Bad Company / Rock'n'Roll Fantasy - The Very Best Of Bad Company
Rock'n'Roll Fantasy - The Very Best Of Bad Company Spielzeit: 79:29
Medium: CD
Label: Rhino Entertainment, 2015 (1974 - 1982)
Stil: Rock

Review vom 23.10.2015


Markus Kerren
Stramme 42 Jahre ist es her, dass sich aus den Überresten von Free in Person von
Paul Rodgers sowie Simon Kirke und dem Ex-Mott The Hoople-Gitarristen Mick Ralphs die Formation Bad Company gründete. Die beiden ersten (und mit Abstand besten!) Alben
Bad Company ebenso wie Straight Shooter hatten wir hier in RockTimes ja vor ein paar Monaten bereits ausgiebig besprochen. Möglicherweise aus Mangel an Vertrauen in die Nachfolgewerke wurde nun die Compilation "Rock'n'Roll Fantasy - The Very Best Of Bad Company" hinterher geschoben, was mir ehrlich gesagt ein bisschen hasenfüßig (um nicht zu sagen respektos der Band gegenüber) vorkommt. Denn selbst wenn "Burnin' Sky" (1977) nun wirklich keine Großtat war (und wir die Resteverwertung "Rough Diamonds" aus dem Jahr 1982 mal außen vorlassen wollen), so hätten es zumindest "Run With The Pack" (1976) sowie das Studiowerk Desolation Angels von 1979 verdient gehabt, eine weitere soundmäßig aufpolierte Neuauflage zu erhalten.
Aber wie dem auch sei, auch die jetzt vorliegenden 19 Tracks wurden nochmal überarbeitet und für einen idealen Einstieg in den Bad Company-Kosmos aufbereitet. Wirkliche Überraschungen gibt es nicht, denn sämtliche radio- und weltweit bekannten Titel sind natürlich enthalten. Immerhin werden mit "Easy On My Soul" sowie "See The Sunlight" zwei vollkommen unveröffentlichte Versionen von Stücken angeboten, die es eh nie auf ein reguläres Album des Quartetts geschafft haben.
Natürlich wurde versucht, jedes Studioalbum der Originalbesetzung zu berücksichtigen, was auch ganz gut getroffen wurde. Die ersten drei Scheiben sind mit jeweils vier Tracks bedacht, "Rock'n'Roll Fantasy" immerhin mit drei, während "Burnin' Sky" lediglich durch den Titeltrack und "Rough Diamonds" durch die Nummer "Electricland" vertreten ist. Nach dem Erscheinen der letztgenannten Platte suchte Paul Rodgers bekannterweise die Flucht und landete nach einem Soloalbum bei The Firm, wo er es für zwei Longplayer mit Jimmy Page, dem Bassisten Tony Franklin und dem Drummer Chris Slade aushielt, bevor er sein Heil (übrigens durchaus erfolgreich) im Solobereich fand.
Einem Rockfan hier nochmal zu erzählen, dass 'Best of'-Zusammenstellungen dann doch immer wieder sehr individuell von der Person geprägt sind, die die Tracklist auswählt, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Wenn man eine Scheibe von Bad Company aber so nennt und dabei solche Perlen wie "Seagull" sowie "Wild Fire Woman" außen vor lässt, dann ist das schon mehr als fahrlässig. Dagegen dürfen wir hier einen Langweiler wie "Burnin' Sky" (der Quotensong für das gleichnamige Album) und das überflüssige (zwar gute, aber nicht 'Best of'-taugliche) "Weep No More" vorfinden. Letzterer ist vermutlich ein weiterer Quotensong für die ruhigen Titel, der "Seagull" allerdings nicht mal das Wasser reichen kann.
Das dritte Bad Company-Album "Run With The Pack" glänzt auf der vorliegenden Scheibe vor allem mit dem Titelsong, dazu "Live For The Music" und dem ruhigeren, aber sehr guten "Simple Man". "Desolation Angels" überzeugt mit dem starken "Rock'n'Roll Fantasy", dem Uptempo-Blueser "Rhythm Machine" sowie dem immer noch guten "Gone, Gone, Gone", aber der Bandsound der ersten Hälfte der Siebziger gehörte zu diesem Zeitpunkt bereits endgültig der Vergangenheit an. Anders, aber die Scheibe war immerhin wieder ein deutliches Lebenszeichen. "Electricland", tja, dasselbe Spiel... ganz guter Song, aber da wären mindestens eine Handvoll anderer besser gewesen. Das Album "Rough Diamonds" sollte/musste halt auch mit mindestens einer Nummer vertreten sein...
Noch ein Wort zu den hier enthaltenen bisher unveröffentlichten Tracks: "Easy On My Soul" (original auf dem Free-Album "Heartbreaker" erschienen) scheint (nach den beiden Outtake-Versionen der im ersten Absatz erwähnten Wiederveröffentlichungen) ein weiterer bisher unveröffentlichter Take zu sein, den man als Hardcore-Fan gerne mitnimmt. Richtig klasse ist nach wie vor das "Straight Shooter"-Outtake "See The Sunlight", das hier in sogar nochmal verbesserter Klangform vorgelegt wird. Diese Nummer, die nie offiziell von der Band veröffentlicht wurde, sticht beispielsweise jeden einzelnen Track des Albums "Burnin' Sky" aus.
Aber um nicht missverstanden zu werden: Bad Company waren zu ihren guten Zeiten eine absolute Hammerband, die auch ich auf keinen Fall missen möchte. Lediglich superlative Etiketten und die dann unpassend zusammengestellte Auswahl der Tracks treiben mir immer wieder mal eine kleine Spur des Zorns in mein Rockerherz. Vielleicht habe ich im ersten Absatz ja auch zu früh geschimpft und die restlichen Alben der englischen Combo kommen dann doch noch mal wie die ersten beiden in neu aufbereiteter Version auf den Markt? Wir werden es erleben...
Nichtsdestotrotz bleibt - von meinen persönlichen Befindlichkeiten mal abgesehen - festzuhalten: Wer 'Best Of...'-Zusammenstellungen braucht, um sich ein erstes Bild von einer Band zu machen oder einfach auch nur auf der Suche nach den großen Hits bzw. bekanntesten Stücken ist, der wird mit "Rock'n'Roll Fantasy - The Very Best Of Bad Company" allerbestens bedient.
Line-up:
Paul Rodgers (piano, lead vocals)
Mick Ralphs (guitars, keyboards, background vocals)
'Boz' Burrell (bass)
Simon Kirke (drums)
Tracklist
01:Can't Get Enough
02:Bad Company
03:Movin' On
04:Ready For Love
05:Easy On My Soul (previously unreleased version)
06:Good Lovin' Gone Bad
07:Feel Like Makin' Love
08:Shooting Star
09:Weep No More
10:See The Sunlight (previously unreleased version)
11:Live For The Music
12:Simple Man
13:Honey Child
14:Run With The Pack
15:Burnin' Sky
16:Rock'n'Roll Fantasy
17:Rhythm Machine
18:Gone, Gone, Gone
19:Electricland
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