Swamp Cabbage / Squeal
Squeal Spielzeit: 48:15
Medium: CD
Label: Zoho Roots, 2012 (2008)
Stil: Blues Rock

Review vom 11.02.2012


Steve Braun
Erinnert sich noch jemand in dieser schnelllebigen Zeit an ein 'One-Hit-Wonder' namens
Liquid Groove Mojo?? Ich meine diesen herrlich rumpeligen Titelsong eines Klasse-Studioalbums. Verdammt, viel zu lange nicht mehr gehört, aber "Jesus Tone", der Opener von Swamp Cabbages vorliegendem zweitem Silberling, erinnert mich wohltuend an diese bärenstarke Nummer. Zwei Live-Alben später, eins davon akustisch - das andere (sehr viel rarer) 'elektrifiziert' ("Louisiana Hoodoo Night"), war das 'Wonder' schon wieder Geschichte und zum solistischen Output des Main Mans, Joe Pitts, fällt mir nur noch ein Wort ein: »cheeeeesy!!!«. Und nun läuft dieses geniale "Jesus Tone" und ich denke mir nur: Hoffentlich ereilt den guten Walter Parks nicht das gleiche trostlose Schicksal...
Ebenso tief wie Liquid Groove Mojo stehen auch Swamp Cabbage in den Sümpfen des Südostens - Nordost Florida, um die Koordinaten enger zu ziehen. "Squeal" erschien in den 'Staaten' bereits vor knapp vier Jahren und ist jetzt auch bei uns aufgelegt worden.
Das demokratisch arbeitende Trio, das alle Songs gemeinsam komponiert hat, würzt seine Interpretation des Blues mit einer gehörigen Portion Southern Rock sowie etwas Country, Gospel und dem Feeling, das einer Parade zum Mardi Gras aufkommen kann. Sänger und Gitarrist Walter Parks stand jahrelang in Diensten der Woodstock-Legende Richie Havens und tourte mit diesem gelegentlich auch durch Europa, wie man auf der originell gestalteten Website der Band erfahren kann. Von den beiden anderen Mitstreitern, Jagoda (drums) und Matt Lindsey (bass), kann man allerdings dort derzeit noch nichts in Erfahrung bringen.
Ums gleich vorweg zu schicken: Die Ausnahmequalität von "Jesus Tone", bei dem Lindseys Bass wie 'eine Tuba auf Fuzz Box' klingt, erreichen Swamp Cabbage nur noch in dem Instrumental "Purdy Mouth". Doch im Player auf der Website finden sich auch zwei Songs vom Erstling "Honk" (2004) und hier zeigt "Tallahassee" allen 'Swampern' was ne verflixte Hupe (engl. honk) ist - was die Jungs draufhaben ohnehin!
Abgesehen von diesen Delikatessen bekommt man von Swamp Cabbage, den quiekenden Sumpf-Kohlköpfen, ebenso ordentliche wie erfrischende Hausmannskost geboten, die sich wohltuend aus dem Blues Rock-Allerlei hervorhebt. Hier stechen vor allem das schleppende "Feedbag" und das rhythmisch vertrackte "New Voodoo Boogaloo", das Parks seinen beiden Bandkollegen gewidmet hat, positiv ins Trommelfell. Ebenfalls einen dicken Pluspunkt erhalten dessen Texte, die allesamt augenzwinkernde Geschichten erzählen und manchmal ein boshaftes, breites Grinsen entlocken...

Von den drei Instrumentals überzeugt dagegen nur das bereits als Highlight genannte "Purdy Mouth" mit seinem Florida-meets-Connacht-Appeal. "Sopchoppy" und "Softshoe" sind dagegen - allem Wortwitz zum Trotz - nichts als plätschernde Hintergrundmusik. Da hat der sieben Minuten lang intensiv unter die Haut gehende Slow Blues "Poontang" schon sehr viel mehr Biss!
"Squeal" ist eine erfreuliche Neuentdeckung im Southern-inspirierten Blues Rock - manche Momente bringen mich tatsächlich zum 'Quieken'. Staubtrocken und lässig wird hier das südliche Lebensgefühl transportiert - allerdings bleibt zumeist noch eine ganze Handbreit Luft nach oben. Man darf auf das dritte Album der Swamp Kohlköppe durchaus gespannt warten.
Line-up:
Walter Parks (vocals, guitar)
Matt Lindsey (bass)
Jagoba (drums)

Additional musicians:
Eric Brigmond (church organ, upright piano)
Bonnie Nevar, Jan Crawford (backing vocals)
Jerry Norris (harp)
Tom Haller (cowbell)
Tracklist
01:Jesus Tone (4:57)
02:Dixieland (4:47)
03:Feedbag (4:36)
04:Sopchoppy (3:33)
05:Necktie Man (3:36)
06:Purdy Mouth (4:44)
07:Poontang (7:41)
08:New Voodoo Boogaloo (4:41)
09:Softshoe (3:40)
10:Delegation (5:54)
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