Carl Verheyen / Mustang Run
Mustang Run Spielzeit: 48:27
Medium: CD
Label: Cranktone Records Entertainment, 2013
Stil: Gitarren Rock

Review vom 27.10.2013


Norbert Neugebauer
Das Dutzend ist voll! Mit "Mustang Run" legt Carl Verheyen seine zwölfte Studioproduktion vor, diesmal ohne den Zusatz »Band«, dafür mit wechselnden Besetzungen. Die Produktion hat er zusammen mit Jorge Costa und Gary Selick selbst übernommen, was angesichts seiner enormen Erfahrung aus den Studios von L.A. wohl keine Zweifel an der Qualität zulässt.
Habe ich den Vorgänger Trading 8s schon als »Gitarrenalbum par excellence« bezeichnet, was ist dann bitteschön "Mustang Run"? Der Maestro bezeichnet es nämlich als sein solches, mit dem er sich einen langgehegten Wunsch erfüllt hat. Wie auf dem 2009er Album sind namhafte Gäste, darunter Superdrummer Simon Phillips E-Violinen-Pionier Jerry Goodman (mittlerweile auch schon 70), der Fusion-Sax-Weltstar Bill Evans sowie Supertramp-Saxer John Helliwell mit dabei, allerdings kein weiterer Kollege an den sechs Saiten. Fünf verschiedene Rhythmusfraktionen geben die Basis, darunter auch seine alten Bandmates Dave Marotta, Walfredo Reyes Jr., Cliff Hugo, Bernie Dresel und Chad Wackerman, dazu ist mit Organist Jim Cox ein weiterer Kumpel aus früheren Tagen dabei.
Über die spieltechnischen und stilistischen Fähigkeiten Carl Verheyens braucht man kein Wort mehr verlieren, unsere Leser können da bei den früheren Reviews ausgiebig stöbern. Er gehört zu den Gitarristen, die einen eigenen Stil gefunden haben und der wird hier einmal mehr zelebriert. Sein singender, swingender Ton, mal funky (diesmal eher weniger), mal bluesig (hier reichlich), aber immer geschmeidig-elegant, ist auf jedem der elf kompositorisch runden Tracks federführend. Die Stücke atmen sinnliches Westcoast-Feeling und erzählen ihre Stories bis auf das Supertramp-Cover "Bloody Well Right" ohne Gesang. Das bringt Sonne und gute Laune in die grauen Herbsttage.
So, wie Verheyens Spiel der rote Faden ist, so interessant ist auch der Kontext mit den unterschiedlichen Rhythmusgruppen einerseits und das Zusammenspiel mit den illustren Gästen andererseits. Aus beidem bezieht das Album seine Spannung, es lohnt durchaus, dem analytisch nachzuhören und nicht nur dem schönen Wohlklang zu lauschen, der bei den meisten Stücken vordergründig aus den Boxen kommt. Gitarrenfreaks finden auf der Künstler-Homepage die verwendeten Instrumente und dazu gibt es reichlich ergänzende Videos zu den mitwirkenden Künstlern und ihrem Handwerkszeug.
Die Produktion hat keinen Schwachpunkt. Sie beginnt mit dem schnellen Jump "Taylor's Blues", das abwechslungsreiche "Julietta And The St. George" groovt zur funkigen "Fusioneers Disease" hin. Mit dem sanften, Cello-untermalten "Last Days Of Autum" schlägt Verheyen romantische Töne an, um dann mit "Amandola" wieder fröhliche Fahrt aufzunehmen. Aus der Supertramp-Nummer macht er einen slow-shuffelnden Blues mit akustischer und elektrischer Slidegitarre im Duett mit Helliwells Sax - unbedingt zum Antesten reinhören!
"Riding The Bean" funkt wieder mit blitzenden Gitarrenläufen und pulsierender Rhythmik. "Passage To Run" gibt sich leicht fernöstlich-mystisch, dann lässt der Guitar-Wizard seine Pop-Pferdchen über die kalifornischen Hügel hoppeln - yippie yippie yeh nochmal! Die "vierte Tür zur Rechten" führt in gemäßigte Fusion-Gefilde, bevor "Julias Geist" das Album smooth und bluesy ausklingen lässt.
Anders als beim letzten Mal, als Verheyen mit Band hierzulande auf Promotion-Tour für seine neue CD unterwegs war, lag mir diesmal zuerst der Tonträger vor und dann folgt erst der Konzertbesuch im nahen Club in Burgkunstadt. Darüber werde ich natürlich auch wieder berichten. Heuer ist der Gitarrist mit Stuart Hamm am Bass (siehe CD-Line-up) und Jason Harrison Smith am Schlagzeug auf Tour.
Und so verweise gern noch einmal final auf mein Review zum letzten Album und wiederhole mein Urteil, das uneingeschränkt auch für "Mustang Run" gilt: »Herausragendes Gitarrenalbum. Und: Hört euch die Carl Verheyen Band an, drei Meister ihres Fachs, die demnächst im Club eures Vertrauens hautnah zu erleben sind! Die auch diesmal ohne die Gaststars ihre neuen und alten Songs auf Hochglanz polieren!«
Line-up:
Carl Verheyen (guitars, vocals)
& Special Guests (s. Tracklist)
Tracklist
01:Taylor's Blues (with Gregg Bissonette, dr, Dave Marotta, bs, Jim Cox, Hammond B-3) [4:25]
02:Julietta And The St. George (with Walfredo Reyes Jr., dr, perc, Dave Marotta, bs, Mitchel Forman, piano, Hammond-B3) [4:51]
03:Fusioneers Disease (with Simon Phillips, dr, Cliff Hugo, bs, Jim Cox, org) [6:26]
04:Last Days Of Autumn (with Chad Wackerman, dr, Jimmy Johnson, bs, Dane Little, cello) [4:07]
05:Amandola (with Gregg Bissonette, dr, Dave Marotta, bs, Jim Cox, Hammond B-3) [3:37]
06:Bloody Well Right (with Walfredo Reyes Jr., dr., tambourine. Dave Marotta, bs, John Helliwell, sax, Jesse Siebenberg, Hammond B-3, backing vocals) [4:24]
07:Riding The Bean (with Bernie Diesel, dr, Stuart Hamm, bs, Walfredo Reyes Jr., dr., perc, Mitchel Forman, Hammond B-3) [4:06]
08:Passage To Run (with Bernie Dresel, dr, Stuart Hamm, bs, Walfredo Reyes Jr., dr, perc, Mitchel Forman Hammond B-3) [2:31]
09:Mustang Run (Bernie Dresel, dr, Walfredo Reyes Jr., perc, Stuart Hamm, bs, Jerry Goodman, electriv violin) [4:41]
10:Fourth Door On The Right (with Chad Wackerman, dr, Jimmy Johnson, bs, Bill Evans, sax) [4:50]
11:Spirit Of Julia (with Simon Phillips, dr, Cliff Hugo bs, Jim Cox, org) [4:23]
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