Erstes Konzert im Jahr 2007, bei dem ich nicht genau wusste, was da auf mich zukommen würde. Natürlich waren mir die beiden Alben Broken Glass und As The Crow Flies der Coen Wolters Band bekannt, aber live hatte ich die Band noch nicht erlebt.
Außerdem stand mit dieser niederländischen Gruppe zum ersten Mal ein Act auf der Bühne der Bluesgarage, bei deren Buchung Teile der RockTimes-Crew, wenn auch nur indirekt, ihre Finger mit im Spiel hatten. Kollege und Blues-Spezi Joe Brookes hatte zu einem 'runden' Geburtstag einen Live-Act im eigenen Garten (!!), der ihm Tränen der Begeisterung in die Augen trieb. Sofort wurde ich hellhörig, denn unser Musikgeschmack liegt des Öfteren durchaus auf einer gemeinsamen Wellenlänge. Die Reviews der beiden CDs taten dann ein Übriges, um mein Interesse an der Coen Wolters Band zu entfachen.
Von da an ging es ganz schnell. Die Alben angehört, für gut befunden und mit einer warmen Empfehlung an Bluesgaragen-Mastermind Henry Gellrich weitergegeben, der ja bekannterweise auch über einen ausgezeichneten Musikgeschmack verfügt. Kurze Zeit später hörte ich die Songs immer wieder im Vorfeld diverser Konzerte, ein sicheres Zeichen dafür, dass der Bluesgaragenboss Blut geleckt hatte.... Und nun war es soweit. Der Konzerttermin stand fest, und diese Tatsache erfüllte mich doch mit tiefer innerer Zufriedenheit. Kaum zu glauben, wie einfach es sein kann, an geile Bands heranzukommen, wenn man nur will und die Sache ernsthaft angeht. So etwas setzt natürlich ein uneingeschränktes Interesse an guter Musik voraus.
Wie nicht anders erwartet, hielt sich der Zuschauerzuspruch in Grenzen. Trotzdem 'drängten' sich bei Konzertbeginn so ca. 100 People in der Bluesgarage, was aber meiner Meinung nach für eine relativ unbekannte Truppe gar nicht so schlecht ist. Und diese Leute werden den Abend mit Sicherheit noch lange in Erinnerung behalten und auch beim nächsten Gig wieder mit dabei sein, soviel steht für mich eindeutig fest. Vieles erinnerte mich an die Zeit der siebziger Jahre. Vor dem Set, in der Pause zwischen den beiden Teilen und auch nach dem Konzert mischten sich die Musiker unters Volk und nahmen sich reichlich Zeit für Smalltalk und Autogrammwünsche. Wirklich sehr sympatisch diese Jungs aus unserem Nachbarland!
Wie gut sie drauf waren, bewiesen sie dann auch während des Konzertes. Schon im ersten, 50 Minuten langen Teil, bei dem ich eigentlich den Eindruck hatte, er diente lediglich zum Warmspielen, sah man den drei Typen den Spaß sichtlich an. Untereinander fand von Anfang an eine muntere Kommunikation statt, die sich während der Titelansagen auch auf das Publikum ausweitete. Zunächst brachte die Coen Wolters Band vorwiegend Songs aus ihrem aktuellen Album, doch irgendwie sprang der entscheidende Funke noch nicht so recht über. Völlig untypisch reagierte das Bluesgaragen-Publikum immer noch mit einer gewissen Zurückhaltung, obwohl die drei Akteure einen wirklich guten Job machten.
Ganz in sich gekehrt wiegte Erwin van Gestel seinen Körper im Takt und riss, meist mit geschlossenen Augen, seine Bass-Themen herunter. Drummer Marco Kleinnibbelink bearbeitete sein Arbeitsgerät, das mir vor allem durch seine interessante Anordnung der diversen Becken auffiel, mal derb, mal fast zärtlich - ganz nach Bedarf. Und Coen Wolters himself ging ganz in seiner Gitarrenarbeit auf. Nicht nur durch sein Äußeres erinnerte er mich stark an Paul Kossoff. Auch seine Bewegungen und sein intensives Minenspiel ließen eine große Ähnlichkeit zum legendären Free-Gitarristen erkennen.
