Carl Verheyen Band, 25.05.2007
Stockheim, Alte Zeche
Carl Verheyen Tour-Plakat Carl Verheyen Band
Support: Orange Shakers
Stockheim, Alte Zeche
25. Mai 2007
Konzertbericht
Stil: Gitarren-Rock, Fusion


Artikel vom 31.05.2007


Norbert Neugebauer
Orange Shakers Nicht oft erlebt man, dass ein Weltklassegitarrist binnen Jahresfrist gleich dreimal praktisch in der Nachbarschaft auftritt. Carl Verheyen kommt mit seiner Band ausgesprochen gern in den Frankenwald und vor allem in die Alte Zeche nach Stockheim. Das betonte er mehrfach (»one of my favourite music halls - serious«). Letzten September konnte ich ihn erstmals erleben, nachdem er zuvor schon regelmäßig auf seinen Tourneen dort Station gemacht hatte. Er ist nicht nur zusammen mit seinem Partner, Bassist Cliff Hugo, als festes Mitglied von Supertramp bekannt. Als Studio-As wird er von zahlreichen Stars geschätzt und ist längst als einer der fähigsten Gitarristen von der Fachwelt anerkannt. Trotz dieser Reputation hat ihm sein eigenes Schaffen bislang weder größeren Ruhm in der Rockwelt noch wohl üppiges Einkommen beschert.
Orange Shakers Nun kehrte er mit leicht veränderter Besetzung zurück, um zum Pfingsten erneut in der Alten Zeche und in Küps-Burkersdorf im Tec-Net-Studio, dem 'Hauptquartier' der befreundeten Orange Shakers, zwei verschiedene Konzerte zu geben. Das zweite war als rein akustischer Auftritt angekündigt und schnell ausverkauft. In Stockheim gab er, zusammen mit Cliff Hugo und diesmal Walfredo Reyes am Schlagzeug, das übliche Set. Beide Male eröffneten die Orange Shakers den Abend. Am Samstag mussten sie gegen das Pokalendspiel antreten (das natürlich der Club gewann) und brachten die Besucher auf Touren, währenddessen Verheyen & Co. noch per Auto von Hamburg kommend unterwegs waren. Die brauchten dann kaum eine Viertelstunde Umbaupause, um beim Stand von 2:2 loszulegen. Selbst Reyes hatte nur seine eigenen Fußmaschinen installiert und ließ ansonsten das Drumkit, so wie es sein Vorgänger Torsten Langhammer benutzt hatte. Offensichtlich hatte Mixer 'Berches' die Einstellungen noch parat, der Sound stimmte jedenfalls auf Anhieb. Dass nicht mehr als rund 100 Fans gekommen waren, lag sicher auch daran, dass umliegend auch noch andere Musikveranstaltungen, darunter im nahen Kronach ein Rock-Festival, stattfanden. Aber erstaunlicherweise waren viele junge darunter. Ein jugendlicher Drummer erzählte mir, dass er seine ganze Familie mitgebracht hatte, so begeistert war von einem früheren Auftritt des Kaliforniers.
Carl Verheyen Band Take One Step, das jüngste Album, bildete, wie bereits im Herbst, das Grundgerüst des Sets (eine Spielliste für die Statistiker gab's leider nicht). Dass Verheyen nicht nur ein echter Teamplayer ist, sondern seine Mitstreiter ebenso hochklassige Musiker sind, zeigte sich schon bei den früheren Gigs. So galt diesmal also das Hauptohrenmerk dem neuen Drummer Walfredo Reyes, der bereits u.a. für Carlos Santana und Steve Winwood getrommelt hatte. Während sein Vorgänger zusammen mit Cliff Hugo ein gutes Gespann bildete, das den Maestro perfekt bei seinen Reise durch die Rock-, Blues-, Funk- und Fusionwelt unterstützte und wie geölt funktionierte, wirkte Reyes wie ein Turbolader, der dem Vehikel einen kräftigen Rockschub verpasste. Auch auf dem ungewohnten Schlagzeug spulte er ein Rhythmenfeuerwerk ab, das seine beiden Mitstreiter hörbar beflügelte. Da wurde des Öfteren improvisiert und einander immer wieder zugelacht. Der Reyes hat nicht nur gesichtsmäßig verblüffende Ähnlichkeit mit Keith Moon, er ist auch ein ebensolcher Spaßvogel mit entsprechender Mimik und Gestik hinter seiner Schießbude.
Carl Verheyen Band Ein Highlight war der "Highland Shuffle", bei dem die Band die traditionellen Pipes&Drums genial imitierte. An "Song For Me" schloss Reyes ein Drumsolo an, bei dem niemand an eine Frischluftpause dachte. Der Mann hatte dabei minutenlang die Double-Bass-Drum im Einsatz und entpuppte sich als echtes Konditionstier. Dem ließ Hugo ein sehr Funk-mäßiges Soloteil auf seinem Fünfsaiter folgen, das der Drummer kongenial aufnahm und es zu einem furioses Finale steigerte. Verblüffend natürlich immer wieder die virtuose Technik des Gitarristen, die jedoch nie als solche bloßes Schauobjekt war. Perfekt, ob schnellste Passagen, beidhändiges Tapping oder die Kombination Plektrum/Picking und der Einsatz seiner Fußschalter. Mit seiner weichen Stimme gehört Verheyen auch als Sänger zu den besseren in dieser Kategorie.
Carl Verheyen Band Eine ursprüngliche Bluesnummer polte der Bassman fusionmäßig um, in die dann die beiden Kollegen einstiegen. »This was "The Stockheim Jam"« strahlte Verheyen nach dem lautstarken Applaus. Überhaupt gab es immer wieder Kontakt zwischen Bühne und Publikum, wie es halt unter 'alten Bekannten' üblich ist. Nach gut anderthalb Stunden war Schluss in dem heißen Wirtshaussaal. Als Zugabe stimmte der Bandleader solo sein spezielles "All You Need Is Love" an, das nach einer Exkursion durch die unterschiedlichsten Stilarten dann in einen swingenden Calypso mit den Bandmates mündete. Dazu schwang der Drummer diverse Rascheln und hatte einmal mehr die Lacher auf seiner Seite. Ein starker Gig, der durch die Mitwirkung des Superdrummers Reyes noch eine Steigerung gegenüber dem letztjährigen aufwies.
Das Akustik-Konzert hätte mich natürlich auch noch gereizt, aber irgendwo ist die Aufnahmefähigkeit begrenzt, ebenso wie die Lust auf einen gerammelt vollen Studioraum.
Carl Verheyen Band    Carl Verheyen Band    Carl Verheyen Band
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