Bestanden Wiser Time zu Zeiten des Debüt-Albums There And Back Again (2007) eigentlich nur aus dem Gitarristen und Sänger Carmen Sclafani, so bildete sich in den folgenden Jahren dennoch ein festes Bandgefüge. Bereits auf dem Zweitwerk All For One (2008) waren neben Sclafani schon Steve Decker (Schlagzeug) und der Bassist Jon Cornell mit an Bord. Aber nicht nur diese beiden sind auch auf dem dritten Album "Beggars And Thieves" noch an Bord, selbst bei den Gastmusikern griff man auf alte Freunde zurück, auf die man sich blind verlassen könnte. So sind z.B. Rob Clores (Tasten), Bruce Jepson und auch Ryan Bull bei vergangenen Aufnahmen beteiligt gewesen. Lediglich die großartige C.C. Coletti suche ich im Booklet vergeblich.
Was gibt es also Neues aus dem Hause Wiser Time? Vor allem neun brandfrische Tracks, die sich nach wie vor in Roots Rock-Gefilden aufhalten. Neben einem Coversong und einer Nummer des Drummers Steve Decker stammen außer einem Co-Credit alle Titel aus der Feder Sclafanis. Und da sind einige Perlen dabei. Nehmen wir nur mal eine Ballade wie "It's Hard Letting You Go": getragen von einem melancholischen Piano klagt uns der gute Carmen mit gewohnt rauer Kehle seinen Blues. Sicherlich wird das Rad nicht neu erfunden, aber durch die Gesangsmelodie, die einfühlsame Slide-Gitarre und die bereits erwähnten Tasten entwickelt sich der Titel zu einem absoluten Hinhörer.
Und wenn wir schon mal beim Thema sind: "Take Me Back Home" hält sich ebenfalls in ruhigeren Fahrwassern auf, bestimmt dieses Mal von der akustischen Gitarre und einem einmal mehr sehr starken Gesangsvortrag. Wunderschön hier auch die Fiddle von Gary Oleyar, die tolle Farbtupfer setzt. Das ist klasse Songwriting, verpackt in einen angenehm warmen Sound und Musiker, die durch ihr scheinbar so unangestrengtes Spiel eine superlockere, wenn bei diesen zwei Titeln auch melancholische Atmosphäre setzen. Nicht ganz diesen Standard halten kann dann "Revolution 09", das ein zähfließendes Blues-Ambiente hinsichtlich eines drückend heißen Sommertages in der Großstadt kreiert. Sicherlich auch gut gemacht, nimmt der Song jedoch den Fluss etwas aus dem Album.
Apropos Fluss: Der startet die Scheibe mit zwei sehr starken Rockern namens "Love And Devotion" und "On Our Way". Besonders der Erstgenannte rockt nicht nur amtlich, sondern 'rolled' auch noch so richtig herrlich vor sich hin. Im Hintergrund honkytonkt Rob Clores auf seinem Piano mit verklärtem Blick vor sich hin und wir dürfen eine coole Faces/ Black Crowes -Behandlung erfahren. Sclafani macht auch, und das fällt über die gesamte Distanz dieser Scheibe auf, mit seinem Songwriting riesengroße Schritte nach vorne. Eine tolle Sologitarre gibt es gleich zu Anfang von "On Our Way" zu belauschen und der Frontmann zaubert die nächsten coolen Gesangsmelodien aus seiner rauen Kehle. Ich gebe es gerne zu, Freunde, ich mag und mochte diese Truppe eigentlich schon seit ihrem Debüt.
"Working Man's Blues" ist die einzige Komposition des Drummers Steve Decker auf diesem Album, die hier lediglich von zwei Akustischen (Decker und Sclafani) gebracht wird. Vielleicht auch nicht unbedingt der stärkste Track des Albums, aber dafür bringt er wie auch "Revolution 09" neue Nuancen und Abwechslung ins Spiel. Gemächlich beginnt "Keep It On", nur um sich dann in einen höllisch groovenden Midtempo-Rocker zu entwickeln. Ein weiterer Gewinner, der so unaufdringlich wie effektiv ist. Auch hier ist es übrigens u. a. Jimmy Sommas Slide, die Eindruck hinterlässt.
Eine herrliche Piano-Boogie-Nummer stellt "Whiskey And Wine" dar, gesanglich süffisant erzählt von Sclafani, während er von Marty, Lilly und Duffy berichtet, drei unabhängig voneinander existierenden Individuen, deren Motor irgendwie lediglich von Kaffee, Nikotin, Shopping, Kokain sowie natürlich Whiskey und Wein angetrieben wird. Versehen natürlich mit zwei deutlich zwinkernden Augen und in dieser Stimmung wird der Gute-Laune-Titel dann auch gebracht. Den Abschluss bildet dann das Bad Company-Stück "Seagull", das hier auf ganz eigene Art gebracht wird. Vergleiche zum Original erspare ich mir, da überflüssig. Meinem Empfinden nach ist die hier vorgelegte Version sehr gut gelungen und der optimale Schluss eines starken Albums.
Von mir aus kann jeder so viel Black hin und Crowes herschreien, wenn es zu Wiser Time kommt. Denn wenn man sich nur mal ein bisschen genauer mit dieser Truppe beschäftigt, wird man sehr schnell deren individuelle Stärken erkennen. "Beggars And Thieves" ist das bisher routinierteste und abgeklärteste Album der Mannen um Carmen Sclafani geworden. Eine Scheibe, die mit ihren starken Songs und Arrangements eine deutliche und positive Entwicklung aufzeigt. Meine Anspieltipps sind "Love And Devotion", "It's Hard Letting You Go" und "Whiskey And Wine". Außerdem "On Our Way", "Keep It On" und "Take Me Back Home". Und außerdem noch … na ja, ihr merkt schon, worauf ich hinaus will. Klasse Scheibe!
Line-up:
Carmen Sclafani (lead vocals, guitars, slide guitars, mandolin)
Steve Decker (drums & percussion, guitar - #8)
Rob Clores (piano, Hammond B3, Wurlitzer)
Jimmy Somma (guitars & slide guitars)
Damon Trotta (bass - #2,4,9)
Jon Cornell (bass - #1,3,5,6,7)
Ryan Bull (guitars - #7)
Bruce Jepson (mandolin - #3, background vocals - #8)
Gary Oleyar (fiddle - #3)
Pete Becker (background vocals - #8)
Patches (background vocals - #6)
Tracklist |
01:Love And Devotion
02:On Our Way
03:Take Me Back Home
04:It's Hard Letting You Go
05:Revolution 09
06:Keep It On
07:Whiskey And Wine
08:Working Man's Blues
09:Seagull
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