Spooky Tooth / In Concert 2008,
23.02.2008 Bluesgarage, Isernhagen
Bluesgarage
Spooky Tooth / In Concert 2008,
Bluesgarage, Isernhagen
23. Februar 2008
Stil: Prog Rock, Heavy Rock


Artikel vom 27.02.2008


Jürgen Bauerochse
Spooky ToothDas an diesem Samstagabend anstehende Konzert wird meinem geschätzten Rocktimes-Kollegen Daniel mal wieder ein hämisches Grinsen ins Gesicht treiben, denn diesmal stand eine Legende der Rockmusik auf dem Plan, die schon vor vierzig Jahren ihre Blütezeit erlebt hatte, und das ist und bleibt nun mal eine meiner großen Leidenschaften, solche Größen der Vergangenheit in der Jetztzeit zu begutachten, sofern das überhaupt noch möglich ist. Aber um das zu verstehen, muss man zwangsläufig in den alten Zeiten und somit mit diesen Bands groß geworden sein. Nur so kann eine jahrzehntelange Beziehung zwischen Musikern und Fans aufgebaut und erhalten werden.
Spooky ToothDiesmal stand Spooky Tooth auf meinem Programmzettel, jene Band, die in den wenigen Jahren ihres Bestehens eine ganz wichtige Rolle in der Historie des Prog Rock spielte. Dabei standen vor allen Dingen die beiden Protagonisten Mike Harrison und Gary Wright mit ihren so unterschiedlichen Vocals im Vordergrund, aus denen sich der typische Wechselgesang entwickelte, der zum Markenzeichen der Gruppe wurde. Mit Spooky Two brachte man ein bahnbrechendes Album hervor, das noch heute zu den Leckerbissen jener musikalischen Epoche zählt.
Spooky ToothAls im Jahr 2004 eine Reunion der Band bekanntgegeben wurde, glich das doch einer mittleren Sensation, denn dass die beiden Bandleader noch einmal gemeinsam auf die Bühne gehen würden, war eigentlich sehr unwahrscheinlich. Schließlich war die 'Hassliebe' zwischen Harrison und Wright selbst in den Hoch-Zeiten von Spooky Tooth schon fast sprichwörtlich bekannt. Da sich mit Mike Kellie noch ein weiteres Ur-Mitglied dazu gesellte, bekam der Neuanfang eine weitere Aufwertung. Leider konnte Original-Bassmann Greg Ridley nicht mehr an den Reunion-Konzerten in Hamburg und Worpswede teilnehmen, denn er erlag kurz vor den Gigs einer Krebserkrankung. Für ihn zupfte Bexi Becker von der Hamburg Blues Band den Tieftöner, und Joey Albrecht (Ex-Karthago) besetzte den vakanten Posten an der Gitarre.
Spooky ToothLange Zeit sah es nach einer ein- bzw. zweimaligen Sache aus, und ich war schon sehr happy, wenigstens die Live-CD
Normal Poets, die bei den beiden Konzerten mitgeschnitten wurde, für Rocktimes besprechen zu dürfen. Und was mir da auf die Löffel prasselte, war schon echt lecker. Doch weiter passierte nichts in Sachen Spooky Tooth. Um so erfreulicher dann der Termin in der Bluesgarage, wo die Band im Rahmen einer Europa-Tour vorbeischaute.
Dank der Unterstützung von Gary Wright, der mir umgehend auf meine Anfrage antwortete, war mir auch das aktuelle Band Line-up im Voraus bekannt. Neben den alten Kämpfern zupfte Shem Schroek aus der Band von Kenny Loggins den Bass, während Steve Farris die Klampfe bearbeitete, der auch schon mit Whitesnake und Mr. Mister aktiv war. Spooky Tooth 2008 wollten es also noch einmal wissen!
Spooky ToothGleich nach Beginn des Konzertes war ich von der Wucht überrascht, mit der Spooky Tooth zu Werke ging. Mit voller Kraft stürzten sie sich in das Set und gaben dem Publikum mit "Waiting For The Wind" gleich mal die volle Dröhnung. Der Rezensent drehte schon nach den ersten Tönen vollständig am Rad. Harrisons Röhre hatte noch kein bisschen Rost angesetzt, und die Gitarre, die herrlich laut in den Vordergrund gemischt war, tat ein Übriges zu diesem perfekten Einstand. So konnte es meinetwegen noch stundenlang weitergehen.
Spooky ToothUnd das tat es dann auch. Gary Wright, der ständig zwischen diversen Keyboards hin und her pendelte, war ebenfalls stimmlich in absoluter Hochform. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn bei seinen Gesangsparts erreichte er fast spielerisch die geforderten hohen Töne, die seinem Falsettgesang die ganz persönliche Note verleihen.
Apropos Gesang! Der typische Wechsel bei den Leadvocals innerhalb der einzelnen Songs klappte wirklich prima. Es ist kaum zu beschreiben, wie der Kontrast zwischen diesen beiden so grundverschiedenen Stimmen auf die Zuhörer wirkt. Das kann nur eine Band, und das ist Spooky Tooth!
Spooky ToothDie Songauswahl bestand zum allergrößten Teil aus Titeln der drei besten Alben der Band, "Spooky Two", It's All About und The Last Puff, sodass man durchaus von einem 'Greatest Hits'-Konzert im positiven Sinne sprechen kann. Dabei hinterließen bei mir neben den schon erwähnten "Waiting For The Wind" und der (leider einzigen) Zugabe "Better By You, Better Than Me" noch das herrlich intensive "Evil Woman" und die Super-Version des Beatles-Songs "I'm The Walrus" den stärksten Eindruck. Aber auch "Tobacco Road" ist durch seine Improvisationen nach wie vor ein absolutes Highlight von Spooky Tooth und wird meines Erachtens nur noch in der Fassung von Rare Earth übertroffen.
Spooky ToothJeder Kenner der Band kann sich jetzt sicher vorstellen, dass die anwesenden Freunde von Spooky Tooth einen wirklich tollen Abend erlebten. Die Stimmung in der sehr gut gefüllten Bluesgarage konnte nicht besser sein und übertrug sich sehr schnell auf die Musiker, die gut gelaunt immer wieder mit den Fans kommunizierten, Gary Wright zu meinem grenzenlosen Erstaunen sogar in fast perfektem Deutsch.
Leider gab es nur eine einzige Zugabe, sodass der Gig nur neunzig Minuten lang war, was für die verwöhnten Rocktimes-Redakteure doch etwas dürftig war. Ich persönlich bin aber sehr froh, Spooky Tooth noch einmal live erlebt zu haben. Und da kann Kollege Daniel noch so in sich hinein grinsen. Einer hat es eben - und einer eben nicht. Und ich habe es nun mal - dieses besondere Feeling für die guten alten Rockbands.
Line-up:
Mike Harrison (vocals, keyboards, harp)
Gary Wright (vocals, keyboards)
Mike Kellie (drums)
Steve Farris (guitar)
Shem Schroek (bass, vocals)
Setlist
Waiting For The Wind
Sunshine Help Me
That Was Only Yesterday
The Wrong Time
Feelin' Bad
Too Close To The Fire
Tobacco Road
Heartache
Cotton Growing Man
Wildfire
I'm The Walrus
Hangman Hang My Shell
Evil Woman
Better By You, Better Than Me
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