Ein wirklich toller Space- & Krautrock- sowie Psychedelic Jam-Abend versprach der 20. September 2013 bereits im Vorfeld zu werden. Und so pilgerte eine kleine Abteilung unseres Magazins ziemlich vorfreudig ins Weinheimer Cafe Central, um dort dem Konzert von Space Debris und der Ax Genrich Band beizuwohnen. Angenehm überrascht stellten wir dann vor Ort fest, dass sich wohl auch Ober- Guru Guru und Mr. "Elektrolurch" himself, Mani Neumeier diesen Gig nicht entgehen lassen wollte.
Die Odenwälder Band Space Debris hält die RockTimes-Redaktion ja schon viele Jahre so richtig auf Trab und konnte bisher durchweg - zuletzt mit ihrem aktuellen Album
She's A Temple - überzeugen. Aber wie meine Kollegin Sabine und ich uns an diesem Freitagabend überzeugen durften, ist die Truppe auch live auf der Bühne eine absolute Wucht. Und das, obwohl der eigentliche Bassist Mitja Besen aufgrund angeschlagener Gesundheit passen und kurzfristig durch Jan Dewald (eigentlich Gitarrist bei der Band Sophie's Earthquake) ersetzt werden musste. Lediglich eine einzige gemeinsame Probe war vor dem Konzert möglich, was sich zunächst (auch für Space Debris selbst) nach einem Abenteuer mit ungewissem Ausgang anfühlte.
Sämtliche gehegten Befürchtungen erwiesen sich jedoch als unbegründet, denn Dewald fügte sich ganz prächtig in die Band ein, wirkte zu keinem Zeitpunkt wie ein Fremdkörper und konnte hier und da auch solistische Akzente setzen. Winnie Rimbach-Sator eröffnete den Reigen auf den Tasten, bis schließlich auch der Rest der Band einstieg. Und das Quartett hatte – wie auch auf ihren Alben – einmal mehr die Fähigkeit, umgehend das Kopfkino bei (sicher nicht nur) mir in Bewegung zu setzen. Lange spacige Songs, die immer wieder viel Raum für solistische Einlagen boten, nach meist relaxtem Beginn plötzlich die Zügel felsenfest anzogen, um dann nach einer Weile wieder entspannt zu bremsen, ganz neue Türen zu öffnen und den spannenden Weg einer jeden Nummer weiter zu gehen.
Christian Jäger an den Drums und Jan Dewald legten die groovende wie taktgebende Grundlage, während Rimbach-Sator und der Gitarrist Tommy Gorny dann für die Melodien und meisten solistischen Ausflüge zuständig waren. Winnies Keyboard wechselte ständig seinen Sound und von schwerer Orgel bis hin zum Clavinett waren viele verschiedene Klangfärbungen vertreten. Gorny erwies sich auch auf der Bühne als sehr starker Gitarrist, der sich mit seinem Spiel in immer höhere Ebenen schwang, sich aber gerne auch mal dezent zurückhielt, um anderen das Feld zu überlassen. Nach etwa neunzig Minuten war dann leider schon Feierabend, da es an diesem Abend schließlich zwei Headliner gab.
Dennoch: Ein hammerstarker sowie intensiver Auftritt des Quartetts, der das Publikum im Cafe Central ausgelaugt, aber hochzufrieden zurückließ.
Den sicherlich längsten Job hatte Keith aus England. Handgemacht wie die Musik, waren auch seine Lichteffekte, die er beiden Bands schenkte. Mit sechs Diaprojektoren und zwei handbetriebenen Farbscheiben zauberte er abstrakte, sich ständig verändernde Collagen auf die Bühne. Eine faszinierende Bereicherung der Musik, lediglich das Fotografieren wurde so zum reinen Glücksspiel.
Der Gitarrist, Komponist und Sänger Ax Genrich ist ja schon lange eine Legende der deutschen Rockmusik und war bereits an vorderster Front zu finden, als der sogenannte (bei Musikern so gar nicht geliebte Begriff) Krautrock entstand. Ab 1970 war für einige Jahre Mitglied bei Guru Guru und spielte auf den ersten fünf Alben (u. a. "UFO" aus dem Jahr 1970, "Hinten" anno 1971 sowie "Känguru" von 1972), bevor er solo und mit
vielen weiteren Projekten bis heute aktiv war und ist. Die aktuelle Formation der Ax Genrich Band besteht neben dem Namensgeber an Gitarre und Gesang noch aus Mario Fadani am Bass und Steff Bollack am Schlagzeug.
Klar, dass sich ein Trio ohne Keyboard-Sound anders anhört, als ein Quartett inklusive der Tasten, aber auch der gute Ax schaffte es immer wieder, sehr starke psychedelische Mucke abzuliefern. Dafür hatte er an die zehn Effektgeräte für seine Gitarre vor sich positioniert und war beim Spielen dann sehr oft auf den Knien, um seine abgefahrenen wie geilen Sounds vollkommen 'handgemacht' zu produzieren. Mit den bereits angesprochenen Fadani und Bollack hat er eine richtig gute Rhythmusabteilung zusammen und für einen Song kam dann tatsächlich auch noch der Special Guest Mani Neumeier mit auf die Bühne, der sich gegen Ende der Nummer noch von Christian Jäger unterstützen ließ.
Nach etwa drei Stunden Musik war ein sehr starker Konzertabend dann leider auch schon wieder viel zu schnell vorüber. Die beiden Gruppen zu vergleichen, wäre in etwa so, wie die Sache mit den Äpfeln und Birnen, selbst wenn sie sich vom grundsätzlichen Ansatz doch sehr ähnlich sind. Und fest steht, dass sowohl Space Debris als auch die Ax Genrich Band einen Konzertbesuch absolut wert sind und mächtig Spaß machen.
Wir bedanken uns bei allen Musikern für die sehr angenehme sowie unkomplizierte Zusammenarbeit und ganz speziell bei Christian Jäger für die Koordination.
Line-up:
Space Debris:
Christian Jäger (drums)
Tommy Gorny (guitar)
Winnie Rimbach-Sator (keyboard)
With special guest:
Jan Dewald (bass)
Ax Genrich Band:
Ax Genrich (guitars, vocals)
Mario Fadani (bass)
Steff Bollack (drums)
Bilder vom Konzert
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