
Wer ist Sophie?
Bandmitglied ist sie auf jeden Fall keins, denn Sophie's Earthquake sind Janosch an Gitarre und Vocals, Mitja am Bass und Magnus an den Drums. Fast schon alte Bekannte für aufmerksame RockTimes-Leser, denn Mitja ist hier ja schon mehrfach als Bassist bei Space Debris aufgefallen. Er wird uns in der Zukunft noch häufiger als Veranstalter der PSI-Rock-Events begegnen. Auch Janosch (Jan Dewald) durften wir bereits auf der Bühne sehen, als er letzten Herbst beim Space Debris-Gig in Weinheim kurzfristig für den erkrankten Mitja eingesprungen war.
Als kleines Vorbeben auf hoffentlich noch viele große Vorhaben legen die Jungs eine EP mit drei Tracks vor. Psychedelic, Experimental, Alternative – ich muss wohl nicht weiter ausführen, warum sich die Gesamtspiellänge auf fast 25 Minuten erstreckt.
"Pressure Soul" leitet das Erdbeben ein – "Kashmir" tackatackt kurz als Assoziation durch meinen Hinterkopf, die sich dann aber schnell wieder verflüchtigt. Entfernte, kurze Sphärenklänge sowie quäkende verzerrte Töne legen sich über den Rhythmus und geben dem Intro eine geheimnisvolle und irgendwie wabernde Note. Dazu was Maultrommeliges. Hat was von Sumpf mit seltsamen Geschöpfen, die immer näher kommen und deutlicher und auch lauter werden. Meine Fantasie läuft auf Hochtouren. Oder ist es der Druck, die Hektik unserer Gesellschaft? Immer schneller, weiter, härter, schräger. Es wird dissonant, bevor die verzerrte Stimme einsetzt und in (weitgehend unverständlichem) Sprechgesang ein Stakkato abfeuert. Alles fährt runter, zumindest für kurze Zeit, steigert sich dann aber wieder noch schneller und lauter, erreicht musikalisch zwischendrin Momente, ich denen es mich noch nicht mal wundern würde, wenn hier einer drauflosgrowlen würde. Passiert aber nicht. Stattdessen immer wieder dieses Auf- und Abschwellen des Songs in immer neuen Varianten. Fesselnd und bei entsprechender Bereitschaft des Hörers so richtig zum immer tiefer reintauchen angetan. Die ganze Scheibe erzählt Geschichten. Wahrscheinlich jedem Hörer seine ganz eigenen. Und "Pressure Soul" erzählt mir die interessantesten Geschichten – bei jedem Hören neue.
"Checkless" legt mit 'ner deutlichen Alternative-Kante los. Der langgezogene Gesang, die Gitarre, eigentlich alles nicht so sehr 'meins', kommt hier aber so dezent, dass ich es mag. Dazwischen immer wieder Instrumentalparts mit leicht orientalischem Touch. Um dann härtere Passagen einzuleiten, die anfangen, sich in die Länge zu ziehen, so in die Ferne zu driften scheinen. Auch wenn "Checkless" nicht unbedingt mein Favorit auf der Scheibe ist, passt es doch gut ins Gesamtgefüge.
Sanft und zart startet "La Ira De Los Tres" mit gezupfter Gitarre, doch es scheppert, knarzt und quietscht sich nach einer kurzen Weile immer mehr ein. Steigert sich und flacht dann wieder ab. Dabei aber nicht vorhersehbar, sondern in schönem Wechsel. Kreischende Gitarre zu treibender Rhythmussektion. Feedback zu Basslauf. Bis hin zu richtig heavy. Immer wieder auch für eine Überraschung gut. Und wenn du meinst, es ist vorbei, dann wackelt die Hütte doch noch mal. So wie das bei Erdbeben eben so ist.
Auch wenn ich ein echtes Erdbeben nicht unbedingt erleben möchte, lasst Sophie's Earthquake ruhig mal eure Gläser im Schrank zum Klirren bringen. Im Vergleich zu Space Debris - der liegt aufgrund der Personalia jetzt einfach zu nahe - sind sie erdiger (im Sinne von weniger 'spacig'), härter und deutlich von musikalischen Einflüssen der letzten beiden Jahrzehnte berührt. Ein ganz anderer Spielplatz - wenn auch im gleichen Stadtviertel.
Falls ihr die Gelegenheit zu einem Liveerlebnis habt, dann leg ich euch das ganz dringend ans Herz.
Das mit dem Erdbeben wäre jetzt wahrscheinlich fürs Erste geklärt. Bleibt nur noch eine Frage:
Wer zur Hölle ist Sophie?
Line-up:
Janosch (guitar, vocals)
Mitja (bass)
Magnus (drums)
Tracklist
01:Pressure Soul (8:41)
02:Checkless (5:54)
03:La Ira De Los Tres (9:01)
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