Nachdem sich der von meinem RockTimes-Kollegen Ingolf so trefflich besprochene erste Teil der Biografie über die verrückteste Rockband der Welt mit der Kindheit der vier Protagonisten Roger Daltrey, Pete Townshend, John Entwistle und Keith Moon und deren musikalischen Anfängen, sowie mit dem Aufstieg von The Who bis ins Jahr 1970 beschäftigte, steht die Band in ihrem Status als 'Supergroup' im Fokus von Band 2.
Die erste Rockoper, Tommy, sowie das phänomenale Album "Who's Next" waren Geschichte und hievten die Gruppe ganz nach oben in der Liga der Rockstars. Zudem sorgten Auftritte beim legendären Woodstock-Festival und zahlreiche andere Konzerte, die die größten Arenen in Amerika und Europa füllten, für den Ruf als 'beste Live-Band der Welt'.
Doch in den sieben Jahren von 1971 bis 1978, die in diesem zweiten Teil der Trilogie behandelt werden, erlebten The Who nicht nur ruhmreiche Zeiten. Es begann auch der langsame aber stetige Abstieg von Keith Moon, der schließlich mit seinem Tod am 7. September 1978 auf tragische Weise endete.
So spielt der Drummer im zweiten Abschnitt der Biografie ungewollt immer die Hauptrolle. Etliche Male bricht er auf offener Bühne bis zum Rand voll mit Tabletten und/oder seinem geliebten Brandy bewusstlos zusammen und wird ein ums andere mal gerade noch rechtzeitig in diversen Kliniken durch Magenauspumpen und ähnlichen Dingen ins Leben zurück geholt, nur um spätestens zwei Tage später wieder vergnügt und voll bis zum Eichstrich hinter seiner Schießbude zu sitzen. Doch diese Exzesse blieben natürlich nicht ohne Folgen. Besonders nach längeren Tourpausen, die The Who inzwischen einlegten, nahm er regelmäßig an Gewicht zu und musste, bedingt durch wochenlanges Nicht-Üben, immer wieder in Form gebracht werden, was logischerweise auch zu internen Spannungen innerhalb der Band führte.
Da auch Pete Townshend, inzwischen immer öfter von Selbstzweifeln geplagt, das stetige Touren leid war, schien das Ende von The Who nur noch reine Formsache zu sein. Ein weiteres Indiz dafür waren die Solo-Alben von Daltrey und Entwistle, die in den langen Pausen zwischen den Gruppenterminen entstanden. Die Bandmitglieder schienen sich immer weiter voneinander zu entfernen.
Doch es gab natürlich auch noch jede Menge Positives von The Who in dieser Zeit. Nachdem mit "Meaty, Beaty, Big And Bouncy" (1971) zunächst das beste und erfolgreichste Greatest Hits-Album der Band veröffentlicht wurde, setzte Pete Townshend zu einem weiteren Geniestreich an. Es entstand mit "Quadrophenia" (1973) die zweite Rockoper von The Who, die fast an den Erfolg von "Tommy" heranreichen sollte. Auch dieses Album wurde verfilmt und ist inzwischen zu einem weiteren Meilenstein der Rockgeschichte geworden. Leider verlief die dazu gehörige Tour ziemlich chaotisch, was den Entschluss von Townshend nicht mehr live aufzutreten, nur noch bestärkte.
Im Studio jedoch war die Band weiterhin eine Klasse für sich. 1975 erschien "The Who By Numbers", auf dem Entwistles Bass noch konstruktiver rüber kommt als bei früheren Longplayern, und auch Keith Moon leistete mal wieder ganze Arbeit und trommelte alles in Grund und Boden.
Im Jahr 1976 gab es dann doch wieder eine Tour der Band, Es sollte die letzte im Leben von 'Moon The Loon' sein. Die Gruppe konnte im Gegensatz zu den "Quadrophenia"-Gigs voll überzeugen und wurde überall abgefeiert. Als fader Beigeschmack blieb einzig der immer schlechter werdende Gesundheitszustand des Drummers. Doch Keith schien ja neun Leben zu haben. Es würde schon alles gut gehen - was für ein Irrtum!
Doch auch diese Tour überstand der Schlagzeuger im Wesentlichen recht gut. Der daraufhin folgende USA-Aufenthalt bekam ihm dann aber nicht so richtig. Übergewichtig und schwerfällig war er bei den ersten Proben zum nächsten Album "Who Are You" zurück in England angekommen, sodass es eine geraume Weile dauerte, bis er wieder in der Lage war, die Tracks vernünftig einzuspielen. Doch am Ende gelang es der Band erneut, einen weiteren sehr gut anzuhörenden Longplayer fertig zu stellen.
Keith trommelte sehr präzise und immer noch überdurchschnittlich und war sehr stolz auf das Album, das ca. drei Wochen vor seinem Tod erschien. The Who hatten wieder ein gutes Werk abgeliefert, und er war daran erneut unmittelbar beteiligt. Doch Keith konnte den Erfolg nicht lange auskosten. Am 7. September 1978 fand ihn seine Freundin Annette leblos im Bett vor. Keith Moon hatte sich mit einer Überdosis Tabletten von dieser Welt verabschiedet.
Auch der zweite Teil von "Maximum Rock" hält den hohen Standard des ersten Bandes. Christoph Geissenhart hat wieder unglaublich viele Fakten und Interviews von Zeitzeugen zusammen getragen. Zusätzlich werden Einschübe zu jedem Album eingefügt, sodass sehr objektive Bewertungen entstanden sind.
Diese Band-Biografie stellt mit ihrer Ausführlichkeit und den hunderten von Informationen alles bisher Gelesene in den Schatten und liest sich dabei spannend wie ein Roman. Ich freue mich jetzt schon auf den dritten Teil!
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