The Todd Wolfe Band ist schon seit vielen Jahren quasi ein Geheimtipp der RockTimes-Redaktion (das erste Review über einen Konzertauftritt stammt bereits aus dem Jahr 2001), und so war es nur eine Frage der Zeit, bis auch ich mich mit dem Protagonisten der Band samt seinen aktuellen Mannen näher beschäftigen würde. Die Gelegenheit ergab sich überraschend in Form des Pre-Release der neuen Live-CD der Band.
Das vierseitige Booklet enthält nur die notwendigsten Angaben zu den einzelnen Titeln sowie drei Fotos der Bandmitglieder; ansonsten ausführliche Credits plus eine Seite Merchandising. Das Cover weist mit einem Zitat aus dem Blues Revue Magazine (so macht man das, KT!) darauf hin, dass der Sound der Gruppe Bands wie Gov't Mule und Cream in Erinnerung ruft; auf der CD selbst ist der Begriff »Psychedelic Blues« aufgedruckt. Zudem soll die Band - so liest man im Inlet - die Tage in Erinnerung rufen, »als Männer noch Männer und Verstärker noch Verstärker waren«. Und auch der Waschzettel ist äußerst dürftig, sprich: wenig informativ, gehalten. Wiederum ein Zitat, dieses Mal von Sheryl Crow, wonach diese Todd Wolfe für einen der besten Gitarristen hält, mit dem sie je zusammen gespielt habe.
Ansonsten erfolgt meine Vorbereitung auf das, was mich erwartet, durch Lesen bisheriger Artikel auf RockTimes, nicht zuletzt der Review von Steve Braun über die letzte Studio-Scheibe der Band Stripped Down At The Bang Palace aus dem Jahr 2009. Und schließlich: Rein in den Player und Ohren auf!
Das Live-Album dokumentiert angabegemäß einen Auftritt aus dem Sommer 2010 im Anschluss an ein zweijähriges Tourprogramm der Band. Vor diesem Hintergrund verwundert es, dass mit "Roll Over" nur ein Titel von dem letzten, soeben benannten Studioalbum stammt. Dies gilt im Übrigen auch hinsichtlich der von diesem Konzert ebenfalls veröffentlichten DVD mit acht weiteren Tracks. Allerdings war "Roll Over" bereits auf dem 2001er Album "Wolfe" veröffentlicht worden, von dem auch die vorliegend dargebotenen "Silver Blue", "Change Will Come" sowie "Shame" stammen. "Ready For Love" und "Cold Black Night" sind hingegen Live-Versionen der entsprechenden Studio-Tracks von dem Album Borrowed Time aus dem Jahr 2008, "Crowded In My Soul", "Beg Forgiveness", "Gates Of Heaven" sowie "Black Hearted Woman" von dem Album Delaware Crossing aus dem Jahr 2003. So gesehen bietet "Live" quasi ein Best-of-Album der Band, und das in wirklicher guter Qualität.
Nochmals zurück zu der Selbsteinstufung der CD: Psychedelic Blues. In den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde der Musikstil des Psychedelic Rock geprägt, bei der ungewöhnliche und neuartige Klänge Eingang in die traditionelle Musik fanden und mit gewohnten Songstrukturen bisweilen experimentell umgegangen wurde. Das kann man vorliegend durchaus feststellen. Jedoch wurde derartige Musik auch auf den Einfluss von Drogen zurückgeführt. Ob letzteres für die Mitglieder der Todd Wolfe Band eine Rolle spielt, vermag ich hingegen nicht zu beurteilen. Ich würde Psychedelic Blues daher lieber als Musik für die Psyche beschreiben, bei der man die Seele so richtig baumeln lassen kann.
