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Tesla / Comin' Atcha Live! 2008
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Wie schön, endlich eine Frontiers-DVD, die man liebend gern unter den Weihnachtsbaum legt! Ein Silberling, dessen Potenzial und Inhalt keinerlei Wünsche offen lässt! Gemacht von einer der fanfreundlichsten und bodenständigsten Hardrock-Bands der Welt: Tesla!
Lange haben sich die Herren aus Sacramento, Kalifornien Zeit gelassen für ihre erste 'richtige' Live-DVD. Denn wenn man bedenkt, dass die Bandgründung mittlerweile schon ein Vierteljahrhundert zurück liegt, hätte es damit sicherlich schneller gehen können. In der Zwischenzeit hat man schließlich mehr als 2.500 Konzerte auf der ganzen Welt gespielt, so dass mehr als genug Material für die Nachwelt konserviert worden sein müsste. Trotzdem gab es die Herren mit "Five Man Video Band" (1990) sowie "Time's Makin' Changes: The Videos And More" (1995) bisher nur zweimal auf der heimischen Mattscheibe zu sehen. Wenn man bedenkt, dass heutzutage jede x-beliebige Newcomer-Band schon beim Debüt mit irgendwelchen DVD-Beilagen um sich schmeißt, dann kann man vor Tesla nur den Hut ziehen: Diese Band scheint zu wissen, dass inflationäre, halbgare Veröffentlichungspolitik Gift für das eigene Image ist, und lässt gut Ding deshalb Weile haben.
Daher sollten die Fan-Augen nun vor Freude aus den Höhlen quellen, denn dieses fette Paket besteht nicht bloß aus einem 19 Songs umfassenden, energie- und sympathiegeladenen Auftritt, sondern wartet darüber hinaus auch mit umfangreichem Bonusmaterial auf!
Aber schauen wir uns das doch mal genauer an: Mitgeschnitten wurde eine ausverkaufte Show im Myth Nightclub in Maplewood, Minnesota, die am 22. Februar 2008 über die Bühne ging. Tesla befanden sich zu diesem Zeitpunkt auf ausgedehnter Konzertreise, um ihre zwei parallel erschienenen Coveralben Real To Reel (2007) zu promoten und fackelten ein Hitfeuerwerk sondergleichen ab. Da ist es nur logisch, dass mit der UFO-Verbeugung "Rock Bottom" (im Original auf deren 1974er Scheibe "Phenomenon" zu finden) lediglich ein Song dieses Doppelschlags in der Setlist auftaucht. Tesla haben schließlich genug eigene Hochkaräter in ihrem 12 Alben umfassenden Backkatalog, als dass sie sich groß mit fremden Federn schmücken müssten.
Daher legen die Mannen auch von Beginn an kräftig los und gönnen dem Zuschauer keinerlei Verschnaufpause. Kaum steht die Band nämlich auf der Bühne, frickelt das Gitarristen-Duo Frank Hannon / Dave Rude dermaßen über die Griffbretter, dass einem der Mund offen stehen bleibt - nur um dann ganz lässig in den Hit "Cumin' Atcha Live" einzusteigen. Für einen Showstart dieser Art würden andere Musiker Haus und Hof verkaufen...
Somit wird also gleich zu Anfang deutlich, dass man es hier mit einem Rockkonzert der alten Schule zu tun hat, deren unbändige Energie im Verlauf des über zweistündigen Sets niemals abflauen soll. Die fünf Protagonisten sprühen nur so vor Elan und Spielfreude und schütteln sich Glanzmoment um Glanzmoment aus dem Ärmel, dass es eine wahre Freude ist! Hier werden die vier Buchstaben R, O, C und K noch riesengroß geschrieben, was sich im exzessiven Solieren der beiden Axtmänner genauso zeigt wie im arschtighten Groove der Rhythmusgruppe Brian Wheat (Bass) und Troy Luccketta (Schlagzeug). Gerade bei den formidablen, stellenweise zweistimmigen Gitarrensoli schlägt jedes Rockerherz garantiert schneller und höher.
So muss man sich nach dem eröffnenden Dreigespann "Cumin' Atcha Live", "What A Shame" und "Modern Day Cowboy" unweigerlich fragen, wie die Band das im Folgenden denn noch zu toppen gedenkt. Aber Tesla wären nicht Tesla, wenn sie daraufhin mit dem druckvoll-schleppenden Monster "Miles Away" nicht schon den nächsten Kracher in petto hätten. Aber auch "Mama's Fool" (mit hübschem 'Frage-Antwort-Spiel' zwischen Sänger Jeff Keith und Frank Hannons Gitarre am Schluss) oder das damals noch unveröffentlichte, vom Publikum dankbar aufgenommene "PVT. Ledbetter" (vom neuesten Tesla-Werk Forever More, 2008) stehen dem in nichts nach und setzen deutliche Akzente. Insgesamt fällt es somit echt schwer, bei diesem Hammerkonzert irgendwelche Momente besonders hervorzuheben.
