Layla Zoe / Live At Spirit Of 66
Live At Spirit Of 66 Spielzeiten: 43:32 (CD 1), 50:13 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: Cable Car Records, 2015
Stil: Blues


Review vom 29.03.2015


Jochen v. Arnim
»Where the music takes us, is a spiritual place!«
Hatte ich als überzeugter Liebhaber schöner Live-Alben doch gerade erst das große Vergnügen, das neue Doppel-Album von Eden's Curse begutachten zu dürfen, so rotiert nun erneut ein ganz feines Teil in meinem Player - und wieder ist es eine Doppel-CD. Layla Zoe hat erneut mit Hilfe von Henrik Freischlader zugeschlagen und dieses Mal ein Live-Dokument 'zu Silber gebracht'. "Live At Spirit Of 66" gibt dem Fan rund anderthalb Stunden intensivster bluesiger Darbietung, wie sie nur die Kanadierin mit ihrer Ausnahmestimme hinkriegen kann.
Unterstützt wurde sie an jenem Vorabend zum Nikolaus des vergangenen Jahres von ihrer deutschen Live-Band, die sich in fast schon bewährter Tradition aus dem Gitarristen Jan Laacks, dem Basser Gregor Sonnenberg und dem Schlagzeuger Hardy Fischötter zusammensetzt. Die Atmosphäre im Spirit of 66, jenem fast schon legendären Live-Club im belgischen Verviers, scheint immer wieder dazu beizutragen, dass Musiker zu Höchstformen auflaufen - für eine Plattenproduktion natürlich beste Voraussetzungen. Zudem lässt es sich der Chef, Francis Geron, eine anerkannte Autorität auf dem Blues-/Blues Rock-Sektor, selten nehmen, höchstpersönlich die Regler zu bedienen, um auch noch das letzte Quäntchen Intensität aus der Anlage zu zaubern.
Layla selber war schon öfter mal in Verviers gewesen, um dem meist sehr sachkundigen Publikum ihre Sangeskünste zu präsentieren - mal im Minirock, mal in langer Abendrobe, immer mit unglaublich guten Interpretationen ihrer eigenen oder entlehnter Stücke im Gepäck. So hatte sie sich für diese Aufnahmen neben einem Querschnitt aus ihrem Schaffen, mit besonderem Fokus auf ihrem aktuellen Album, The Lily, das immerhin die Hälfte des Sets ausmachte, für das Finale auch ein paar Cover ausgesucht, die das Publikum nicht weniger begeistert aufnahm.
Bevor es jedoch auf das Ende zuging, standen ihre eigenen Werke auf dem Zettel. Diese sind allesamt in Kooperation mit Freischlader geschrieben worden, der sie äußerst erfolgreich protegiert. Ihre langsamen Stücke reichte sie dem Publikum mit äußerster Inbrunst dar - Vergleiche mit Janis werden immer wieder mal gezogen und dürfen in puncto Intensität auch durchaus sein. Layla Zoes Material ist jedoch so eigenständig gut, dass weitere Assoziationen zu jener Ikone des Psychedelic Blues nicht gezogen werden müssen.
Ob sie kernig mit dem tollen Opener, "I've Been Down" (von Sleep Little Girl), aufwartet oder sich in der knisternden, teilweise komplett reduzierten Stimmung des gefühlsbetonten "Gemini Heart" verliert, oder mit dem lockeren Rocker "In Her Mother's House" freimütig zugibt, sich nach der langen Tour auf Weihnachten bei ihrer Mutter zu freuen, Layla Zoe packt den Zuhörer - nicht nur seinerzeit in Belgien, sondern auch aktuell zwischen den heimischen Boxen. Immer wieder wurde sie von den instrumentalen Ausflügen ihrer Band stimuliert, noch ein Gefühlsbrikett nachzuschieben (und andersrum schien es auch zu funktionieren). Und genau das ist das Tolle an dieser Scheibe: Man hört es, man fühlt es, an jeder Stelle, zu jeder Minute. Guckt Euch nur mal das Cover an und Ihr wisst, was ich meine!
Für die oben angesprochenen entlehnten Stücke hatte sich Layla Zoe Interpretationen zu James Browns "It's A Man's World" sowie Lennon/McCartneys "Yer Blues" und das hinlänglich bekannte "Let It Be" ausgedacht. Ersteres hielt das Publikum im Spirit of 66 für sage und schreibe zwanzig Minuten in seinem Bann und ist an Klasse kaum zu überbieten. Die Sängerin scheint sich hier ihren eigenen Gefühlen bedingungslos zu ergeben und steigt mal in höchste Höhen, mal in raue Tiefen. Lange Jam-Passagen untermauern die Qualität dieses Songs - hammermäßig!
Gibt sich "It's A Man's World" noch slow und gefühlsbetont, so knallt "Yer Blues" noch einmal richtig rein - jedoch nicht weniger emotional überzeugend. "Let It Be" dagegen mutet an, wie eine Adaption aus einer Gospel-Messe irgendwo im Süden der USA. Eine ungewöhnliche, kurze Interpretation, die aber durchaus zu dieser ungewöhnlichen Frau mit dem Blues in der Seele passt.
Ich bin jetzt mal ganz dreist und verpasse diesem Album einen fetten Tipp - nuff said!
Line-up:
Layla Zoe (vocals)
Jan Laacks (guitar, backings)
Gregor Sonnenberg (bass, backings)
Hardy Fischötter (drums)
Tracklist
CD 1:
01:I've Been Down
02:Pull Yourself Together
03:I Choose You
04:Green Eyed Lover
05:Gemini Heart
06:In Her Mother's House
07:They Lie
CD 2:
01:The Lily
02:Why You So Afraid
03:Never Met A Man Like You
04:It's A Man's World
05:Yer Blues
06:Let It Be
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