Als meine sehr geschätzte Kollegin Sabine und ich vor ein paar Jahren das Konzert von Josh Smith im Freudenburger Ducsaal genießen durften, fielen mir auch umgehend die sprühende Tastenarbeit und die soulvollen Background Vocals von Jeff Young auf. Das nach wie vor aktuelle Studioalbum More Song Than Dance hatten wir euch hier in RockTimes ja bereits vorgestellt und bevor der für März 2016 angekündigte Nachfolger des amerikanischen Sympathiebolzens erscheinen wird, wurde hierzulande nochmal die Scheibe "Pure Herringbone" (die in den USA bereits 2010 rauskam) vorgeschoben.
»Songs From The Musical "One Hit Away"« steht da als Untertitel vermerkt. Musical? Aber nein, spätestens wenn die Scheibe in der Anlage rotiert, sind sämtliche (eventuellen) Bedenken diesbezüglich wie weggeblasen. Denn was Young hier abgeliefert hat, sind zehn weitere astreine Soul-/Blues-Nummern, die mit einem Musical im herkömmlichen Sinn (außer vielleicht ein paar gesprochenen Sätzen zwischen den Songs) glücklicherweise nichts zu tun haben. Wobei sich zeitgleich die Frage aufdrängt, warum ein Musical nicht auch mit superb gemachten Tracks aus anderen musikalischen Bereichen funktionieren sollte. Beispiele dafür gibt es gerade in den letzten ca. zehn Jahren mehr als genug.
Eine Geschichte bzw. ein Konzept ist allerdings vorhanden. Es geht um den (fiktiven) Musiker Pure Herringbone, der es wie so viele seiner Leidensgenossen schaffen will, ganz groß raus zu kommen. Während er sich mit Irrungen und Wirrungen im sowie der Berg- und Talbahn des Musik-Business rumschlägt, hat er ständig den viel geträumten Traum von dem einen großen Hit, der ihn endlich auf die Gewinnerstraße bringen wird. Die komplette Geschichte werde ich euch an dieser Stelle allerdings nicht verraten, denn dafür macht es viel zu viel Spaß, sie selbst nachzuverfolgen und für sich zu entdecken.
Der gefragte Pianist und Keyboarder - der unter anderen bereits mit Größen wie beispielsweise Bruce Springsteen, Donald Fagen, Alanis Morissette, Bonnie Raitt, Curtis Stigers oder Jackson Browne zusammengearbeitet hat - durfte sich im Studio dafür teilweise auch über prominente Unterstützung freuen. So griffen u. a. Robben Ford sowie Josh Smith in die Gitarrensaiten und Jorgen Carlsson ( Gov't Mule) bediente den Bass. Selbst dies wäre aber nur die Hälfte wert, wenn Jeff Young nicht auch der starke Soul-Sänger wäre, der er nun mal ist. Und dazu griffen ihm dabei auch noch die ganz feinen Background Ladies Danielle DeAndrea sowie Cindy Mizelle unter die Arme. Ein Genuss!
Lediglich ein Mosaiksteinchen zu dem sehr gelungenen Gesamtsound stellt die vom Protagonisten selbst gespielte Hammond-Orgel dar, die die Tracks sehr 'erdig' klingen lässt. Aber auch das übrige, namentlich bisher nicht erwähnte Personal bietet astreine musikalische Qualität. Highlights gibt es sehr viele, wobei mir persönlich "Don't It Just Break Your Heart" besonders ans... ja, Herz gewachsen ist. Aber auch "The Color Of Money", "Dodging Bullets" oder das abschließende "Stand Clear Of The Closing Doors" sind ihr Geld mehr als wert.
Wenn wir uns also mal komplett von dem Begriff 'Musical' befreien, dann haben wir es hier mit einer sehr coolen Soul-Platte zu tun. Unaufgeregt, ohne groß auf die Kacke zu hauen, dafür vielmehr mit ganz feinen musikalischen sowie gesanglichen Performances gesegnet. Das macht auf jeden Fall jede Menge Vorfreude auf die neue, in wenigen Monaten erscheinende Scheibe von Jeff Young. Wer den Mann schon mal solo oder in einer Begleitband erlebt hat, wird seine Qualitäten bereits zu schätzen wissen. Wer ihn noch nicht kennt, kann sich in Form der gerade reviewten Platte schon mal einen exquisiten Vorgeschmack leisten, bevor es dann 2016 neues Material von dem Amerikaner auf die Ohren gibt.
Line-up:
Jeff Young (Hammond organ, electric piano, Yamaha grand piano - #9, harmonium - #10, lead & background vocals)
Jorgen Carlsson (bass, synth bass, percussion, tambourine, shaker)
Eric Eldenius (drums - #1,3,7,8,10)
Anastasios Toss Panos (drums - #2,4-6,9)
Robben Ford (guitar - #1,5,6)
Josh Smith (guitar - #2)
Toshi Yanagi (guitar - #3,4,8,10)
Randy Jacobs (rhythm guitar - #5)
Bruce Watson (acoustic guitar - #4, electric guitar - #9)
David Kalish (slide guitar - #7)
Pete Maloney (tamobourine - #4)
NYC Horns (horns - #1,2,6,7)
LA Horns (horns - #9)
Danielle DeAndrea (background vocals - #1,6,8,9)
Cindy Mizelle (lead vocals - #5,10, background vocals - #2,7,10)
Sam Butler (background vocals - #9)
Henry Fenton (background vocals - #9)
Kara Grainger (background vocals - #9)
Melanie Nyema (background vocals - #9)
Tracklist |
01:Pure Herringbone
02:Jack Of Trades
03:The Color Of Money
04:Coasting
05:Working My Way Downtown
06:Shopping For Clothes
07:One Hit Away
08:Dodging Bullets
09:Don't It Just Break Your Heart
10:Stand Clear Of The Closing Doors
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