Nik Turner / Space Fusion Odyssey
Space Fusion Odyssey Spielzeit: 77:12
Medium: CD
Label: Purple Pyramid Records (Cleopatra Records), 2015
Stil: Space Jazz, Fusion

Review vom 19.01.2016


Markus Kerren
Vor noch gar nicht allzu langer Zeit bzw. im Herbst 2013 tauchte plötzlich der ehemalige Hawkwind-Musiker Nik Turner wie Phönix aus der Asche wieder im Rampenlicht auf und legte mit Space Gypsy ein neues richtig geiles Space Rock-Album vor. Es folgten die eine oder andere Tour und anschließend die Vorbereitungen zu der nächsten Studioscheibe, dem mir jetzt vorliegenden "Space Fusion Odyssey". Ob das Cover an das der Hawkwind-Scheibe "In Search Of Space" erinnern soll, sei mal dahin gestellt, die Musik tut es nicht (mehr) bzw. nur noch teilweise.
Spacig geht es selbstverständlich nach wie vor zur Sache, lediglich der Rock ist im Großen und Ganzen Turners zweiter großen Liebe, dem Jazz und der Fusion, gewichen. Allerdings glänzt der Engländer auch auf diesen Gebieten auf allen Ebenen, was nicht nur sein eigenes Spiel auf dem Saxofon und der Flöte, sondern auch die Beiträge der vielen beteiligten Gäste betrifft. Gesang wird diesmal (fast) keiner geboten, was während der knapp achtzig Minuten aber kaum eine Rolle spielt, so abwechslungsreich und energiegeladen wie diese insgesamt zehn Tracks rüberkommen.
Mit Jürgen Engler (Die Krupps), Steve Hillage und Nicky Garrett (Hedersleben,
Ex-The Vibrators) hat er alte Weggefährten des Vorgänger-Albums mit an Bord, sich dazu aber auch durchaus überraschende Gäste eingeladen. So ist der Gitarrist Chris Poland (Ex-Megadeth) gleich auf fünf der Nummern am Start, darüber hinaus gibt es einen Gastauftritt von Robby Krieger (Ex-The Doors) bei "Hypernova" und sogar John Weinzierl (Amon Düül II) brachte sich auf den Stücken "Spiritual Machines" sowie "Spiritual Machines (Chapter 2)" ein. Warum wir auf den Auftritt dieses Mannes bzw. der Band Amon Düül II beim diesjährigen Finkenbach Festival im August so gespannt sein dürfen, stellt er hier eindrucksvoll unter Beweis.
Aber nicht nur die Gitarristen und der Protagonist sind klasse und lassen das Kopfkino des Hörers in Lichtgeschwindigeit von der Erdgravitation abheben, auch was der Bassist Robert Pagliari hier zu größten Teilen abliefert, spielt sich auf einem ganz hohen Level ab. Als weitere Stargäste fungieren Billy Cobham auf drei Stücken, Klaus Henatsch (Nektar) auf zweien, Billy Sherwood, Joel Vandroogenbroeck (Brainticket, auf zwei Tracks an der Sitar) sowie Rick Wakeman (auf "Random Acts (Revisited)"). Das vollständige Line-up ist wie immer weiter unten aufgeführt.
Die Songs auf "Space Fusion Odyssey" erinnern nicht selten auch an die Musik Frank Zappas, speziell wenn es um dessen Instrumentalstücke aus den siebziger Jahren geht. Richtig schön abgedreht - ohne das Ganze voll zu überdrehen - geht es hier zu. Jede Menge spacige Effekte paaren sich mit Jazz Rock der ganz feinen Machart. Hier einen oder weitere vereinzelte Tracks heraus zu greifen, würde allen anderen unrecht tun und deshalb lasse ich das auch von vornherein bleiben. Zu begreifen ist diese Scheibe vor allem sowieso als Ganzes, als eine Einheit, eine Reise in die Unendlichkeit und wieder zurück. Wirklich zurück? Nun ja, zumindest nach achtzig Minuten, vorausgesetzt man hat den Player nicht auf Repeat geschaltet...
Logo, "Space Fusion Odyssey" ist deutlich anders als "Space Gypsy", dafür aber keinen Millimeter schlechter. Der Rock hat dem Jazz und der Fusion die Bühne überlassen, was dem Spektrum des Briten aber nur noch zusätzliche Größe verleiht. Für Nik Turner- und Hawkwind-Fans natürlich ein absolutes Muss, aber auch unerschrockene Jazz-Fans werden ganz sicher ihre Freude an dieser Platte haben. Darüber hinaus ist die Scheibe auch ein Tipp für alle anderen, die mal eine Reise in die "Interstellar Clouds" antreten möchten.
Beide Daumen nach oben!
Line-up:
Nik Turner (saxophones, flutes)
Jürgen Engler (Moog & audio generator, rhythm guitar - #3, bass - #3)
Steve Hillage (guitars - #1,5-7)
Chris Poland (guitars - #1,2,5,7,8)
Robby Krieger (guitar - #2)
John Weinzierl (guitars - #3,9)
Nicky Garratt (guitars - #4,9)
John Etheridge (guitar - #4)
Osam Ezzeldin (keyboards - #4,6,9)
Kephera Moon (keyboards - #4,9)
Rick Wakeman (keyboard solos - #10)
Klaus Henatsch (mellotron & Moog & clavinet - #7, Hammond organ & Rhodes - #8)
Chris Lietz (mellotron - #2,3)
Joel Vandroogenbroeck (sitar - #3,9)
Billy Sherwood (guitar & synthesizer & drums - #10)
Jerry Goodman (violins - #10)
Robert Pagliari (bass)
Kai Eckhardt (bass - #4,6,9)
Jimmy Haslip (bass - #10)
David Eagle (drums)
Billy Cobham (drums - #4,6,9)
Jason Willer (drums - #3)
Billy Smyth (vocals - #7,9)
Tracklist
01:Adjust The Future
02:Hypernova
03:Spiritual Machines
04:Pulsar
05:An Elliptical Galaxy
06:A Beautiful Vision In Science Forgotten
07:We Came In Peace
08:Interstellar Clouds
09:Spiritual Machines (Chapter 2)
10:Random Acts (Revisited)
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