The Vegabonds
24.01.2012, Sonic Ballroom, Köln
Live The Vegabonds
Sonic Ballroom, Köln
24. Januar 2012
Konzertbericht
Stil: New Southern Rock


Artikel vom 01.02.2012


Jochen v. Arnim
Die Söhne des Südens am Rhein

Dead EagleDass da aber ein Leckerbissen auf uns zukommen würde, war mir sofort klar, als ich die Ankündigung der Tourdaten dieser Südstaaten-Combo auf Facebook gesehen habe. Immerhin hatte ich die Rezension vom Kollegen Steve noch ganz präsent, der die erste Scheibe Dear Revolution besprechen durfte. Aber auch ohne seine Ausführungen hätte ich mir den Termin nicht entgehen lassen, denn man kann im Grunde blind zu allen Künstlern gehen, die das Haus Teenage Head Music unter seine Promotion-Fittiche genommen hat. Tolle Konzerte, wie die von Hogjaw, American Dog oder Little Caesar, hat uns Agenturchef Manny schon beschert. Und nun hatte er diese jungen Südstaatler aus Alabama in den Sonic Ballroom nach Köln-Ehrenfeld gelockt. Ehrenfeld, eine Ecke Kölns, die ich früher als meine musikalischen Hunting Grounds bezeichnet hätte, denn schließlich gibt es noch so einige 'Schuppen' in diesem Teil der Domstadt, wo sich schon so einige Bands die Ehre gaben…
Dead EagleAber fangen wir mal vorne an: Ab 20:00 Uhr sei Einlass sagte mir der Flyer und so versuchte ich, einigermaßen pünktlich auf der Straße und ca. eine Stunde später auch vor Ort zu sein. Ein kurzer Blick durch die vollkommen mit Band-Stickern zugeklebten Scheiben dieses vollkommen zugeklebten und bemalten Gebäudes offenbarte mir gähnende Leere und daher streifte ich noch einmal kurz 'ums Eck', auch um mal wieder zu sehen, was denn so die Live Music Hall im Angebot haben würde. Dead EagleUm kurz vor halb Zehn war dann geschäftiges Treiben im Bühnenbereich zu verzeichnen und wenige Minuten später legten die Jungs von Dead Eagle los.
Mein Eindruck, es handele sich um eine lokale Band, die auch noch mit so einigen Besuchern des gut gefüllten Ballrooms persönlich bekannt war, wurde dann im Verlauf des Auftritts bestätigt. Mit einigen gut gecoverten Stücken (u. a. von
Deep Purple) und wohl etwas eigenem Material machten sie genau das, wofür man sie sicherlich geholt hatte, nämlich anheizen. Und das auch noch verdammt gut, mit ihrem angepunkten Blues-Hardrock-Kick-Ass-Rock'n'Roll-Mix.
The VegabondsEs muss dann irgendwann nach 22:00 Uhr gewesen sein, als die sechs Herren aus dem Cotton State endlich die Bühne betraten und sofort richtig reinhauten. Das versprach aber, ein wirklich feiner jammiger Restabend zu werden. Meine Befürchtungen, die während des Auftritts von Dead Eagle zumindest ansatzweise mal hochgekommen waren, The Vegabonds könnten der angeheizten Stimmung im Ballroom mit den manchmal etwas getragen bedächtigen Momenten in ihrer Musik entgegen wirken, verflogen im Nu. The VegabondsMit einem gewissen Händchen für das 'Überspielen' eben jener Momente schafften sie es, die Temperatur in dem Live-Schuppen ganz weit oben auf der Skala zu halten. Immer wieder schöne Lead-Wechsel zwischen den beiden Gitarristen Alex und Richard, dazu kommt die Rhythmusfraktion aus Paul am Bass und Bryan an den Fellen. Jamie ist für die Tasten verantwortlich und gefällt mir am besten, wenn das E-Piano schön nach Boogie klingt, ganz so, wie ich es auch bei Billy Powell so mochte. Über all dem schwebte die tolle Stimme Daniels, der mal rockig, mal bluesig voll der Schwere des Südens und dann wieder mitreißend durch das Set führte.