Natürlich erfindet auch ein Todd Wolfe den Blues Rock nicht neu. So klingen die Songs mal ein wenig nach (Aufzählung erfolgt nach deren Reihenfolge auf der CD) Julian Sas ("Crowded In My Soul", ein flotter Boogie) Joe Bonamassa ("Cold Black Night": viel Gitarrenfrickelei, begleitet von langen eigenständigen Bass-Läufen im Hintergrund; ein wunderschöner Slow-Blues, der auch noch der zweitlängste Track auf dem Album ist), Walter Trout ("Gates Of Heaven"), Blindside Bluesband ("Silver Blue"), oder wie die Vertreter des Genres alle heißen. Oder sollte man die Ähnlichkeiten andersherum darstellen?
Egal - es handelt sich um ein solides Album, auf dem die Band ihre Vielseitigkeit innerhalb des Genres unter Beweis stellt. Mal funkig ("Beg Forgiveness", mit viel Wah Wah), mal ruhiger ("Cold Black Night"), mal drückend ("Ready For Love") oder auch Dobro-geprägt ("Roll Over"); jedenfalls in einer Flexibilität, wie sie so ein Power-Trio halt problemlos zu Wege bringen kann. Langweilig wird es zu keinem Zeitpunkt.
Vor diesem Hintergrund ist jedenfalls ein Eingehen auf die einzelnen Songs - zumal sie im Rahmen der bereits angesprochenen Reviews zumindest teilweise bereits besprochen worden sind - eigentlich nicht erforderlich. Dennoch einige wenige Anmerkungen:
"Black Hearted Woman" erinnert mich tatsächlich - sicherlich überraschend, vielleicht aber auch etwas weit hergeholt - an "Magician's Birthday" von Uriah Heep, aber die verzerrten Gitarren, der Wechsel von Moll nach Dur, der starke Einsatz des Wah Wah-Pedals und insbesondere der teilweise mehrstimmige Gesang: Da ist schon eine gewisse Ähnlichkeit nicht wegzuleugnen.
Und zum Ende der CD hin - nachdem die angekündigten Erinnerungen an Cream durchaus erkennbar, jedoch bislang nicht allzu deutlich waren - kommt bei dem soulfunkig eingeleiteten "Change Will Come" das schon längst erwartete Cream-Zitat: Zum Ende hin wird - wenn auch rein instrumental - das bekannte "Sunshine Of Your Love"-Riff dargeboten, begleitet von heftiger Bearbeitung der Becken, die eines Ginger Baker würdig ist.
Und auch das Finale bietet nochmals - jedenfalls beinahe, genau genommen jedoch nur zu einem Drittel - ein Cream-Zitat: Nach gut einem Drittel wird Eric Claptons (damals als Derek & The Dominos auftretend) original "Layla"-Riff angespielt und als Grundlage für folgende Improvisationen verwendet. Der ganze Track wird wiederum sehr funkig dargeboten. Hier läuft die Band nochmals zu Hochform auf ( Roger Voss bekommt endlich Gelegenheit für ein ausgiebiges, dreieinhalbminütiges Drum-Solo), so dass der mit Abstand längste Track einen würdigen Abschluss der CD bildet.
Der Sound des Albums ist für eine in einem kleinen Club eingespielte Live-CD ordentlich. Dennoch verwundert es - angesichts der Angabe, dass es sich um die Wiedergabe eines einzigen Konzerts handeln soll - dass zwischen den einzelnen Tracks jeweils eine kurze Pause vernehmbar ist. Das mindert den ansonsten gut wahrzunehmenden Live-Charakter der Aufnahme.
Dennoch: Für Fans von Todd Wolfe sicherlich ohnehin ein Muss, wird diese Scheibe jedem Anhänger eines gepflegten Blues Rock mit Interesse an stilübergreifenden Interpretationen gefallen.
Line-up:
Todd Wolfe (guitars, vocals)
Suavek Zaniesienko (bass)
Roger Voss (drums)
Tracklist |
01:Ready For Love (6:02)
02:Crowded In My Soul (6:02)
03:Cold Black Night (8:17)
04:Beg Forgiveness (6:24)
05:Gates Of Heaven (6:31)
06:Roll Over (4:29)
07:Black Hearted Woman (7:07)
08:Silve Blue (7:10)
09:Change Will Come (5:54)
10:Shame (14:41)
|
|
Externe Links:
|