Respekt, meine Herren: Mit Veröffentlichungen im Jahresrhythmus machen sich die Vegabonds im modernen Southern Rock nahezu unentbehrlich. Nach zwei hervorragenden Alben und einer ersten, sehenswerten DVD legt der Sechser aus Alabama nun ein Minialbum vor. Dass dies just zur (gerade beendeten) Europatour geschieht, darf man durchaus als kleines Dankeschön an die beachtliche Fanbase verstehen, die sich die Jungs - auch hierzulande - mittlerweile erarbeitet haben.
Die Vegabonds agieren im magischen Bermudadreieck aus Southern-, Roots- und Jam Rock, und wenn man nicht aufpasst, kann man von dieser Band mit Haut und Haaren aufgesaugt werden, um auf Nimmerwiedersehen im Südstaaten-Nirwana zu verschwinden.
Auch mit dieser EP, aufgenommen in Nashvilles legendärem RCA Studio B, zieht das Sextett alle Register seines Könnens. Nicht zu Unrecht bezeichnet man diese Lokalität als 'Home of 1.000 Hits'; Elvis the Pelvis, Dolly Parton, Roy Orbison, der Große und die Everly Brothers nahmen hier auf.
Offensichtlich ließen sich die Vegabonds von dieser Aura inspirieren, als sie sich entschlossen, auf sämtliche modernen Aufnahmemätzchen zu verzichten und diese sechs Songs live und analog einspielten. Das Ergebnis klingt entsprechend stark: rau, sehr direkt, ohne irgendwelche Overdubs... eine nahtlose Fortsetzung bisheriger Großtaten.
Wenn es etwas zu meckern gäbe, dann wären es die Keyboardsounds. Leute, wenn ihr schon im Retro-Outfit aufnehmt, dann bitte auch mit den obligatorischen analogen Tasteninstrumenten!! Das Nord Stage ist fraglos ein praktisches Bühnenkeyboard, kann aber eine Hammond beileibe nicht im Ansatz ersetzen. Auch ein 'versoffenes' Honkytonk-Piano, wie in "Sink Or Swim", klingt nur auf einem uralten, dissonanten Klimperkasten wirklich authentisch. [War ja klar, dass ich alter Hammond-Purist hier mal wieder stänkern muss - aber das ist wirklich nur ein relativ unbedeutender Nebenaspekt!].
So, nachdem der Schaum vom Mund abgewischt ist, widmen wir uns den überaus erfreulichen Seiten von "RCA Studio B". Das schwerblütige "Watching You" bedient sich ziemlich ungeniert bei unserem Maultier, das ja ebenfalls was Neues in der Pipeline hat. Der fröhliche Country-Rocker "Sink Or Swim" hat das Nashville-Feeling tief aufgesaugt und gibt dies in dem reduzierten musikalischen Ambiente 1:1 authentisch wieder. Daniel Allen 'knödelt' hier so herrlich seelenvoll wie ein Chris Robinson. Bluesgetränkt läuft (und rockt) "Run Boy Run" munter voran. Ich kann mir nicht helfen, aber "Wake Up" erinnert mich an die kleinen Heldentaten einer gewissen Patti Schmiss aus den Spätsiebzigern... wie geil ist das denn?? "Devil Of A Girl" ist mein persönlicher Favorit, weil er sich am deutlichsten an den jammigen Roots von "Dear Revolution" bedient. Das auf einem Funky-Riff basierende "Whiteboy Smooth" kennen wir - wie übrigens auch "Sink Of Swin" - von der DVD und auch hier werden die Freunde des gepflegten Jam Rock aufs Beste bedient.
Leider ist das überaus große Hörvergnügen bereits nach wenig mehr als zwanzig Minuten zu Ende, aber jedes Jahr ein komplett neues Album bekäme wahrscheinlich auch den Vegabonds nicht so gut. Beispiele für reichlich 'überspielte' Schwerstarbeiter gibt es schließlich genug.
"RCA Studio B" überzeugt mit seinen analogen Aufnahmen gnadenlos. Die Hinzunahme einer Background-Sängerin, hier Reecy Jackson, kann man nur begrüßen. Die weiblichen Vocals passen hervorragend zu den Vegabonds. Vielleicht eine Option für die Zukunft - auch live??
Für Freunde des modernen Southern Rocks gilt: Bei dieser EP unbedingt zuschlagen, selbst wenn das Scheibchen nur in einem einfachen Pappschuber daherkommt.
Line-up:
Daniel Allen (vocals)
Alex Cannon (guitars)
Richard Forehand (guitars, slide guitar)
Jamie Hallen (keyboards)
Paul Bruens (bass)
Bryan Harris (drums)
Guest:
Reecy Jackson (additional vocals)
Tracklist |
01:Watching You (3:25)
02:Sink Or Swim (3:43)
03:Run Boy Run (4:09)
04:Wake Up (3:34)
05:Devil Of A Girl (4:14)
06:Whiteboy Smooth (4:04)
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