Space Debris / Archive-Vol. 3 Deepest View
Archive-Vol. 3 Deepest View Spielzeit: 77:55
Medium: CD
Label: Breitklang, 2011
Stil: Space Rock, Jam, Kraut

Review vom 08.01.2012


Markus Kerren
Natürlich gibt es in der RockTimes-Redaktion - neben vielen großen Namen - auch wahre Lieblinge aus deutschen Landen, die der großen Allgemeinheit vielleicht noch nicht so bekannt sind. Um nur mal ein paar wenige Namen zu nennen, wären das zum Beispiel Schluff Jull oder ... ihr werdet es erraten: Space Debris! Diese Combo aus dem Odenwald ist praktisch mit jeder ihrer Veröffentlichungen Stammgast bei uns und wenn man sich die Reviews so durchliest, konnten sie mit bisher jedem Rundling - ob klein und silbrig leuchtend oder groß und schwarz - voll und ganz überzeugen. Auch auf den Rezensenten haben die Süddeutschen seit ihrer Scheibe Three (2006) immer wieder großen Eindruck gemacht.
Und jetzt wieder "Three"! Allerdings haben wir es bei "Archive Vol. Three - Deepest View" mit dem dritten Teil einer Archiv-Serie zu tun, mit der die Band noch mal einen Blick zurück in die jüngere Vergangenheit wirft, sowohl auf Live- wie auch Studio-Aktivitäten. Also im Prinzip genau so wie bei Vol. One und Vol. Two, die euch unser Michael Gindra im Mai des letzten Jahres vorgestellt hat.
Space Debris sind wirklich etwas Besonderes und ich kann mich nicht erinnern, jemals von einer anderen Band so fantastisch mit Instrumental-Alben unterhalten worden zu sein. Keiner der Musiker braucht sich vor nationalen wie internationalen Vergleichen zu scheuen und dazu hat diese Formation die Gabe, selbst ellenlange Nummern wie zum Beispiel das Titelstück dieser Scheibe (21:30 Min.) immer unter Hochspannung zu halten. Wenn dann noch der Fakt hinzukommt, dass dies gänzlich ohne Gesang geschieht, dann kann man mit Fug und Recht behaupten, dass hier auch kleine Wunder der Arrangier-Kunst vorliegen.
Tja, und was soll ich groß drum herum reden, auch auf Part III dieser (noch?) kleinen Serie fahren Space Debris das volle Brett. Space Rock, Kraut, Jazz und eine ganz gehörige Portion Jam sind wieder einmal am Start. Dieses Mal wurden Aufnahmen aus den Jahren 2000 bis 2009 verwendet, wobei die älteste Nummer - das knapp halbminütige "Namber Nein" - damals wohl noch unter dem Bandnamen Jazzadelic aufgenommen wurde.
Ob die Musiker wie beim Titelsong mal in Allman Brothers Band-Gefilden wandeln, sich mal verstärkt purpelig anhören, vom Jazz angefixt wirken oder in ihren Jams einfach nur in die unendlichen Tiefen des Alls abtauchen, hier scheint alles zu stimmen. Und das Herrliche ist, dass die Truppe den Hörer mitnimmt auf die Reise. Auf die Reise nach ... wo immer du willst! "Anima" ist ein Seelenbruder von den Hawkwind der früheren siebziger Jahre, bei dem die Tasten für die Schwerelosigkeit zuständig sind, die Gitarre und das Schlagzeug den Motor des Sternenschiffs darzustellen scheinen. Dabei driftet das Ganze nie so weit ab, dass es an der der Tür des nächsten Sonnensystems anklopft, sondern bleibt immer schön erdig.
Auch mit "Archive Vol. 3 - Deepest View" machen Space Debris noch einmal klar, dass sie offensichtlich nichts falsch machen können. Wer auch nur einen Hauch an Gefallen an Jam-, Space- oder Kraut-Sounds findet, der kann hier gnadenlos zuschlagen. Wie auch bereits die ersten beiden Teile kommt diese Scheibe wohl 'nur' auf CD raus. Aber man darf ja weiterhin auf Neuauflagen hoffen, dann vielleicht wieder in Form von zeitlosem Vinyl? Wie dem auch sei, auch die neueste Veröffentlichung ist wieder ein Trip für sich. In diesem Jahr kann man die Jungs unter anderem auf dem Finkenbach-Festival sowie dem Freak-Valley-Festival in Siegen live erleben.
Line-up:
Tom Kunkel (Hammond organ, synthesizer - #3,4,5,11)
Christian Jäger (drums, percussion - #1-12)
Tommy Gorny (guitars - #1,2,3,6,7,8,11 & percussion)
Peter Brettel (bass - #1,2,6,7,8,9)
Winnie Rimbach Sator (keyboards - #1,2,6,7,8)

Mit:
Ywe Moldryck (bass - #10)
Eric Bläss (guitar - #4,5)
Jochen Meister (guitar - #10)
Tracklist
01:Mary-Joe-Anna (10:14)
02:Reprise Of The Sun (3:32)
03:Deepest View (21:30)
04:Moon Roots (6:23)
05:Blues (5:39)
06:Anima (9:17)
07:Latrino Mortadella II (9:16)
08:Astronaut Versus Kosmonaut (5:30)
09:Namber Nein (0:27)
10:MoJoMe III (1:33)
11:Mynona (4:04)
12:Jerry's Aural Innovations (0:10)
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