Spielzeit: 76:46 Medium: CD Label: Repertoire Records, 2012 (1997 - 2011) Stil: Rock'n'Roll Review vom 23.12.2012 Markus Kerren

Der ehemalige, langjährige Rolling Stones-Bassist Bill Wyman hatte, als er gegen Ende des letzten Jahrtausends seine Rhythm Kings gründete, ein einziges Wort im Sinn, das er dann auch vor alles andere stellte. Nämlich 'Spaß'! Die Musik, die er liebte, bei kleinen Gigs zu spielen und Plattenaufnahmen sowie Tourneen nur noch dann anzugehen, wenn er auch wirklich Lust darauf verspürte. Die Anzahl sowohl dieser Touren wie auch der Plattenveröffentlichungen, die seither zusammen gekommen sind, kann sich allerdings durchaus sehen lassen. Aber so entwickelt es sich halt, wenn man Freude an dem hat, was man tut.

Kein Wunder aber auch, wenn man sich die (durchaus prominenten) Mitmusiker der verschiedenen Besetzungen der Rhythm Kings so anschaut. Und selbst, wenn einem davor Namen wie zum Beispiel Beverly Skeete, Martin und Terry Taylor oder Martin Broad noch nichts gesagt haben sollten, so haben diese sich mittlerweile in die Herzen der Fans gespielt. Ebenfalls mehr oder weniger fest im (konzeptionell sehr losen) Bandgefüge waren Koryphäen vom Schlage eines Gary Brooker (Procol Harum), Albert Lee oder Georgie Fame. Dazu kommen alte Freunde und Kumpels mit großem Namen, auf die ich später noch eingehen werde.

Die große Karriereleiter hatte Wyman mit den Stones ja schon lange bis zur obersten Sprosse erklommen und auch mehr oder weniger erfolgreiche Soloalben lagen bereits hinter ihm. Und nachdem wir euch im Herbst 2009 die (übrigens sehr erfolgreiche) Best Of vorstellen konnten, wird jetzt mit dem zweiten Teil nachgelegt. Ganze zwanzig Tracks mit einer prallvollen Spielzeit von knapp 77 Minuten sind es wieder geworden, die einmal mehr so gut sind, dass sie sowohl zum Frühstück wie auch zum Feierabendbierchen ganz wunderbar funktionieren und (Vorsicht, dieses Wort wird noch öfter auftauchen) Spaß machen!

Ach ja, die alten Kumpels: Immer wieder gerne sind die im Studio vorbeigekommen, um 'good ol' Bill' ihre Aufwartung zu machen und ihre Marke zu hinterlassen. Auf der vorliegenden Scheibe greift zum Beispiel Eric Clapton bei der Stones-Nummer "Melody" (vom Album "Black And Blue") in die Saiten und selbst wenn man ihn schon mal spektakulärer gehört hat, so veredelt er die Nummer dennoch durch sein unaufdringliches, aber dennoch sehr gefühlvolles und punktgenaues Spiel.

Und auch Mick Taylor, Lead-Gitarrist während der wohl fruchtbarsten Phase der Stones (1969 - 1974), gab sich für "Can't Get My Rest At Night" an der Slide-Gitarre ein Stelldichein. Sehr gelungen! Wer gegen eine Prise Beatles nichts einzuwenden hat, wird hier einerseits durch ein großartiges wie sehr eigenständiges Cover von "Taxman" bestens bedient und darf sich andererseits über den richtig guten Gastauftritt von George Harrison (an der Slide-Gitarre) bei "Love Letters" freuen.

Bill Wyman hält und hielt sich ja, was die Lead Vocals betrifft, sehr zurück und diesbezüglich ist er auch hier lediglich fünf Mal zu hören. Den Löwenanteil darf die großartige Beverly Skeete (bei acht Tracks) für sich beanspruchen, aber auch Georgie Fame ist auf sechs Stücken sehr prominent vertreten. Dass der gute Bill mit dieser Formation keinen Bock darauf hatte (was ja auch sein gutes Recht ist), Stones-Titel zu covern, dürfte weitläufig bekannt sein. Dennoch hat es mit "Stuff (Can't Get Enough)" ein - von ihm selbst komponiertes - Augenzwinkern in Richtung seiner alten Band (und der Nummer "Hot Stuff") auch auf diese Compilation geschafft. Humor hat der mittlerweile 76-Jährige, das kann ihm wohl niemand absprechen.

Zu einem Fazit zu kommen, ist in diesem Fall alles andere als schwierig: Kaufen! Zumindest, wenn man Rock'n'Roll, Rhythm'n'Blues, Soul, Country, Boogie und dem Blues irgendwas abgewinnen kann. Hier sind nicht nur großartige Musiker am Start, man merkt ihnen sogar förmlich an, wie viel Spaß sie jeweils an den Aufnahmen hatten. Und ja, ja, ja, Spaß, Spaß und nochmal Spaß macht diese locker-flockige Scheibe, die dennoch so dermaßen viel Feeling in den genau richtigen Momenten verströmt, dass man kaum um sie herum kommt. Und: Selbst wer mit Bill Wymans Soloalben Probleme haben sollte, wird hier allerbestens bedient!

Rock on, Bill!

Line-up:
Bill Wyman (bass, keyboards, lead vocals - #2,3,5,6,20)
Beverly Skeete (lead vocals - #1,2,3,8,10,12,13,19, background vocals)
Albert Lee (guitars, lead vocals - #11)
Terry Taylor (acoustic & electric guitars, Dobro)
Mick Taylor (slide guitar -16 #)
Eric Clapton (lead guitar - #10)
Tommy Emmanuel (guitars)
Tim Cansfield (guitars)
Martin Taylor (acoustic & electric guitars)
Andy Fairweather-Low (lead guitar & background vocals - #15)
Graham Broad (drums)
George Harrison (slide guitar - #8)
Ray Cooper (percussion)
Frank Ricotti (percussion)
Georgie Fame (organ, lead vocals - #7,9,10,14,16,18)
Gary Brooker (piano, lead vocals - #15)
Geraint Watkins (piano, lead vocals - #17)
Mike Sanchez (piano, lead vocals - #4,13)
Max Middleton (piano)
Dave Hartley (piano, organ)
Ray Cooper (percussion)
Brice Winston (saxophone)
Nick Payn (saxophone, horns, flute, harmonica)
Frank Mead (saxophone, horns)
Martin Drover (horns)
Andy Hamilton (horns)
Sid Gould (trumpet)
Jerry Portnoy (harmonica)
Chris Stainton (bass synth - #4, piano - #13,18-20)
Natasha Kristie (background vocals)
Melanie Redmond (background vocals)
Zoe Nicholas (background vocals)
Janice Hoyte (background vocals)
Barbie Carey (background vocals)
Maggie Ryder (background vocals)
Debi Doss (background vocals)
Keeley Smith (background vocals)
Linzi Hunter (background vocals)
Keeley Coburn (background vocals)
Suzie Webb (background vocals)