Twisted Sister / Double Live: North Stage '82 / New York Steel '01
Double Live Spielzeit: 194:00
Medium: Do-DVD
Technische Daten:
Bild: 4:3 (DVD 1), 16:9 (DVD 2)
Sound: Dolby Digital Stereo
Format: NTSC Region 0
FSK: Freigegeben ab 0 (DVD 1), FSK 6 (DVD 2)
Sprache: Englisch, keine Untertitel
Label: Eagle Vision, 2011
Stil: Glam Metal


Review vom 24.01.2012


Moritz Alves
Live-Doppeldecker
Twisted Sister und New York sind untrennbar miteinander verbunden - die bunte Truppe aus Long Island hat dort schließlich ihren Ursprung und ihre Homebase. Da passt es ganz wunderbar, dass die 'Iron Men Of Rock And Roll', wie sie sich selbst gerne nennen, ihrer Anhängerschaft in Form von "Double Live: North Stage '82 / New York Steel '01" eine Video-Vollbedienung kredenzen, die zwei Konzertmitschnitte aus ganz verschiedenen Stadien der Bandgeschichte für die heimische Mattscheibe bereithält. Dieser DVD-Doppeldecker ist eine höchst wertvolle Angelegenheit, da man sowohl in die Club-Anfangstage der Mannen - kurz vor der dem Release ihres Debütalbums
Under The Blade - zurückgebeamt wird als auch dem Beginn ihrer bis heute erfolgreich andauernden Reunion beiwohnen darf. Zwischen beiden Shows liegen gut zwanzig Jahre - für beinharte Anhänger wie auch Neueinsteiger ein höchst interessanter Aspekt, der Unterschiede wie Konstanten aufzeigt.
North Stage '82
1982 im North Stage Theater zu Long Island haben Twisted Sister ordentlich Feuer im Hintern und bestechen durch eine raue, unbändige Performance voll grimmiger Entschlossenheit. Frontderwisch Dee Snider, Basstier Mark Mendoza und ihre Mitstreiter sprühen in voller Glam Metal-Montur vor Enthusiasmus, können gleichzeitig aber schon von einer Menge Bühnenerfahrung aus ihren Club-Tagen profitieren. Insbesondere der Sänger zeigt bei diesem Gig unverkennbare Rockstar-Qualitäten: Snider ist der Metalhead, das wilde Tier, der Derwisch, der die kleine Club-Bühne nach allen Regeln der Kunst rockt und beherrscht, während Mark Mendoza in seiner ureigenen Art den Tieftöner bearbeitet und Jay Jay French den Glam-Gitarrengott mimt. So rocken und peitschen sie sich mit wilder Energie durch den gemeinen Opener "What You Don't Know (Sure Can Hurt You)" und schleudern gleich zu Beginn ein dickes 'Fuck You!' in die kochende Menge. Das stampfende "Destroyer" (ein Monstrum von einem Song!) wird von einem ellenlangen Gitarrensolo Frenchs gekrönt und das schnelle, bissige "Tear It Loose" legt hier eine Speed-Punk-Energie an den Tag, wie man sie später nur noch selten erleben sollte. Bei "Lady's Boy" holt Snider - treffend im Bondage-Look - die Peitsche raus und bei der Shangri-Las-Verneigung "Leader Of The Pack" thront er auf dem Motorrad. Eines der absoluten Highlights ist übrigens "You Know I Cry", bei dem auch die Goldlocke plötzlich eine Gitarre umgeschnallt hat und wie wild die Akkorde drischt, was schlussendlich in eine kollektive 'Windmühle' mündet, die das Ende des regulären Sets markiert - welch ein Augenschmaus!
Alles in allem fällt bei diesem ersten Silberling auf, dass es neben mehreren Titeln aus der
Club-Zeit der Band - die man später (fast) nie wieder live sehen/hören konnte - auch eine raubeinige Frühversion von "You Can't Stop Rock 'N' Roll" zu hören gibt. Zudem ist hier schon Sniders intensive Interaktion mit dem Publikum hervorzuheben, denn er macht mehrere lange Ansagen. Es ist eine wahre Freude, heute nochmals in den Genuss einer solchen Show zu kommen und ich würde jedem empfehlen, auf eben dieses Konzert zu verweisen, wenn es darum geht, den Begriff 'schweißtreibende Live-Show mit Fuck-You-Attitüde' zu definieren. Hammergeil!
New York Steel '01
