Als die Steepwater Band vor etwa zehn Jahren hierzulande in die Szene, die sich im magischen Dreieck aus Southern-, Blues- und Jam Rock bequem eingenistet hatte, einschlug, war keineswegs abzusehen, dass sich diese Formation zu einem wahren Dauerbrenner entwickeln würde. "Dharmakaya" (2004) hin - "Revelation Sunday" (2006) her, Bands dieses Kalibers gab es seinerzeit zuhauf. Die meisten davon sind bereits Schall und Rauch, der sich nur dann mal kurz manifestiert, wenn einem zufällig im CD-Regal eine längst vergessene Scheibe zwischen die Finger gerät...
Die Steepwater Band schob dagegen locker ihr Gesellenstück Grace And Melody nach und bestand mit Clava locker die Meisterprüfung. Bodenständig geerdet, rau, kantig bis sperrig, knorrig, kratzbürstig wie die Schwiegermutter... das sind die Attribute, die mir persönlich bei der Namensnennung spontan einfallen. Die Band ist quasi eine Spontankreuzung aus CCR, Mountain, Cry Of Love und den unvergesslichen Wheelies! Was für Referenzen für eine gerade einmal vierzehn Jahre junge Truppe...
Dass die Jungs aus Chicago live besonders gut rüberkommen, haben sie in dieser Zeitspanne bereits des Öfteren auf CD wie DVD bewiesen. Mit "Live & Humble" legt die Steepwater Band nun bereits ihre vierte entsprechende Veröffentlichung vor. Und man kann mit Fug und Recht sagen: Nie klangen sie 'Live und in Farbe' besser! Der Abend vom 20. April 2013 in der heimatlichen Ace Bar wurde perfekt und authentisch 'eingefangen'.
Das hat natürlich gute Gründe - der beste davon hört auf den Namen Eric Saylos. Dieser macht mit seiner zweiten Leadgitarre den Sound nicht nur dichter und variabler, sondern ermöglicht nun im Zusammenspiel mit Jeff Massey irre lange, überaus abwechslungsreiche Jams - fast siebzehn Minuten in dem Medley aus Hookers "Boom Boom" und Zepps "How Many More Times". Zudem unterstützt er diesen mit seinem Chorgesang und stellt damit auch die Vocals breiter auf. Eric Saylos ist - nebenbei bemerkt - auf dem linken, Jeff Massey auf dem rechten Speaker zu hören. Mehr als nur ein netter Gimmick.
Die Klammer um die elf Songs von "Live & Humble" bildet das aktuelle "Clava"-Album, auch schon wieder über zwei Jahre alt. Gewohnt rumpelig mit "Remember The Taker" und "Off The Rails" beginnend - mit der zauberhaften Halbballade "World Keeps Moving On" standesgemäß monumental endend. Das Wiederhören mit "Grace And Melody" und den beiden wohl besten Titeln daraus, "At The Fall Of The Day" und "All The Way To Nowhere", fällt überaus erfreulich aus. Vor allem das Letztere, mit wechselnden Leads extrem jammig interpretiert, treibt einem das Wasser auf die Stirn wie in die Kimme. Sensationell!
Weitere Highlights sind neben den bereits genannten das titelspendende Kraftpaket "High & Humble", der lässige Countryrocker "Meet Me In The Aftermath" und das schrammelige, frappierend an Blackberry Smoke erinnernde "My Back Pocket".
Einzig, dass meine Lieblingsalben "Dharmakaya" und "Revelation Sunday" völlig ausgespart wurden, sorgt für Wermutstropfen. Mit einem Wiederhören von "Back To The Bottle" und "Dharmakaya" bzw. "A Lot Of Love Around" oder "Government Graffiti" wäre mein persönlicher Genuss perfekt gewesen.
Aber ich bin ja bekanntlich nicht allein auf dieser Welt. Die Freunde eines gepflegten Blues'n'Jam mit einer ordentlichen Ladung knarzigem Rock bekommen mit "Live & Humble" ein pickepackevolles Live-Paket geschnürt, bei dem wohl jeder auf seine Kosten kommen dürfte.
Leider wurde das Teil (sicherlich aus Kostengründen) mal wieder in ein spartanisches Digipak gesteckt, das man besser nur mit allerhöchster Konzentration zur Hand nimmt. Mehr als einmal ist mir die CD bereits zu Boden gefallen... also: uffbasse!!
Line-up:
Jeff Massey (lead vocals, guitars)
Eric Saylos (guitars, background vocals)
Tod Bowers (bass)
Joe Winters (drums)
Tracklist |
01:Remember The Taker (7:46)
02:Off The Rails (4:34)
03:At The Fall Of The Day (4:25)
04:Come On Down (6:29)
05:Dance On Me A Number (4:26)
06:High And Humble (6:05)
07:Meet Me In The Aftermath (3:51)
08:Boom Boom/How Many More Times (16:45)
09:My Back Pocket (3:06)
10:All The Way To Nowhere (7:35)
11:World Keeps Moving On (10:26) |
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Externe Links:
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