|
Carl Verheyen Band / Trading 8s
|
|||
|
Fast klammheimlich hat Carl Verheyen mit seiner Band ein Gitarrenalbum par excellence aufgenommen und jetzt auf den Markt gebracht. Schon allein die aktuelle Band um den L.A.-Saitenhexer mit Carl Marotta am Bass und Walfredo Reyes jr. am Schlagzeug sowie an den Percussions ist Extraklasse. Und dann die Gästeliste - zum Zungenschnalzen! Lauter Top-Namen, starke Duettpartner an den Gitarren und dazu weitere gute Begleiter an Tasten und Mikrofonen.
Well, eine Spitzenbesetzung und große Namen allein machen noch keine hervorragende Produktion. In dieser Hinsicht hat mich zum Beispiel "From The Reach" meines Lieblings-Sliders
Sonny Landreth enttäuscht, das mit noch illustreren Gästen gespickt war. Robben Ford ist übrigens auf beiden Einspielungen vertreten. Im Gegensatz zu Landreth hat Verheyen keine für seine Partner 'typischen' Stücke geschrieben, sondern mit ihnen die von ihm vorgegebenen Grundkompositionen ausgearbeitet. Fast alle Mitspieler, bis auf den jüngeren Joe Bonamassa, sind alte Freunde, teilweise noch aus Jugendzeiten, wie Steve Morse, Scott Henderson oder Robben Ford - eine 1a California Guitar Connection. Und dass die Jungs schon viel miteinander gejammt haben, hört man auf Anhieb. Das läuft wie geschmiert und die Ideen (sprich Soli) fliegen sich nur so zu. »'Trading 8s' is a term used by musicians when they want to trade 8 bar phrases during the solos. On this CD I trade 8s, 16s and even 24 bar phrases ... but the term most used is 'Trading 8s'« - also das wechselseitige Improvisieren über acht Takte hat den Titel für die neue CD gegeben, wie Carl mir auf Nachfrage bereitwillig erklärte. Meist ist es ja so, dass der Musikfreak zunächst eine neue CD hört und dann ein Konzert der Promotion-Tour besucht. Diesmal war es umgekehrt. Die Carl Verheyen Band spielte jüngst bei mir um die Ecke im TecNet Zentrum Küps-Burkersdorf und just an diesem Abend waren die ersten Album-Exemplare exklusiv und pressfrisch auf der Tour zu haben.
Interessant ist natürlich immer der Vergleich der aufwändigen Studio-Produktion mit der angepassten und naturgemäß in einer Triobesetzung abgespeckten Bühnen-Version. In diesem Fall also nun von live zur CD, und speziell von einem Gitarristen zu den Duettaufnahmen. Dass das Konzert klasse war, haben unsere Leser ja bereits erfahren. Und "Trading 8s" ist schlichtweg ein Meisterwerk moderner Gitarrenkunst, das vor Spielfreude, Ideenreichtum und Power nur so strotzt!
Die Erläuterungen zu den einzelnen Gitarreneinsätzen kann ich mir sparen, die stehen auf Carls Homepage und im Booklet. Natürlich macht es Spaß, rauszuhören, wer auf welchem Kanal grad soliert und wie die Partner sich dann ergänzen. Ein Fest für die Gitarrenfreaks, da auch viele Vintage-Modelle zum Einsatz kamen und für tolle Sounds sorgten.
"Highway 27" mit Bonamassa ist, ebenso wie das nachfolgende "Taxman" mit Henderson als Fusion-Nummer angelegt. Während Verheyens Stilbreite bekannt ist, ist diese Seite von Bonamassa eher ungewöhnlich. Beide jagen über die Griffbretter und entzünden ein rein instrumentales Feuerwerk im Schmelzpunkt zwischen Rock, Funk und Jazz. Harrisons "Taxman", das einzige Cover, kommt dagegen eher schräg ange-funkt daher und ist mit Hendersons E-Sitar auch eine kleine Persiflage auf den Indienfimmel des Beatles.
Neben der Saitenarbeit rückt hier zum ersten Mal der Rest der Band mit in den Fokus. Walfredo Reyes jr. pointiert das Ganze mit genialen Rhythmen, während Dave Marottis bundloser Musicman Bongo Bass kontrapunktmäßig dazu schnurrt. Bei Deep Purple ist Steve Morse eher für die harten Klänge zuständig, mit "On Our Way" hat ihm Verheyen bewusst einen Song 'gegeben', bei dem er sein lyrisches Feeling zeigen kann, wie im Booklet zu lesen steht. In der Tat ein schönes Midtempo-Instrumental mit warmen Harmonien im Zwiegespräch. "Constant As The Wind" hätte auch gut auf das Vorgänger-Album Take One Step gepasst, das mehr Pop-orientierter klang. Dort war auch schon Naomi Star zu hören, die mit Verheyen in "Higher Ground" ein Duett zu Rick Vitos gefühlvoller Slide singt. Der teilweise auch mit akustischen Instrumenten unterlegte Song hat richtig Ohrwurmcharakter.
Bluesig wird's mit "New Years Day", Robben Ford wühlt hier unnachahmlich in den Gefühlen, auch der langjährige Partner Jim Cox trägt mit seiner Hammond zur schmerzlichen Stimmungslage des Songs über den verlassenen Freund bei. Dann kommt aber die Sonne hinter Nordirlands grünen Hügeln hervor und strahlt über den beiden Instrumental-Versionen von "Henry's Farm", die ineinander übergehen. Schönes 'Thema mit Variationen', das swingt und weiteres Beispiel für die kongeniale Arbeit von Cox und Reyes jr. gibt . Albert Lee ist der letzte Gast-Gitarerro auf "Country Girl", das seinem Namen entsprechend ein ländlicheres Flair versprüht und mit den wechselseitigen Twang-Klampfen ordentlich groovt. Unter sich bleibt die Band Family auf "Eastern Steppes", den Tastenmann und die hier nur im Hintergrund agierende Sängerin dazugezählt. Eine typische Verheyen'sche Soundlandschaft, denn die Sonne über dem wogenden östlichen Grasland ist eindeutig kalifornischen Ursprungs.
Nochmal: Klasse; nochmal: Herausragendes Gitarrenalbum. Und: Hört euch die Carl Verheyen Band an, drei Meister ihres Fachs, die demnächst im Club eures Vertrauens hautnah zu erleben sind! Die auch ohne die Gaststars die neuen und alten Songs auf Hochglanz polieren.
"Trading 8s" kommt grad bei uns in den Handel und ist natürlich bei den Konzerten erhältlich. Ein Grund mehr, mal in unsere Tourtermine
zu schauen, wann Carl und die Jungs in der Stadt sind.
Dafür, dass unsere Leser wohl als Erste eine Besprechung der neuen Carl Verheyen Band-CD lesen können, gebührt dem Roadmanager von Tourwork und vor allem Stefan 'Dr. House' Kratofil, dem Oberguru vom TECnet-Zentrum, unser verbindlichster Dank! Ebenso Dave Wilder vom TECnet, der die hervorragenden Live-Fotos beigesteuert hat.
Line-up:
Carl Verheyen (guitars, mandolin, vocals) Dave Marotta (bass) Walfredo Reyes jr. (drums, percussion) Special Guests: Joe Bonamassa (electric guitar) Scott Henderson (electric guitar, electric sitar) Steve Morse (electric guitar) Jim Cox (Hammond B3, piano) Rick Vito (electric slide guitar) Albert Lee (electric guitar) Craig Copeland (background vocals) Naomi Star (vocals, background vocals)
Externe Links:
|