Das neuere Konzert auf dem zweiten Silbertellerchen hat mittlerweile auch schon zehn Jahre auf dem Buckel und markiert wie gesagt den Startschuss für die Reunion der Gruppe. Leider hat dies aber den traurigen Hintergrund der Terroranschläge auf das World Trade Center, die kurze Zeit zuvor im selben Jahr passiert waren. Twisted Sister wurden damals vom Moderator/Autor Eddie Trunk (u. a. "That Metal Show" (VH-1)) dazu überredet, für ein Benefizkonzert wieder zusammenzukommen, bei dem Geld für die Helfer gesammelt wurde, die durch den Angriff ums Leben gekommen waren. Die Band kam dieser Bitte nach und zockte eine sehr amtliche Show auf großer Bühne im New Yorker Hammerstein Ballroom am 28. November 2001 - erstaunlich tight spielen die Musiker hier nach langer Pause zusammen! Natürlich gibt es ein Nummer-Sicher-Hitprogramm zu hören, aus dem nur die Songs "Come Back" und "You Know I Cry" herausstechen. Snider, passenderweise im 'Fuck Osama'-Leibchen, widmet den Klassiker "Burn In Hell" aus gegebenem Anlass den Terroristen, während French bei "Shoot 'em Down" sagt, dass dieser Titel die Gefühle der Band anlässlich 9/11 ausdrücke. Typisch amerikanisches Muskelspiel, aber wer mag den Leuten unmittelbar nach dieser unbegreiflichen Schreckenstat solche Emotionen verbieten wollen?! Das ohnehin balladeske "The Price" wird schließlich allen Helfern gewidmet. Passend zu DVD 2 ist auch das Coverartwork von "Double Live" ausgewählt worden.
Insgesamt bekommt man hier eine grundsolide Show ohne viel Brimborium geboten, bei der ausschließlich die großartige Musik von Twisted Sister im Vordergrund steht. Passend dazu lässt einzig und allein Snider den Rockstar/Metalhead raushängen, während man beim Rest der Truppe glauben könnte, er sei gerade erst seinem Arbeitsalltag entflohen: Gitarrist French beispielsweise könnte auch locker als Realschullehrer durchgehen - höchstens Mendoza in seiner kultigen Achtziger-Kutte mit TS-Backpatch macht noch was her.
Bonusmaterial
Der umfangreiche Bonussektor enthält aktuelle, ausführliche Interviews mit allen Musikern sowie Veranstalter Eddie Trunk zum North Stage-Gig, den Umständen der Reunion, dem 9/11-Terror und dessen individuellen Auswirkungen auf die Bandmitglieder. Außerdem bekommt man private, nie zuvor gesehene Videoaufnahmen von den Proben für die Show aufs Auge - einfach ein herrliches Schmankerl. Den Abschluss macht eine in schwarzweiß gehaltene Fotogalerie.
Fazit
Insgesamt lässt sich festhalten, dass Twisted Sister ihren Fans wieder einmal ordentlich Gegenwert für ihr sauer verdientes Geld bieten. Diese Attitüde haben die Herren glücklicherweise nach wie vor verinnerlicht. Und auch wenn es wohl nie wieder ein neues Studioalbum geben wird, so ist es einmal mehr erstaunlich, welche Juwelen die Combo nach und nach aus ihren Archiven hievt. "Double Live" ist wirklich uneingeschränkt zu empfehlen, denn sowohl alteingesessene 'Sick Mother Fuckers' als auch jüngere Fans werden hier rundum zufriedengestellt. Erfreulich auch, dass beide Konzertmitschnitte ohne die heute leider gängige, schnelle Schnitttechnik auskommen und man so ein nicht von hyperschnellen Cuts entstelltes Konzerterlebnis ins heimische Wohnzimmer geliefert bekommt. Eine Frage hätte ich abschließend dann aber doch noch: Weshalb ist DVD 2 mit einer FSK 6 gelabelt, während die erste Scheibe ohne FSK auskommt…?
Line-up:
Dee Snider (lead vocals)
Jay Jay French (lead & rhythm guitars)
Eddie Ojeda (lead & rhythm guitars, backing vocals)
Mark Mendoza (bass guitar, backing vocals)
A.J. Pero (drums, backing vocals)
Tracklist
Disc One: North Stage Theater 1982
01:What You Don't Know (Sure Can Hurt You)
02:Destroyer
03:Tear It Loose
04:Bad Boys Of Rock 'N' Roll
05:Lady's Boy
06:Leader Of The Pack
07:Under The Blade
08:Shoot 'em Down
09:Sin After Sin
10:I'll Never Grow Up Now
11:You Can't Stop Rock 'N' Roll
12:You Know I Cry
13:It's Only Rock 'N' Roll (But I Like It)
14:Rock 'N' Roll Saviours

Bonus Material: Interviews with the band discussing the North Stage performance
Disc Two: New York Steel 2001
01:What You Don't Know (Sure Can Hurt You)
02:The Kids Are Back
03:Stay Hungry
04:Burn In Hell
05:You Can't Stop Rock 'N' Roll
06:Under The Blade
07:Shoot 'em Down
08:Come Back
09:You Know I Cry
10:I Wanna Rock
11:We're Not Gonna Take It
12:The Price
13:S.M.F.

Bonus Material: Interviews with the band discussing the reunion, the events of 9/11 & the effect the events had on the individual band members. Photo Gallery
Externe Links: