The Tossers / Gloatin' & Showboatin'
Live On St. Patrick's Day
Gloatin' & Showboatin' Spielzeit: 71:24
Medium: CD
Label: Victory Records (Soulfood), 2008
Stil: Irish Rock

Review vom 18.04.2008


Markus Kerren
Begegnungen im generellen sind ja nun auch immer mit Gefühlen irgendwelcher Art verbunden. The Tossers aus Chicago kreuzen nach deren letztem Studioalbum Agony und dem Support-Slot für The Pogues am St. Patrick's Day im letzten Jahr im verschneiten New York City nun zum dritten Mal meinen Weg. Was mich, um auf die Gefühle zurückzukommen, übrigens sehr freut. Umso mehr, da es sich bei dem neuen Live-Output "Gloatin' & Showboatin'" genau um jenes Konzert vom 17. März 2007 handelt, bei dem ich auch persönlich anwesend war.
Und wenn ich mir die 15 Songs der CD (die zeitgleich erscheinende DVD mit sogar 24 Tracks liegt mir leider nicht vor) jetzt so anhöre, dann kann ich nur feststellen, dass sich meine damaligen, ersten Eindrücke aus dem Roseland Ballroom hier absolut bestätigen. The Tossers sind die Band, die mit eigenem Material den Spirit (der immer noch sporadisch aktiven) The Pogues am authentischsten am Leben erhalten und in die nächste Generation führen.
Mit "Good Mornin' Da" und "The Crutch" beginnt der Gig auf die deftig-rockende Art und ich kann jetzt noch die fliegenden Bierbecher von damals an mir vorbeirauschen sehen. Im Laufe der Show lassen es sich die US-Amerikaner auch nicht nehmen, eine Huldigung an The Dubliners, eine weitere felsenfeste Institution der irischen Musik, vom Stapel zu lassen. Dies geschieht mit einer Version von "Seven Drunken Nights", das natürlich, wenn auch mit eingebauten Tempiwechseln versehen, insgesamt um Einiges schneller gespielt wurde, als das bei der irischen Originalversion der Fall ist.
Das komplette Programm des Achters aus Illinois zelebriert so ausgelassen wie auch sensibel die ungebremste Lebensfreude, die ganz harten Zeiten, oder auch die Tage, wenn man einfach mal durchhängt, nichts mit sich anzufangen weiß und sich fragt, wie das alles überhaupt weitergehen soll. Als einen der vielen Glanzpunkte möchte ich noch (das dem verstorbenen Dee Dee Ramone gewidmeten) "No Loot, No Booze, No Fun" vom vorletzten Album "The Valley Of The Shadow Of Death" erwähnen, das man einfach nicht mehr aus dem Ohr bekommt.
Das Alles verpackt in eine geniale Live-Atmosphäre, die nichts beschönigt. Hier gab es (soweit für mich nachvollziehbar) keine Nachbearbeitung im Studio, hier sind die Tossers drauf, live und in Farbe und es wurde nichts weggelassen oder beschönigt. Weder die hier und da mal auftauchenden elektronischen Störgeräusche, noch die etwas Promille-geschwängerten Konversationen von Sänger T. Duggins mit dem Publikum oder auch der ein oder andere Spielfehler.
Und aufgrund der ausgelassenen Feier- bzw. Partystimmung ließ sich der Frontmann zum Ende der Show dann auch noch zu einem beherzten (Zitat) »…Now, let's get the fuck out of here and let's get fuckin' WASTED!!!« hinreissen. War im Prinzip eine gute Idee, nur hatte der gute Mr. Duggins im Eifer des Gefechts wahrscheinlich kurzfristig vergessen, dass die Pogues nur eine halbe Stunde später dieselbe Bühne entern sollten. Logischerweise wurde deshalb seinem Aufruf (zumindest dem ersten Teil davon) vom Publikum nur spärlich Folge geleistet.
Wie dem auch sei: "Gloatin' & Showboatin'" ist ein sehr geiles Live-Album mit allem was dazugehört. Das einzige, was mich stutzig macht, ist, dass zwei Songs des (damals noch nicht veröffentlichten) Albums "Agony", an die ich mich noch sehr gut erinnern kann, sie im Konzert gehört zu haben, hier gar nicht enthalten sind. Außerdem haben die Jungs (plus Mädel) auch keine 70 Minuten gespielt, als ich dort war. Die Lösung ist, dass es bereits am Nachmittag eine Show an anderer Stelle gab und diese beiden Auftritte wohl für die neue Veröffentlichung zusammen geschnitten wurden.
Na ja, macht ja nix, hier ist Spaß angesagt, hier ist Leben drin und hier geht die Post ab! Sehr empfehlenswert!
Line-up
Aaron Duggins (whistle)
Bones (drums)
T Duggins (lead vocals, mandolin)
Dan Shaw (bass, piano, organ)
Clay Hanson (banjo)
Rebecca Brooke (violin)
Mike Pawula (guitars)
Tracklist
01:Good Mornin' Da
02:The Crutch
03:Johnny, I Hardly Knew Ye
04:No Loot, No Booze, No Fun
05:Buckets Of Beer
06:Madrin Rua/Tell Me Ma
07:I've Pursued Nothing
08:Press Gang
09:Seven Drunken Nights
10:Teehan's
11:Holy Ground
12:The Crock Of Gold
13:Preab San Ol
14:Instrumental
15:The Irish Rover
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