The Tangent / Down And Out In Paris And London
Down And Out In Paris And London Spielzeit: 57:49
Medium: CD
Label: InsideOut, 2009
Stil: Prog Rock

Review vom 21.12.2009


Michael Knoppik
Die Besetzung von The Tangent ändert sich quasi mit jedem Album. Anfangs waren noch David Jackson von Van Der Graaf Generator und Roine Stolt, zusammen mit anderen Mitgliedern der Flower Kings dabei. Nachdem nun auch Jaime Jalazar und Jonas Reingold gegangen sind, ist The Tangent zum ersten Mal ein rein britisches Musikprojekt geworden. Laut Leader Tillison gehört eine bestimmte "Englishness" schon immer zur Band, was eine Affinität zu den Wurzeln des Prog Rocks darstellt. Neu hinzugekommen ist u.a. Drummer Paul Burgess, der Schlagzeuger bei 10CC war, bzw. es immer noch ist. Zudem spielte er bei Camel und Jethro Tull schon mit. Jonathan Barret vervollständigt das aktuelle Line-up. Er hat mit Tillison bereits von 1997 bis 1999 bei
Parallel Or 90 Degrees gespielt.
Nun ist "Down And Out In Paris And London" bereits das fünfte Studioalbum von The Tangent. Natürlich fragt man sich irgendwann, ob die Gruppe noch innovativ ist. Auf dem ersten Album war sie das. Es bot perfekten Retro Prog, der durchgängig spannend, anspruchsvoll, rockig und melodisch war. Ein Album, das wie aus einem Guss wirkt und sich einem beim ersten Hören schon erschließt, ohne auch nur ansatzweise anspruchslos zu wirken. Beim zweiten hat das Projekt bereits nachgelassen. Es fehlte an mehreren Stellen etwas Tiefgang, etwas Rockendes und etwas an Spannung. Auf dem dritten Silberling rauften sich The Tangent (von da an ohne Stolt) noch einmal zusammen und boten ein lockeres jazzig-rockiges Album. Das vierte Werk
Not As Good As The Book ist mir leider nicht bekannt.
Tillison sagt: »Unser neues Album ist zu 100% ein musikalisches Projekt. Während der Vorgänger eher ein Multimedia-Ding mit Illustrationen und einer Science Fiction-Novelle war, dreht sich diesmal alles um fünf Songs auf einer einfachen CD. Übrigens ist "Down And Out In Paris And London" auch der Titel einer Novelle von George Orwell (u.a. "1984"). Das ist aber auch das einzige Merkmal, welches das Album mit Orwells Werk zu tun hat«. Es handelt sich laut Andy Tillison bloß um ein Wortspiel.
Musikalisch bewegt man sich hier zwischen verträumt-romantisch bis jazzig-verspielt, zuweilen auch rockig oder jazzig-relaxed. Der Gesang ist im Gegensatz zu der Musik nicht vordergründig, aber auch nicht unwichtig. Es gibt Keyboard-Flächen, kristallklare cleane Gitarren und floydige, atmosphärische Saxophon-Soli ("Where Are They Now?"), wilde Synthies und geile Keyboardsoli ("Paroxetine - 20mg"). Letzterer Titel handelt von einer Person, die unter verschreibungspflichtigen Antidepressiva steht und sich ziemlich leer fühlt. Dies ist nur in einem Punkt aktuell, da zwar viele Menschen heute davon betroffen sind, die Medizin jedoch in dieser Hinsicht schon weit erforscht ist. Jene Mittel bringen den Patienten heutzutage viel, ohne dabei allzu viele bzw. allzu schlimme Nebenwirkungen zu verursachen.
Weiterhin tauchen Canterbury-Anleihen auf, die stellenweise auch an das Debüt erinnern. Zudem gibt es mit "Ethanol Hat Nail" eine Fortsetzung von "The Canterbury Sequence", die aber musikalisch nicht viel mit der ersten Ausgabe zu tun hat.
Es gibt außerdem eine Ausgabe mit einem gut sechsminütigen Extra-Bonustrack: "Everyman's Forgotten Monday".
7 von 10 RockTimes-Uhren
Line-up:
Andy Tillison (vocals, keyboards, electric guitar)
Jonathan Barrett (bass guitar)
Paul Burgess (drums)
Theo Travis (flute, saxophone)
Guy Manning (acoustic guitar, vocals)
Tracklist
01:Where Are They Now?
02:Paroxetine 20mg
03:Perdu Dans Paris
04:The Company Car
05:The Canterbury Sequence Volume 2. Ethanol That Nail
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