Chris While & Julie Matthews
17.10.2006, Kühnlenzpassage, Kronach
Chris While & Julie Matthews Chris While & Julie Matthews
Kühnlenzpassage, Kronach
17. Oktober 2006
Konzertbericht
Stil: Folk


Artikel vom 19.10.2006


Norbert Neugebauer
Chris While & Julie MatthewsIch komme grad von einem Folkkonzert in einer neuen Veranstaltungshalle in Kronach. Vor einem halben Jahr wurde dort nach längerer Umbauzeit die Kühnlenzpassage eröffnet, ein unter Denkmalschutz stehendes ehemaliges Fabrikgebäude der Stadt. Eine für diese Veranstaltung viel zu große, leere Halle mit rohen Backsteinwänden, Stahlträgern und einem neuen Holzdach. Aber architektonisch eindrucksvoll und mit einer Akustik wie in alten Hallenkirchen. Wenn's nicht grad bei Außentemperaturen von drei Grad in der Bude ohne Heizung so empfindlich kalt gewesen wäre, hätt's vielleicht sogar im kleinen Kreis von etwa 25 Gästen recht gemütlich und familiär werden können.
Chris While & Julie MatthewsDoch davon ließen sich die vielgereisten englischen Ladies (seit 1995 als Duo weltweit unterwegs) nicht sonderlich beeindrucken, sie hatten im ausrichtenden Jugendtreff Struwwelpeter vorher gut gegessen und beim Italiener um die Ecke mit Chianti vorgeheizt. Gut gelaunt begrüßten sie ihr überschaubares Publikum und zogen den zweieinhalbstündigen Set samt Pause mit großer Spielfreude durch.
Chris While & Julie Matthews - ehrlich gesagt, mir waren die beiden nicht mehr ganz taufrischen Mädels auch noch nicht untergekommen. An die 20 Alben und ein gemeinsames Songbuch haben sie mittlerweile in verschiedenen Besetzungen und solo veröffentlicht. Aber wenn die englische Folkwelt von den früheren Mitgliedern der Albion Band schwärmt, sie ständig für diverse Awards nominiert werden, ihre Songs u.a. von Fairport Convention und Mary Black aufgenommen und sie bereits mehrfach von Fairport Convention zu Auftritten eingeladen wurden (u.a. beim berühmten Cropedy Festival - Chris While durfte die Gesangsparts von Sandy Denny in der legendären 1969er Besetzung übernehmen!), dann wollte ich mir diesen Auftritt unter der Woche nicht entgehen lassen.
Chris While & Julie MatthewsEs hat sich gelohnt, die beiden mit ihrem guten halben Dutzend Instrumenten spielen und vor allem singen zu hören! Zwei Gitarren und ein auf Pianosound eingestelltes Keyboard waren die Hauptträger, daneben wechselten sich Akkordeon, Irische Bouzouki, Banjo, Dulzimer, Mundharmonika und kleine Rasseln in der Begleitung ab. Beide Frauen verfügen über ausgezeichnete, kräftige Solostimmen, zusammen ergeben sie ein perfektes, nuancenreiches Duo. Die selbstgeschriebenen Songs variieren vom reinen englischen über Westcoast-Folk, Blues bis zu eingängigen Folk Pop-Melodien, mit denen sie zum Schluss sogar die paar frierenden Gäste zum Mitsingen animieren konnten. Inhaltlich geht's um das Übliche, gekonnt erzählte Geschichten aus der persönlichen Umgebung, Autobiografisches, Sozialkritisches und natürlich um Beziehungskisten.
Chris While & Julie MatthewsRespekt Mädels, gern mal wieder, aber dann bitte auf einer sonnigen Sommerwiese. Oder im geheizten Folk Club von Isaar - die Grüße werden ausgerichtet!
Ich glaub langsam, dass die Mehrzahl der Soundmischer selbst schon einen Gehörschaden hat. Auch bei diesem Konzert, das problemlos ohne jegliche Verstärkung hätte stattfinden können, war es für die Umstände zu laut und die Instrumente zu scheppernd. Und wieso's da noch Hall auf die Stimmen gebraucht, wo's doch eh schon gehallt hat, das begreif ich wirklich nicht. Sowas müsste ein Profi doch spätestens nach dem ersten Song im Griff haben. Und dabei sagt mir meine Frau immer, dass ICH den Fernseher ZU LAUT aufdrehe …
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