Kirsten Thien / Solo Live From The Meisenfrei Blues Club
Solo Live From The Meisenfrei Blues Club Spielzeit: 70:16
Medium: CD
Label: Screen Door Records, 2013
Stil: Acoustic Blues & More

Review vom 12.01.2014


Jürgen Bauerochse
In der jüngsten Vergangenheit kreuzte mein Weg immer wieder den der amerikanischen Sängerin und Gitarristin Kirsten Thien. Dabei hinterließ die in Berlin geborene und inzwischen in New York lebende Shouterin schon bei der Besprechung ihres Albums Delicious einen nachhaltigen und tiefen Eindruck bei mir. Besonders die Vielseitigkeit in ihrer Musik konnte mich total überzeugen und in ihren Bann ziehen.
Dieser Eindruck verstärkte sich noch, als ich die Gelegenheit hatte, die Band
live in der Bluesgarage zu erleben und Kirsten dabei persönlich kennenzulernen. Die Liebe zum Blues stand ihr bei dem Gig quasi ins Gesicht geschrieben und wurde von dem Quartett auf der Bühne perfekt umgesetzt. Nicht umsonst war dieses Konzert eines meiner persönlichen Highlights des Jahres 2013, zumal sich Kirsten Thien bei unserem kurzen Gespräch nach dem Auftritt als äußerst sympathische und aufgeschlossene Person outete.
Und nun schickte sie mir mit der neuesten Veröffentlichung "Solo Live From The Meisenfrei Blues Club" einen weiteren Beweis ihrer ganzen musikalischen Flexibilität für eine Besprechung zu. Der Albumtitel sagt schon alles aus. Kirsten Thien und der akustische Sechssaiter ganz allein auf der Bühne des Bremer Kultladens. Produziert wurde dieser Livemitschnitt, der am 30. Oktober 2012 aufgenommen wurde, erneut von Eric Boyd, seines Zeichens Bassist der Kirsten Thien Band, der auch schon beim letzten Studio-Album an den Reglern saß.
Herausgekommen ist ein Konzertalbum mit einem glasklaren Sound, bei dem der Zuhörer durch diese großartige Stimme gefesselt wird. Kirsten Thien versteht es perfekt, das Publikum in ihren Bann zu ziehen, was an der Reaktion der Leute deutlich zu erkennen ist. Während der Songs herrscht eine konzentrierte Ruhe im Saal, die sich erst am Ende der Stücke auflöst und in sehr wohlwollendem Applaus entlädt. So einen Gig würde ich mir auch mal wieder wünschen - so ganz ohne das Dauergelabere, das bei den meisten Shows leider inzwischen Gang und Gäbe ist.
Die fünfzehn hier veröffentlichten Stücke bilden eine ausgewogene Mischung aus Eigenkompositionen der sehr talentierten Songschreiberin und Coverversionen von Musikern, die für die Künstlerin eine wichtige Rolle in ihrer musikalischen Karriere gespielt haben und noch spielen. Dabei fällt auf, dass sie den Songs aus fremder Feder ihren ganz eigenen Stempel aufdrückt - eine Tatsache, die ich auch schon während der Live-Performance mit der ganzen Band feststellen konnte. Von 'nachgespielt' kann also überhaupt keine Rede sein. Hut ab, Kirsten. Ganz stark gemacht.
Die Auswahl der Fremdkompositionen wirkt wohldurchdacht und zieht sich von Ida Cox ("Wild Women Don't Have The Blues"), über Bob Dylan ("It Takes A Lot To Laugh, It Takes A Train To Cry") bis hin zu Leon Russells "I'd Rather Be Blind", das vor allem durch die Version von
Freddie King bekannt wurde, um nur einige zu nennen. Außerdem ist am Ende des Albums natürlich wieder das Medley "Ain't No Sunshine/The Thrill Is Gone" zu hören, das auch im elektrifizierten Gruppensound jeweils den Abschluss der Shows bildet. Und auch solo kann Kirsten Thien hier eine faszinierende Stimmung rüberbringen.
Am stärksten wirkt die zierliche Shouterin für mich immer dann, wenn der reine 12-Takter angesagt ist. So kann man "Please Drive", das sie zusammen mit Hubert Sumlin eingespielt hat, als absolutes Highlight des Albums bezeichnen, was auch an der Reaktion des Bremer Publikums zu erkennen ist, das hier in Sachen Applaus noch eine Schippe drauflegt.
Doch auch wenn Kirsten Thien auf den Spuren der Singer/Songwriter wandelt, wirkt sie unglaublich ausdrucksstark. Man höre sich nur mal den herrlich intensiven Sheryl Crow-Song "Leaving Las Vegas" an.
Mit diesem Live-Album ist Kirsten Thien jedenfalls eine der beeindruckendsten und einfühlsamsten Akustik-Scheiben der letzten Jahre gelungen.
Line-up:
Kirsten Thien (vocals, acoustic guitar)
Tracklist
01:Hold Onto Me (4:41)
02:A Woman Knows (4:51)
03:Thank You For Saying Goodbye (4:45)
04:You've Got Me (5:09)
05:Wild Women Don't Have The Blues (3:14)
06:The Sweet Lost And Found (3:25)
07:Ain't That The Truth (3:26)
08:It Takes A Lot To Laugh, It Takes A Train To Cry (3:15)
09:Please Drive (5:17)
10:Leaving Las Vegas (5:19)
11:Nobody's Ever Loved Me Like You Do (3:59)
12:Women Be Wise (3:01)
13:Fooled Around And Fell In Love (3:57)
14:I'd Rather Be Blind (3:41)
15:Ain't No Sunshine/The Thrill Is Gone (6:05)
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