The VegabondsMit "Resolution" legten sie direkt eines der ganz neuen Stücke vor und trafen den Nerv des Publikums volle Suppe. Immer wieder von kleinen instrumentalen Einlagen unterbrochen, wurde das Stück, zumindest gefühlt, wahnsinnig ausgedehnt und zeigte uns, wo hier der Hammer hing. Genau so ging es dann weiter, "Streetlight Gypsy" und "The Wanderer" von der ersten Scheibe, alles etwas intensiver, jammiger, live-mäßiger dargeboten. Dann kam "Georgia Fire" und Daniel sang uns etwas von den Rolling Hills und Green Trees vor, wenngleich es in dem Song nicht nur um die Schönheit des Nachbarstaates geht. The Vegabonds"Coming Home" als nächster Song war mir bis dato vollkommen unbekannt gewesen und mit dem "Dizzy Love Blues" und der "Ballad Of The Movers And The Shakers" gingen die Südstaatler wieder zurück zum Debütalbum. Stundenlang hätte ich den Double Leads, der Slide-Gitarre, der Band an sich lauschen können. "Roof Top Surfin'", "Carnival Man" - ganz, ganz grandioses Stück - und "The Heist" waren dann wieder drei Stücke vom neuen Album und ich muss sagen, sie haben die Feuerprobe auf der Bühne bestanden. Besonders auch der letztgenannte Song gehörte zu den Glanzparaden des Abends. Zwischendurch wurde noch ein bisschen gejammt, die Instrumentalisten kamen irgendwie alle an die Reihe, wenngleich es wirklich angenehm war, mal nicht einen Abend zu haben, in dessen Verlauf die quasi schon vorhersehbaren `…and now the solo'-Ansagen langweilen. Hier wurde gekonnt eingeflochten, während der Rest der Band weiterspielte und das hätte den ganzen Abend so weitergehen können. Aber dem war natürlich leider nicht so, denn mit "Conscious Fog" und "Dear Revolution" war der offizielle Teil des Sets vorbei.
The VegabondsBegleitet von mehr als eindeutigen Reaktionen des Publikums begaben sich die Herren nochmals auf die Bühne, um uns einen "I Shot The Sheriff" zu geben. Gefolgt wurde das dann noch als krönender Abschluss von einem mir wiederum unbekannten, aber ganz starken Song. Unbekannter Song? Kein Wunder, er hatte noch nicht einmal einen Namen und die Band spielte ihn zum ersten Mal live. The VegabondsUnd so wurde er dann noch handschriftlich als "New Song" auf der Setlist hinzugefügt, die ich bei einem anschließenden Gespräch mit der Band geschenkt bekam - übrigens eines der wenigen Konzerte, bei denen sie überhaupt mit dieser Art von Gedankenstütze gearbeitet haben. Glück für mich, und Glück auch überhaupt, dass ich Zeuge dieses ersten Auftritts der Band in Deutschland sein durfte. Ich kann nur jedem Leser, der sich halbwegs für das Genre Southern Rock im weiteren Sinne interessiert, einen Besuch bei einem der noch kommenden Konzerte in Deutschland ans Herz legen. Thank you again, Vegabonds, for a truly memorable evening and thanks again, Manny, for bringing these guys over here!

Als weitere Spielstätten in unserem Dunstkreis stehen auf der Liste:
Bremen, 01.02.2012, Meisenfrei
Isernhagen, 02.02.2012, Blues Garage
Schortens, 03.02.2012, Fair Café
Lauchhammer, 04.02.2012, Real Music Club
Berlin, 05.02.2012, Wild At Heart
Enschede (NL), 09.02.2012, NIX Bluesclub
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