Joe Lynn Turner ist ein lebendes Denkmal des herrlich unmodernen Melodic Hard Rocks. Mit
Rainbow und
Ritchie Blackmore war er Anfang bis Mitte der 80er stilprägend für ein ganzes Genre und seither immer schwer beschäftigt. Sei es mit
Yngwie Malmsteen, dem
Hughes /
Turner Project,
Brazen Abbot (um nur ein paar Bands und Projekte zu nennen) oder mit zahlreichen Soloalben - und stets blieb er stiltreu. Mit Mitte 50 gibt's nun nochmal eine Premiere: Das allererste Livealbum als Solokünstler, aufgenommen beim United Forces of Rock-Festival im Oktober 2007 in der Ludwigsburger Rockfabrik.
Und dass es auch hierbei traditionell zugeht, weiß man schon nach ein paar Sekunden - denn die Band spielt gleich mal das Thema von "Somewhere Over The Rainbow". So folgen dann auch alleine neun Songs der drei Alben, die
Turner mit
Rainbow gemacht hat. Darunter sind sowohl
Purple-lastige Up-Tempo-Kracher wie "Death Alley Driver" und "Can't Happen Here" als auch cool groovende, nicht minder Hammond-gefärbte Heavy Rocker im Mid-Tempo wie "Jealous Lover" oder optimistische AOR-Perlen wie "Power".
Neben dem
Rainbow-Stoff präsentiert
Turner drei Stücke seiner jüngsten Soloalben
The Usual Suspects und
Second Hand Life. "Power of Love", "Your Love Is Life" und "Blood Red Sky" rocken gewaltig und bestechen durch Seelen-reinigende Melodien. Kurzum: Ob alt oder neu, die Songs sind allesamt erste Sahne. Und auch der Klang der Band ist traditionell und authentisch - neoklassische
Blackmore-Hooklines und Hammond-Orgeleien ohne Ende!
Keyboarder
Michael Sorrentino, der durchaus auch mal den Sound wechselt, und Gitarrist
Karl Cochran (spielte auch auf
Turners Solo-Album "Second Hand Life") sind technisch über alle Zweifel erhaben und bieten originalgetreue Frickeleien.
Joe Lynn Turner ist gut bei Stimme und singt charismatisch durch die Höhen von damals und heute. Wenn man sich im Vergleich z.B. die Leningrader
Malmsteen-Livescheibe anhört, hat sich
Turners Stimme durchaus verändert - aber nicht verschlechtert, was wir ja von den sehr überzeugenden letzten Solowerken wissen. Die Klangfarbe ist anders geworden, ähnlich wie beim Kollegen
Steve Walsh.
Turner klingt heute wärmer und etwas rauer.
Es ist früher wie heute eine Wonne, dieser so präsenten Stimme zu lauschen. Dass der Gesang dabei so im Vordergrund steht, macht "Can't Let You Go" zu einem der Höhepunkte dieser CD, neben dem explosiven Mitsinger "I Surrender" - einst der kommerziell erfolgreichste Song Rainbows und immer noch ein Highlight.
Turners einziges Deep Purple-Album "Slaves And Masters" sparen er und Konsorten aus, spielen dafür aber "Burn". Hier gibt die ganze Band einschließlich screamendem Frontmann nochmal alles!
Insgesamt ein klasse CD-Mitschnitt, auf dem sogar Großartigkeiten des Konzerts wie "Highway Star" keinen Platz mehr fanden. "Live In Germany" ist leidenschaftlich zelebrierte musikalische Zeitlosigkeit. Und rockt ungemein!