Marius Tilly / Nebula Rising
Nebula Rising Spielzeit: 46:03
Medium: CD
Label: MIG Music, 2016
Stil: Alternative Rock

Review vom 28.04.2016


Joachim 'Joe' Brookes
Im Namen ist das Wort 'Band' verbannt worden und trotzdem spielt Marius Tilly mit den bisherigen Bandmitgliedern Benjamin Oppermann (Bass) und Max Wastl (Schlagzeug) zusammen. Schnurrbart mit gezwirbelten Enden. Mit Bart liegt der Mann 2016 voll im Trend und darf (oder muss) vielleicht auch noch zu Bart-Weichmachern greifen. Äußerlichkeiten sind nicht unbedingt entscheidend, wenn es um Musik (und vielleicht andere Dinge) geht.
Irgendwie sieht das Coverbild von "Nebula Rising" für Blues-Rocker Marius Tilly-Verhältnisse schon seltsam aus. Eine Kraterlandschaft präsentiert sich im Hintergrund von magischem Dreieck und einem symbolischen, nicht genauer zu benennenden Planeten. Das Informationsblatt titelt unterstrichen: »Im Spannungsfeld von Alternative und Rock«. Dann liest man noch: »[...] Sich selbst neu erfunden hat Marius Tilly. [...]«
Nach Blue Colors, Red Lights und Come Together, zwei Blues Rock-Alben und einem von RockTimes besuchten Konzert im blues, Rhede beschäftigt sich der »beste Newcomer Deutschlands« (2014) nun mit der anderen musikalischen Straßenseite. Der, wo es eher um Waberlampen, Orbit, Space und Weltraumkapseln geht. Auf der Rückseite der Promotion-Ausgabe gibt es ein Bild des Bartträgers im Astronautenhelm, der, wie auf Marius Tillys Homepage zu sehen ist, noch im Kühlschrank liegt.
Alles Symbole, die die musikalische Richtung anzeigen sollen. Im erwähnten Konzertbericht hieß es: »Von schwarz über lila oder pink bis hin zu rot war die kreierte Psychedelic gigantisch bunt.« So neu wie für diese Platte angekündigt, ist der Trend zum alternativen Rock nun auch nicht.
Aber trotzdem ist man gespannt, wie Marius Tilly die »[...] künstlerische Umorientierung [...]« umgesetzt hat. Definitiv ist "Nebula Rising" kein Fall für Fans, die den 12-Takter und seine rockige Variante favorisieren.
Wenn Marius Tilly als »das leichte Rahmenkonzept das Thema Weltraum« angibt, dann muss man dem jungen Mann bezüglich des leichten Rahmenkonzepts zustimmen, denn "Nebula Rising" erreicht aus meiner Sicht die äußeren Gebiete der Erdatmosphäre. Viel weiter gehen die Alternative und der Rock dann doch nicht. Ausnahmen bestätigen die Regel. "Orion" ist das einzige Stück auf der Platte, das von der Spielzeit her den drei- bis etwas über vierminütigen Rahmen sprengt. Mit einem Retro-Rock-Ambiente kann hier von einer Art Jam-Charakter des Liedes gesprochen werden. Mittendrin wird sozusagen improvisiert. Die Gitarre klingt auch wie aus dem Weltraum. Einen ordentlich mit psychedelischer Farbe gefüllten Pinselstrich kann man nicht von der Hand weisen. Schön auch, dass Bassist Benjamin Oppermann mit seinen knackig-schwebenden Tieftönen kräftig mitmischt. Diese Nummer entwickelt sich zu einem Highlight der Scheibe. "Animal Serenade" ist der Ohrwurm der vorliegenden Platte.
Das Titelstück "Nebula Rising" wird zum Abschluss der CD präsentiert.
Unter anderem werden nicht unübliche fernöstliche Sphären gestreift. Mit einem Auf und Ab der Dynamik gibt diese Power-Ballade dem Hörer einige schöne Momente mit auf den Weg.
Mit Gitarren-Klangfarben wird definitiv nicht gespart. Da ist die Fantasie des Musikers der Trigger der leichten Veränderung. Über die Künste auf dem Sechssaiter muss man bei Marius Tilly nicht diskutieren. Die Soli sind super und das Songwriting ist gut. Mit einem gewissen Blick in den Rückspiegel der Musikgeschichte ist die Platte ein Spannungsfeld aus Tradition und Moderne. "Nebula Rising" ist guter Alternative Rock, allerdings fehlt die Fülle an Space-Ausflügen.
Natürlich tourt Marius Tilly auch mit dem neuen Album im Gepäck. Dabei teilt er die Bühne mit
The Brew, Kamchatka beziehungsweise Vdelli. Selbstredend ist Marius Tilly 2016 auch als Headliner unterwegs.
Line-up:
Marius Tilly (guitar, vocals)
Benjamin Oppermann (bass)
Max Wastl (drums)
Tracklist
01:Dinosaur (3:24)
02:Danger (3:15)
03:Vespa (4:12)
04:Colder Below (4:47)
05:Animal Serenade (3:36)
06:Palozza You (3:38)
07:Solar Woman (2:49)
08:Orion (6:10)
09:Slender Man (3:23)
10:Revel Outer Space (3:04)
11:Son Of A Siren (3:36)
12:Nebula Rising (4:12)
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