Alle Jahre wieder, wie sich zeigt, kommt der Australier Michael Vdelli nach Deutschland auf Stippvisite, um entweder ein neues Album vorzustellen oder einfach nur so mal wieder Hallo zu sagen und pro Gig für etwa zwei Stunden die Bühne zu rocken. Neben dem Gitarristen und Sänger wurde die Band auch dieses Mal wieder durch die mittlerweile bewährte Rhythmusabteilung mit Leigh Miller am Bass und Ric Whittle an den Drums komplettiert. Was natürlich optimal war, denn dieses Trio ist nach einigen gemeinsamen Jahren 'on the road' so gut wie perfekt eingespielt.
Seltsamerweise war die Besucherzahl im Ducsaal an diesem Abend relativ enttäuschend, was eigentlich nur am (zwar nicht katastrophalen, aber dennoch feuchtkalten) Wetter gelegen haben kann. Denn die Männer aus Down Under haben sich in den letzten Jahren zweifellos einen großartigen Ruf als Liveband erspielt, den sie auch an diesem Abend untermauern wollten. Eher ungewöhnlich für einen Konzertauftakt startete der Dreier mit dem langsameren Blues-Klassiker "Spoonful" in den Abend. Ungewöhnlich ja, dafür aber trotzdem richtig klasse, denn es wurde umgehend jede Menge Feeling auf den Instrumenten sowie mit dem Gesang fabriziert.
Alle drei Musiker spielten klasse, wobei speziell Schlagzeuger Ric Whittle einen coolen Eindruck machte. Eigentlich sehr unspektakulär, aber dennoch mit einer Riesenportion Feeling und ganz eigenem Groove machte er seinen beiden Kollegen immer wieder Feuer unter dem Hintern. Aber wir (das anwesende RockTimes-Team) konnten uns während des ersten Sets auch des Gefühls nicht erwehren, dass das Trio auf der Bühne scheinbar nur zu etwa 85% auf Betriebstemperatur war. Es war zwar jederzeit geradezu physisch greifbar, dass sich da ein wahrer Vulkan vor einem auf den Brettern befand, der aber andererseits scheinbar noch nicht vollkommen bereit war, so richtig zu explodieren.
Glücklicherweise änderte sich dies jedoch im zweiten Set, unter anderem mit Krachern wie "Dream Girl Nightmare", "Change The View" oder dem Titelsong ( Never Going Back) des letzten bzw. immer noch aktuellen Studioalbums. Auch kamen jetzt längere Jams (mit sehr coolen Wah Wah-Effekten bei Gitarre und Bass) zum Einsatz, wobei sich neben Michael Vdelli und Ric Whittle auch der Kollege am Langholz bzw. das 'Küken' der Band, Leigh Miller, desöfteren an seinem fünfsaitigen 'Viersaiter' austoben durfte. Insgesamt hatte man fast das Gefühl, einem 'neuen' Konzert beizuwohnen, während die Band Stücke wie "Boogie A" oder auch das fantastische "Loose Endz" abfeierte. Nach einem weiteren langen Jam zogen sich die Australier dann erstmal für kurze Zeit in den Backstagebereich zurück.
Nachdem die Band sich regelrecht heißgespielt zum ersten Mal verabschiedet hatte, war es dann keine Überraschung, dass bei den Zugaben nochmal so richtig die Fetzen flogen. Einem großartigen Ain't Bringing Me Down wurde ohne großes Federlesen die ZZ Top-Nummer "La Grange" nachgeschoben und den Fans als Rausschmeißer noch der Chuck Berry-Klassiker "Johnny B. Goode" um die Ohren gehauen! Ein grandioses Finale einer starken Band! Wer Michael Vdelli bereits kennt, weiß natürlich Bescheid. Aber auch allen anderen Interessierten sei noch einmal bestätigt: Der Mann vom Fünften Kontinent macht auch Coversongs (wie an diesem Abend etwa auch Dylans "All Along The Watchtower") grundsätzlich immer zu seinen eigenen, sodass man glücklicherweise selbst bei diesen stets das Gefühl hat, etwas ganz Neues zu erleben.
Letzten Endes also ein starkes Konzert, das keinen der Ducsaal-Besucher dieses Abends enttäuscht nach Hause gehen ließ. Schade war lediglich, dass die Band bis zum zweiten Set brauchte um so richtig aufzutauen und erst dann die Kuh so richtig fliegen ließ. Ob es daran lag - wie böse Zungen behaupten - dass der Frontmann diese Tour mit Wasser (und dem einen oder anderen Schnäpschen) als Bühnenerfrischung spielt oder ihm der Saal einfach nicht gut genug gefüllt war, sei mal dahingestellt. Denn klasse war das Konzert trotzdem allemal und wir dürfen uns hoffentlich schon sehr bald auf neues Studiomaterial von Vdelli freuen!
Wie immer bedanken wir uns bei Manfred Weber und dem gesamten Ducsaal-Team für die hervorragende Zusammenarbeit.
Line-up:
Michael Vdelli (guitar, vocals)
Ric Whittle (drums)
Leigh Miller (bass, background vocals)
Setlist:
01:Spoonful
02:Nuff Your Stuff
03:Soon As I Get Paid
04:All Along The Watchtower
05:Going To Hard (For Too Long)
06:Boogie Sea
07:Fire And Rain
08:Why I Sing The Blues
09:Just Got Paid
10:Stratus
11:Coming For Me
12:Never Going Back
13:Dream Girl Nightmare
14:Something New
15:Boogie A
16:Loose Endz
17:Change The View
18:Jam
19:Ain't Bringing Me Down
20:La Grange
21:Johnny B. Goode
Bilder vom Konzert
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