Denn auch der furiose Schlussteil von "Paradise" brennt sich vor dem inneren Auge fest. Oder wie wäre es mit der wunderschönen, akustischen Jam-Session in der Mitte des Sets, mit der Neuzugang Dave Rude dem Publikum von Kollege Frank Hannon explizit vorgestellt wird? Andererseits ist da natürlich auch der Band-Klassiker "Love Song", von Hannon gewohnt souverän auf der doppelhalsigen Gibson gespielt - ein Highlight vor dem Herrn! Und das geht dann so weiter: Das hochemotionale, anfangs vom Publikum hörbar mitgesungene "What You Give", das durch solistische Einlagen glänzende "Song And Emotion" oder auch die beiden Rausschmeißer "Little Suzi" und "Edison's Medicine" - hier bekommt man durchgehend eine Gruppe zu sehen, die unglaublich viel Spaß an ihrer Musik hat und die vor allem weiß, was sie ihren treuen Anhängern schuldig ist. Pseudo-wichtigtuerische Rockstar-Allüren sehen definitiv anders aus!
Das fängt im Grunde genommen ja schon damit an, dass Tesla diese DVD komplett selbst produziert haben und zeigt sich außerdem überdeutlich in einem dauergrinsenden Frontmann, der gute Laune von Anfang bis Ende verbreitet. Man merkt nämlich besonders Sympathikus Jeff Keith an, dass er seinen Job und seine Fans wirklich über alles liebt. Herrlich! Genau so hat eine Rockshow heute auszusehen, nachdem die Tage des selbstgefälligen Arenarock nun lange vorbei sind.
Soweit also zum Konzert an sich. Wie eingangs aber schon erwähnt, ist das Ende der Fahnenstange damit noch lange nicht in Sicht, denn beim liebevoll zusammengestellten Bonusmaterial geht es direkt im Anschluss weiter. Dieser in sechs Abschnitte unterteilte Leckerbissen befasst sich mit der Ankunft der Band in Seattle ("Heaven's Trail"), einer Art Stadterkundung Seattles inklusive Besuch im Gitarrenladen, Vorstellen des Tourbus-Innenlebens und des Merchandise-Sortiments ("Sleepless In Seattle") und der sehr ausführlichen, besonders für Musiker und Technikfreaks hochinteressanten Vorführung des Band-Equipments ("Guitars & Gear" - lobenswert: auch Basser Wheat und Drummer Luccketta geben viele Details und Hintergrundinfos preis!).
Darüber hinaus ist ein gesamter Abschnitt den Tesla-Fans gewidmet ("Hangin' With The Fans"). Sie berichten von denkwürdigen Momenten mit der Band, nennen ihre Lieblingssongs und treffen schließlich die Musiker selber. Eine sehr coole Geste, seine Fans so zu bedenken, Hut ab! Schließlich gibt es noch massenweise "Outtakes" zu sehen (Hannon und Rude jammen im Gitarrenladen, ein Soundcheck aus San Francisco, diverse Eindrücke aus dem Tourleben) sowie die "Interactive Features" (eine spezielle Webseite mit Bildern, Videos und anderen exklusiven Angeboten, auf die man mit dieser DVD Zugriff hat). Einziger Wermutstropfen: Es gibt keine Untertitel. Fazit: Tesla haben bei "Comin' Atcha Live! 2008" geklotzt und nicht gekleckert. Der für sich allein schon supergeile Konzertmitschnitt wird hier mit Unmengen an Extras aufgestockt, so dass man nur noch von Vollbedienung bzw. Rundumschlag sprechen kann. Genau so hat eine DVD heute auszusehen, liebe Leute!
Die Herren um Jeff Keith und Frank Hannon zeigen hier überaus eindrucksvoll, wo heutzutage der Hammer hängt und was man als Band seinen Fans schuldig ist. Es ist einfach unglaublich, was diese Männer drauf haben und mit welchem Elan sie ihre Band vorantreiben! Denn während andere sich auf ihren Lorbeeren ausruhen, stehen die Uhren bei Tesla selten still. Das hier ist authentischer Rock'n'Roll wie man sich ihn wünscht und wie er verdammt noch mal im Buche steht. Wer sich diese DVD nicht zulegt, der ist selber schuld und dem kann wirklich nicht mehr geholfen werden. Ganz, ganz dicker Tipp!!!
Line-up:
Jeff Keith (vocals) Frank Hannon (guitar) Brian Wheat (bass) Troy Luccketta (drums) Dave Rude (guitar)
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