Nachdem bereits im Frühjahr das aktuellste
U.D.O.-Studioalbum
Rev-Raptor veröffentlicht wurde, stand Ende November/Anfang Dezember eine ausgedehnte Deutschland-Tournee des ehemaligen
Accept-Sängers an. Am Nikolaustag, einem Dienstagabend, legte er zusammen mit zwei Supportbands im hessischen Langen einen Stopp ein und beehrte die Stadthalle mit teutonischen Stahl-Schlachtrufen; sowohl aus seiner umfangreichen Solokarriere als auch mit Evergreens seiner mittlerweile wiedererstarkten Ex-Band.
Um 19:30 Uhr eröffneten die Sleaze-Metalpunker von
Sister, die zur Zeit ihr Debütalbum "Hated" promoten. Der musikalisch sowie gerade visuell unterhaltsame Mix aus alten
Misfits und
Mötley Crüe zündete sofort wie Dynamit und sorgte für einen kurzweiligen Start in den Abend. Lustige Anekdote am Rande: Bassist
Rikki (der einem fast namensgleichen Musiker der großen Vorbilder optisch stark ähnelt...) ist offenbar so dermaßen Rock'n'Roll, dass er sogar nicht davor zurückschreckt, sich den ausgespuckten Kaugummi beim Spielen in die Haare zu schmieren; hahaha! Fans sowohl von Horrorpunk als auch Glam sollten wirklich mal Ausschau halten!
Nach einer verdammt kurzen Umbaupause (gerade mal eine Zigarettenlänge vorm Eingang dauerte es, bis schon das Intro los ging...) stiegen dann
Sister Sin - ebenfalls aus Schweden - auf die Bretter, die mich sofort in ihren Bann zogen. Frontlady
Liv zog ab der ersten Sekunde umgehend sämtliche Blicke der Herren auf sich, konnte aber nicht nur durch Optik, sondern auch eine astreine Gesangsleistung zwischen Rotz und Melodie glänzen. Zum Zuge kamen viele Stücke des aktuellen
True Sound Of The Underground-Werkes (z.B. der Titeltrack als Opener, "Better Than Them" und "Beat 'Em Down"), einige Songs des Vorgängeralbums
Switchblade Serenades sowie als Rausschmeißer das
Motörhead-Cover "Rock'n'Roll". Eine sehr tolle, gefühlt rund 40-45 Minuten lange Show, die ruhig noch etwas länger hätte dauern können! Aber es wird ja irgendwann auch mal Zeit für den Headliner...
...der um ziemlich genau 21:30 Uhr loslegte. Die 'kleine, kreischende Kettensäge' und ihre Mannschaft startete mit dem Titeltrack des neuen Albums. Ziemlich genau zwei Stunden zog Herr Dirkschneider das gewohnte Programm ab, bei dem mal wieder jeder Udo-Fan feuchte Höschen bekam. Die üppige Setlist bot neben dem üblichen Standardprogramm - Songs wie "Thunderball", "Man And Machine" sowie einige Accept-Hymnen der Marke "Princess Of The Dawn", "Metal Heart" und "Screaming For A Love-Bite" befanden sich meiner Erinnerung zufolge bisher in jedem live gesehenen Set - auch wieder einige eher unerwartete Perlen (wie beispielsweise "Heart Of Gold" oder "Break The Rules"). Für den größten Entertainment-Faktor sorgte (wie auch schon in Aschaffenburg 2009) Gitarrist Igor mit einem ausgedehnten Gitarrensolo. Zuerst spielte er einen Riff, der gleichzeitig auf Konserve mitlief, um kurz später so zu tun, als sei seine Sechssaitige im Eimer, obwohl der Riff weiter vor sich hin dudelte. Was habe ich gelacht! Anschließend ließ er es sich wieder nicht nehmen, mitsamt Instrument gemütlich durch die Halle zu spazieren und sich mitten ins Publikum zu stellen. Dagegen war das Drumsolo schon fast pure Langeweile, wenn auch handwerklich immer wieder beachtenswert... Der Zugabenteil bestand - wie immer halt - größtenteils aus Accept-Songs; heißt: "I'm A Rebel", "Balls To The Wall", "Fast As A Shark". Und wenn diese drei Songs mal fehlen sollten, ist eine U.D.O.-Show sowieso nicht komplett!
Fazit: Auch wenn alle
U.D.O.-Gigs immer wieder aufs Neue Spaß bereiten und es sich lohnt, jede Tournee mindestens beim nächstgelegensten Date zu besuchen, ist mir an diesem Abend trotz eines großartigen Konzertes aufgefallen, dass irgendwie ohne die majestätische Gitarrenwand, den pumpenden Bass und die donnernden Drums, die man bei
Accept wieder geboten bekommt, etwas fehlt. Der Sound auf einem
U.D.O.-Konzert knallt zwar auch immer ordentlich ins Hirn, aber eben nicht so dermaßen fett und erhaben. Unterm Strich heißt das für mich, dass trotz neuem Sänger momentan in diesem 'Duell' die alte Hauptband - gerade in Bezug auf Live-Performance und Songwriting bei neuen Stücken - die Nase ein wenig vorn hat. Als rund zehn Jahre langer Fan dieser Organisation(en) ist es dennoch unumgänglich, beide Bands abgöttisch zu lieben! Vielen Dank an
Christian Staubach von der Stadthalle Langen für die Akkreditierung. Wer sehen möchte, wie Herr
Dirkschneider auf Konzerten anno 2011 aussieht, den verweise ich hiermit auf den Konzertbericht aus
Pirmasens!