Fast könnte man den Eindruck haben, dass der Grund in der Veröffentlichung eines Best Of-Albums von Threshold darin begründet ist, dass Leadsänger Andrew MacDermott vor kurzem ausgestiegen ist und somit die Zukunft einer angesagten Band aus dem progressiven und metallischen Sektor ungewiss sei. Aber das kann ich mir nicht vorstellen und vor der Zukunft dieser Formation ist mir an sich nicht bange, allerdings, auch die genommene Auszeit von Gitarrist Nick Midson macht mich nachdenklich. Nein, der Grund dürfte eventuell darin liegen, dass Threshold vor der Präsentation ihres aktuellen Longplayers Dead Reckoning von InsideOut zum Label Nuclear Blast wechselten und dass ein Best Of einfach noch offen war.
Und seien wir ehrlich, genügend Songmaterial ist vorhanden. Hierfür gab es in der Vergangenheit einige Besetzungswechsel, insbesondere an der Sängerposition, so dass man die eine oder andere Epoche durchaus in Erinnerung rufen darf und auch sollte. Die Frage ist, ob das für den Fan der Band Sinn macht. Ich meine in diesem Fall nein. Die Spielzeit über die zwei CDs ist zwar sehr üppig und mit insgesamt 20 Tracks ist der Doppeldecker auch sein Geld wert, aber da es hier nichts musikalisch Neues gibt, muss man eben davon ausgehen, dass der geneigte Fan eh alles Erwähnenswerte der Formation besitzt. Freilich, meine eigene Zusammenstellung brauche ich mir jetzt nicht mehr aufnehmen, ideal um die beiden Silberlinge mit ins Auto zu nehmen und dort den Tönen von Threshold zu lauschen.
Deswegen ein kurzer Blick auf die Songauswahl. Die Best Of ist nicht chronologisch, wie man es vielleicht erwarten könnte, auf der anderen Seite wurden die angesprochenen Epochen nicht weit auseinander gerissen. CD 1 beschäftigt sich mit der jüngeren Vergangenheit, also mit Mac am Mikro. Das dürfte die erfolgreichste Zeit sein, und auch wenn wir als erstes die Radio-Edition "Slipstream" vom letzten Output zu hören bekommen, so liegen die Schwerpunkte natürlich auch auf der Veröffentlichung Subsurface (2004) wie z.B. "Mission Profile" und "Pressure". Was jedoch fehlt ist die sagenhafte und einfühlsame Ballade "Flags And Footprints". "Light And Space" und "The Ravages Of Time" von "Hypothetical" aus dem Jahr 2001 sind auch nicht zu verachten, und vergessen wir nicht das fabelhafte "Falling Away" sowie "Fragmentation" vom 2002er-Release "Critical Mass". Alle drei Alben stehen bei mir in der Gunst ganz weit vorne. Ja, ich mag diese Band und die "Best Of" bringt zumindest die Power rüber, mit der Threshold stets zu überzeugen wissen. Über Qualität des symphonischen, kernigen, progressiv angehauchten, aber auch melodischen Metal der Band muss man ansonsten nicht mehr viele Worte verlieren.
Die zweite CD macht direkt einen Sprung in das Jahr 1998. "The Latent Gene" stammt vom Album "Clone", auf dem MacDermott bereits das Mikro schwang. Und es geht weiter zurück. 1994 erschien das Album "Psychedelicatessen", von dem "A Tension Of Souls" stammt. Hier sang noch Glynn Morgan, aber auch Damian Wilson wird außerordentlich mit dem Longtrack "Eat The Unicorn" von der Scheibe "Extinct Instinct" aus dem Jahr 1997 bedacht.
Was ist anders als auf den meisten Best Of's? Im Booklet sind alle Texte abgedruckt, so dass Threshold-Einsteiger wahrlich bestens bedient werden. Und damit kommen wir auf den Punkt: "The Ravages Of Time" ist natürlich eine gute Basis, um Zugang zur Band zu finden. Leider bleibt dem unbedarften Hörer die einfühlsame Seite von Threshold verschlossen, aber die beiden Silberlinge sollten mehr als geeignet sein, Interesse hervorzurufen, und der eine oder andere vorhandene Fan wird sich das Teil allein schon der Vollständigkeit halber ins Regal stellen. Qualität gut, ob allerdings notwendig, muss jeder für sich selbst entscheiden!
Line-up:
Andrew MacDermott (vocals)
Karl Groom (guitars)
Richard West (keyboards)
Steve Anderson (bass)
Johanne James (drums)
Damian Wilson (vocals)
Glynn Morgan (vocals)
Nick Midson (guitars)
Jon Jeary (bass)
Nick Harradence (drums)
Tony Grinham (drums)
Mark Heaney (drums)
Jay Micciche (drums)
Tracklist |
CD 1:
01:Slipstream (Radio Edit) (3:24)
02:Light And Space (5:24)
03:Mission Profile (8:16)
04:Falling Away (6:53)
05:The Ravages Of Time (10:16)
06:Phenomenon (5:29)
07:Pressure (Radio Edit) (3:50)
08:Fragmentation (6:34)
09:Oceanbound (6:42)
10:The Art Of Reason (10:19)
11:Pilot In The Sky Of Dreams (Radio Edit)
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CD 2:
01:The Latent Gene (8:03)
02:A Tension Of Souls (7:08)
03:Eat The Unicorn (10:05)
04:Consume To Live (8:13)
05:Innocent (4:42)
06:Exposed (Radio Edit) (4:40)
07:Sanity's End (10:22)
08:The Whispering (7:53)
09:Voyager II (9:02) |
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Externe Links:
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