Nach einer recht langen Pause von ca. 40 Minuten war die Distanz zwischen Musikern und Publikum dann mit einem Schlag vergessen. Die Coen Wolters Band brauchte nur einen einzigen Song als Einleitung, um wieder auf Betriebstemperatur zu kommen, und die Zuhörer hatten spätestens jetzt das anscheinend anstrengende Freischlader/ Bonamassa Konzert vom Vortag in der völlig ausverkauften Bluesgarage aus den Köpfen bekommen und erhöhten nun auch die Schlagzahl. Jetzt war richtig Dampf in der Hütte und die Post ging voll ab. Von nun an bestimmten lange Improvisationen und Soloeinlagen die Szenerie.
Jetzt kamen die wahren Stärken der Coen Wolters Band zum Tragen, und wie! Schon das zweite Stück nach der Pause brachte den absoluten Höhepunkt des Gigs. "Ain't No Way", das schon in der sechseinhalb Minuten Studioversion der Überflieger des "Broken Glass" Albums ist, brachte mich fast völlig aus der Fassung. Dieser 'very, very' Slow-Blues riss mich förmlich mit. Der ruhige Gesang, die Übergänge zu den Gitarrenparts, die verschieden temperierten Soli, alles passte und wirkte wie aus einem Guss. Es gibt viele wesentlich bekanntere Acts, die so ein Bluesfeeling trotz aller Anstrengungen niemals auf die Reihe kriegen würden. Das kann man nicht lernen, so etwas wird einem in die Wiege gelegt! Immer wieder setzte Coen an und baute neue Spannung auf. So ein intensiver Blues ist mir bisher noch nicht untergekommen. Selbst beim Schreiben dieser Zeilen überfällt mich immer noch ein wohliger Schauer. Dieser Song ist einfach nicht in Worte zu fassen. Das muss man erlebt haben! So nach ca. 20 bis 25 Minuten endete "Ain't No Way" schließlich unter tosendem Applaus.
Von nun an war der Bann endgültig gebrochen, und das Konzert wurde quasi zu einem Selbstläufer. Jetzt wurde jede Einlage stürmisch gefeiert und beklatscht. Es wird sicher nicht mehr lange dauern, bis sich der Wiedererkennungswert der Coen Wolters Songs erheblich gesteigert hat. Diese Prognose wage ich mal, ohne Prophet zu sein und gehe dabei null Risiko ein. Man höre sich nur mal den "Devil's Train" oder "The Day I Died" an, dann weiß jeder, wovon ich rede.
Im Zugabenteil gab es dann ein ausführliches Tribute an Jimi Hendrix, der neben Stevie Ray Vaughan bei vielen Songs der Coen Wolters Band Pate gestanden hat. "Spanish Castle Magic", sowie ein Medley bestehend aus einer Instrumentalversion von "Voodoo Chile" und "Foxy Lady", das aber mit Gesang, beendeten zusammen mit dem Don Nix Klassiker "Goin' Down" ein richtig starkes Konzert.
Außerdem verwöhnte uns die Band noch mit einer hervorragenden Version von "Oh Well".
Trotz der anfänglichen Startschwierigkeiten war dieser erste Gig der Coen Wolters Band in Isernhagen wirklich sehr beeindruckend und mit 140 Minuten auch richtig schön lang.
Gar nicht auszudenken, wie der nächste Auftritt der Gruppe, dann aber garantiert vor mehr und vor allen Dingen ausgeruhten Leuten, aussehen wird. Wir werden es erleben, und RockTimes wird dann wieder dabei sein!
Line-up:
Coen Wolters (guitar,vocals)
Erwin van Gestel (bass)
Marco Kleinnibbelink (drums)
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