Wir schreiben den 28. Juli 2012 und der Lake Martin in Alabama mit seinem AMP genannten Amphitheater darf sich freuen, dass mal wieder ein Event stattfindet, dessen Verlauf für die Nachwelt auf DVD festgehalten wird. Die Charlie Daniels Band als Headliner ruft herbei und unter anderem sind auch ein paar für unsere Leser nicht ganz Unbekannte dieser Aufforderung gefolgt. The Vegabonds heißt unsere Truppe hier, die gerade mit Hochtouren an ihrem dritten Album bastelt. Das Debüt Dear Revolution kam ja schon überragend gut an und auch der Nachfolger Southern Sons hatte es wirklich in sich. Aufmerksame Leser unserer Liste mit Tourterminen konnten sich zudem rechtzeitig auf die wenigen Shows in unseren Breiten einstellen und zu Beginn des Jahres versuchen, einen der Termine wahrzunehmen. Somit dürfen wir uns mit Fug und Recht auf ein weiteres Silberscheibchen freuen, das die Söhne des Südens wohl im Frühjahr auf den Markt schmeißen werden. Um uns die Wartezeit ein wenig zu versüßen, schicken sie uns eine feine DVD über den großen Teich, deren Material im Verlauf des vorgenannten Auftritts mitgeschnitten wurde. Das Setting des Ampalooza (in Anlehnung an die dort sonst stattfindenden Wassersport-Events, AquaPalooza genannt) ist relativ simpel: Open Air, am Ufer des Sees gelegen, ein Rasenuntergrund, der einem Amphitheater ähnlich von der Bühne weg ansteigt und vor eben dieser stehen in Reih und Glied viele, viele Campingstühle und Liegen (wer schon mal in Amerika auf so einem Open Air-Event gewesen ist, kann sich die Atmosphäre leicht vorstellen). Die Sonne geht gerade unter, als die Vegabonds angesagt werden, die Bühne betreten und ihr Set in die Nacht hineinspielen.
Es ist ein wenig müßig, hier die einzelnen Songs vorzustellen, denn die bereits weiter oben verlinkten Scheiben führen immerhin zu mehr als der Hälfte des Sets vom Lake Martin. Vielmehr soll es genügen, ein wenig die Stimmung zu beschreiben, die von der Band und natürlich auch dem gesamten Publikum erzeugt wird. Der Beginn der Show mutet noch ein wenig holperig an, zumindest in Bezug auf die Aufnahme als solche. Hin und wieder klingen ein paar Stimmen aus dem Off der Bühne durch: What? […] Ah, fuck! Man merkt, dass die Veranstaltung nicht speziell auf Videokameras zugeschnitten ist, die vier Handkameras wackeln ab und zu etwas, halt alles handgestrickt - und das ist auch gut so. Das Sextett aus Auburn, Alabama lässt sich davon natürlich nicht beirren und spielt mit Double Leads, Slide, Bass, Keyboards und Drums sein Set runter, nicht zu vergessen Daniel Allen mit seinen langen Locken und klarer Stimme ständig hüpfend am Mikro. Langsam aber sicher kommt auch das Publikum in Wallung und spätestens nach dem zweiten Song sieht man die ersten Girls mit dem Bier in der Hand vor der Absperrung tanzen, zu denen sich im Laufe der Show noch einige Zuschauer mehr gesellen. Ob der große Teppich direkt vor der Bühne wohl den Rasen vor Überlastung schützen soll?
Für meinen Geschmack spielen sie auch genau die richtigen Songs, um nicht nur mich sondern auch das Publikum in Bewegung zu halten. "Resolution", "The Heist" und ganz besonders "Georgia Fire" zählen zu meinen Lieblingen. Jam Rock, Southern Rock und schwermütigen Blues vereinen sie so herrlich gekonnt, streuen dazwischen immer wieder ein Boogie-Piano oder eine wabernde Orgel ein und auch die Slide-Einlagen Richard Forehands treffen bei mir genau da, wo sie hin sollen. Zwischendurch gibt es zu dem Gekreische einiger ekstatisch wirkender Frauen ein paar Ansagen Daniel Allens in typischem Southern Drawl. Als letzten Song spielen sie nach noch nicht einmal einer Stunde "Ballad Of The Movers And Shakers", ebenfalls eines dieser wunderbaren Stücke, bei denen man den Jam-Modus auf endlos stellen könnte. Tolles Ende eines überzeugenden Sets und der Applaus des Publikums fällt eindeutig aus.
Wir haben es nicht mit einer hochwertigen Videoproduktion unter Zuhilfenahme vieler Kameras, perfekter Beleuchtung und astrein mitgeschnittenem Ton zu tun. Die Veröffentlichung kommt ebenso deftig daher, wie auch die Backline: Da werden ein paar Amps, Monitore und Boxen im Halbkreis auf der Bühne verteilt, die Musiker davor gestellt, die amerikanische Nationalflagge als Backdrop und los geht's. Selbst der umgedrehte Barhocker auf einem der Amps scheint irgendwie Teil der Inszenierung zu sein und stört nicht weiter. Das Licht ist, sagen wir mal grenzwertig. Viel Rot und Orange, tödlich für gute Bilder, aber darauf kommt es nicht an. Der Ton stimmt nämlich und die Live-Atmosphäre kommt mehr als authentisch rüber - das ist es, was wir haben wollen und somit ist das Klassenziel von "The Vegabonds - Live From Ampalooza Of Lake Martin, AL" mehr als erreicht. Im Frühjahr kommen sie wieder - checkt unsere Toutermine für die passende Show in Eurer Nähe - und sagt hinterher nicht, wir hätten Euch nicht gewarnt!
Line-up:
Daniel Allen (vocals)
Alex Cannon (guitars)
Richard Forehand (guitars, slide guitar)
Jamie Hallen (organ, piano, clavinet, keyboards)
Paul Bruens (bass)
Bryan Harris (drums)
Tracklist |
01:Sink Or Swim
02:Streetlight Gypsy
03:Resolution
04:Carnival Man
05:Run Boy Run
06:The Heist
07:Shaky Hands
08:Devil Of A Girl
09:Alongside Mr. Hyde
10:Whiteboy Smooth
11:Georgia Fire
12:Ballad Of The Movers And Shakers
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