Zip Tang / Feed Our Heads
Feed Our Heads Spielzeit: 48:47
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2010
Stil: Progressive Rock

Review vom 07.12.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Am Ende der Pank-Rezension von schrieb ich, dass Zip Tang bitte auch dieses Jahr ein Album veröffentlichen soll. Gut, jetzt ist es zwar 2010 geworden, aber dafür langt das Quartett aus Chicago auf "Feed Our Heads" umso beeindruckender hin.
Das Album ist zwar etwas kürzer ausgefallen als die beiden ersten Platten, aber hier bekommt der Hörer sozusagen ein Zip Tang-Konzentrat geliefert und schon an dieser Stelle möchte ich eindringlich darauf hinweisen, dass Leute, für die die Band keine unbekannte Größe ist, auch jetzt bedenkenlos zugreifen können. Diejenigen Interessierten, die Zip Tang bisher noch nicht kannten, sollten mit "Feed Our Heads" nun aber schleunigst in die Welt der Band eintauchen.
Das Musik-Genre mit Progressive Rock anzugeben, ist nur die Spitze des Eisberges. An dem kratzt die Gruppe genüsslich und dabei werden noch ganz andere Spielarten freigelegt. So tummelt sich der Fünfer auch in der Jam-Ecke oder dem Jazz Rock. Dann bezieht man auf ganz geschickte Art noch ein wenig Klassik mit ein.
Die Gitarre steht bezüglich der Instrumente ganz weit oben im Vorspann des Albums. Allerdings folgen unmittelbar dahinter das Saxofon sowie die Klarinette von Marcus Padgett. In zwei Songs wirkt Gast-Trompeter Dave Jelinek mit und dann kann man schon von einer kleinen Bläserabteilung bei Zip Tang sprechen.
Bereits der Opener "I'm On My Way" ist etwas Spezielles. Da gibt es rotierende Synthesizerklänge und dazu gesellt sich zunächst eine Stimme, deren Gesang an die Ureinwohner Amerikas denken lässt. Wird es mehrstimmig, wechselt das Flair in eine chorale Atmosphäre. Mit Einsetzen des Schlagzeugs beschwört man einen Stilwechsel herauf und wenn dann die gesamte Combo ihre Schleusen öffnet, geht es wunderschön, von einer mächtig rockenden Gitarre angetrieben, heftig weiter. Unterschiedliche Breaks und Tempowechsel werden eingestreut. Die Tasten bestimmen kurzzeitig das Lied und zum Schluss machen die Sänger auch noch ein wenig in Rap. Wow, wenn eine solche Nummer kein Appetithappen ist, dann weiß ich es auch nicht.
In "Fine Reds" ist dann prächtiger Prog angesagt und kurz nach dem Songstart steht Padgett an seinem Saxofon im Zentrum. Toller Chorgesang begleitet die Musik mit funkigen Gitarrenlicks und einem verträumten Intermezzo. Zip Tang hat sich seit Luminiferous Ether zu einer weiter fortschreitenden Band entwickelt, die ganz geschickt untergebrachte Retroelemente im Gewand hat. Da soliert auch schon einmal das Saxofon jazzig zu Funk-Klängen und wenn die Mannschaft eine unendlich weite, sehr ebene Fläche musikalisch inszeniert, darf sich der Hörer ruhig mit geschlossenen Augen entspannen.
Einen deutlichen Kontrast stellt "I Found A Dream" zu "Enough About You" dar. Letzterer Track rockt mit allem zur Verfügung stehenden Zubehör und die Zip Tang'schen 'gefundenen Träumereien' sind etwas ganz anderes. Okay, der tolle Chorgesang erfreut jedes Mal, aber wenn die Gruppe so ziemlich das gesamte Instrumentarium wechselt, dann wird es höchst interessant. Mandoline, Klarinette und akustische Gitarre sorgen für eine kaum zu beschreibende Stimmung. Dazu gibt es einen fast flehenden Sologesang, der ab und an durch den Chor entspannt wird. Am Ende wird es dann klassisch beziehungsweise kammerorchestral. Toll!
Die folgenden drei kürzeren Tracks mit effektvoller E-Gitarre (auch mit Wah Wah-Pedal), Sopransaxofon, sphärischen Keyboards, einem tollen Bassspiel von Rick Wolfe und rhythmischer Vielfalt sorgen für hohen Hörspaß. Ungemein gut rüber kommt "I'll Put It Right" mit besagtem Gast Dave Jelinek an der Trompete. Zu vertracktem Drumming und etwas verfremdeten Gesang fetzen die Bläser ein Stakkato nach dem anderen in den Äther. Im Anschluss an ein höllisches Gitarrensolo präsentiert sich der Männerchor fast schon a cappella. Oh Mann, Zip Tang hat sich zu einer echt klasse Band entwickelt!
"Ojai" befindet sich am Anfang schon in einer experimentalen Ecke. Die E-Gitarre schwebt klanglich schön unter der Wolkendecke und "Central Park" ist eine wunderschön relaxte Ballade mit viel gehobenem Tastensound, der nahtlos "Spooky Jam" eröffnet. Wie im Opener ist wieder Ea Philippa mit ihrer elfenartigen Stimme dabei. Oh Herr! Mit dieser Jam-Nummer krönt die Band sich selber.
Nach dem Debüt, das schon eine hohe Wertung erhielt und dem folgenden "Pank" ist Zip Tang schon wieder ein hervorragendes Album gelungen. Diese Band ist eine echte Ideenfabrik und im Akkord werden beeindruckende Szenarien kreiert. Dazu kann man das Quartett abschließend nur beglückwünschen.
Line-up:
Perry Merritt (guitars, vocals)
Marcus Padgett (keyboards, synthesizer, woodwinds, vocals)
Rick Wolfe (bass, mandolin, vocals)
Fred Faller (drums)

With:
Dave Jelinek (trumpet - #2,7)
Ea Philippa (vocals - #1,10)
Tracklist
01:I'm On My Own (4:43)
02:Fine Reds (7:29)
03:Enough About You (7:50)
04:I Found A Dream (4:49)
05:Girl Behind The Glass (2:14)
06:Lost Without You (3:30)
07:I'll Put It Right (3:20)
08:Ojai (5:56)
09:Central Park (3:21)
10:Spooky Jam (5:35)
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