The Blues Band / 15.02.2014, Bluesgarage, Isernhagen
Bluesgarage
The Blues Band
Bluesgarage, Isernhagen
15. Februar 2014
Stil: Blues


Artikel vom 21.02.2014


Jürgen Bauerochse
Blues Band Unglaublich wie schnell die Zeit vergeht. So ist es schon wieder fast neun Jahre her, dass ich die Blues Band zum letzten Mal auf der Bühne gesehen hatte. Und das, obwohl die Gruppe in den letzten Jahren alles andere als inaktiv war und, neben einigen Compilations, mit Thank You Brother Ray (2006) und
Few Short Lines (2011) auch zwei gänzlich neue und hervorragende Alben auf den Markt brachte. Okay, im
Februar 2012 konnte sich mein geschätzter Kollege Jürgen Berking noch einmal von den Live-Qualitäten der britischen Blueser überzeugen, als er sie in der Braunschweiger Meier Music Hall beobachtete und für gut befand. Aber davon hatte ich persönlich natürlich absolut nichts. Es wurde also mal wieder höchste Zeit für einen Konzertbesuch, zumal sich ja immer wieder hartnäckig Gerüchte halten, dass sich die Blues Band eventuell auf Abschiedstour befindet. Hoffentlich bleiben das nur Gerüchte
Blues Band Macht man sich mal klar, was für hochkarätige Musiker sich in den Reihen der Blues Band befinden, so wird sehr schnell deutlich, dass wir es komplett mit 'lebenden Legenden' des britischen Blues zu tun haben. Außer Drummer Rob Townsend, der aber durch sein Mitwirken bei Roger Chapmans Family zu Kultstatus kam, haben sich Paul Jones, Dave Kelly,
Gary Fletcher und Tom McGuinness allesamt auch einen Namen als Songwriter gemacht, Solo-Alben veröffentlicht und bei unzähligen anderen Kollegen mitgewirkt, sodass sie zu den bekanntesten Musikern in Sachen Brit-Blues zu zählen sind. Kein Wunder, wenn man über vierzig Jahre Erfahrung in diesem Business verfügt. Da spielt es dann auch gar keine Rolle, dass die Fünf altersmäßig so langsam auf die '70' zugehen oder diese auch schon überschritten haben.
Blues Band Anlass der diesjährigen Tour der Blues Band war ihr fünfunddreißigstes Bühnenjubiläum, das entsprechend gefeiert werden soll. So wurde zu diesem Anlass auch die CD/DVD Live At Rockpalast veröffentlicht, die das legendäre Konzert der Band in der Essener Grugahalle aus dem Jahr 1980 beinhaltet, mit dem sie ihren internationalen Durchbruch schaffte und deren Songs auch im Mittelpunkt der Auftritte in 2014 stehen sollten. Das war natürlich ein weiterer Anreiz für mich, das Konzert in der Bluesgarage zu besuchen, denn ich hatte mal wieder so richtig Bock auf "Maggie's Farm" und die anderen Klassiker aus längst vergangenen Tagen. Und bei der Vorstellung, dass mit Tom McGuinness und Paul Jones zwei Mann dabei waren, die mich mit den frühen Hits von Manfred Mann durch die Kindheit begleitet hatten, wuchs meine Hochachtung noch ein weiteres Mal an.
Blues Band Und was sich dann an diesem Samstagabend in der sehr gut gefüllten Bluesgarage abspielte, war ganz genau das, was ich auch erwartet hatte. In dem zweiteiligen Set stand eine äußerst lockere und gut gelaunte Blues Band auf der Bühne und zelebrierte über zweieinhalb Stunden den Blues in Perfektion. Schon gleich die ersten beiden Songs "Come On In" und "Talk To Me", mit denen auch das Rockpalast-Konzert eröffnet wurde, zeigten, wie homogen das Quintett harmoniert. Das ist eine absolute Einheit, die sich blind versteht. Da sitzt jeder Ton perfekt. Und wenn sich McGuinness und Kelly die Gitarrenparts gegenseitig zuwerfen, dann ist das die ganz hohe Schule der Bluesmusik. Außerdem bewies Paul Jones einmal mehr, dass er zu den besten Bluesharp-Spielern der Gegenwart gehört.
Blues Band Ein ganz großer Vorteil der Blues Band gegenüber anderen Combos ist auch ihre Vielseitigkeit, denn sie haben gleich vier gleichwertige Vokalisten, sodass die einzelnen Songs äußerst variabel rüberkommen und jedem Titel sein eigenes Gesicht geben. Jeder der Vier ist mühelos in der Lage, sowohl die straighten Losgehrocker als auch die klassischen Bluesstücke zu interpretieren - und das ausnahmslos mit einer unglaublichen Intensität. Besonders deutlich wurde das bei den Coverversionen von Howlin' Wolf, Elmore James, Sonny Boy Williamson und Muddy Waters, die ja schon in den Originalen von äußerst starken Vocals geprägt wurden. Doch die Blues Band konnte auch hier ganz locker mithalten und diesen alten Klassikern einen würdigen Tribute zollen.
Blues Band Neben den Songs der Live-Scheibe hatte auch jeder einzelne Musiker die Gelegenheit, einen Titel von seinen jeweiligen Solo-Alben einzustreuen und ein bisschen Werbung in eigener Sache zu machen, was zur allgemeinen Erheiterung im Saal sorgte, als nacheinander vier CD-Cover hochgehalten wurden. Desweiteren gab es gleich mehrmals die Gelegenheit zum Mitsingen und -klatschen, wozu sich natürlich die einzige Hit-Single der Band "Maggie's Farm" förmlich anbot und so zu einer fast zehnminütigen Version ausgedehnt wurde. Da war sie also wieder - meine persönliche 'Lieblingsbeschäftigung' bei Konzerten, auf die ich liebend gern verzichtet hätte. Doch für das Publikum war es natürlich wieder mal ein Highlight. Eine weitere Überraschung für mich war die tolle Version des Ann Peebles-Songs "I Can't Stand The Rain", das mir bisher nur in der Disco-Version von Eruption oder auch von
Tina Turner bekannt war. Die Fassung der Blues Band hat mir allerdings wesentlich mehr zugesagt.
Blues Band Die Show wurde mit einem wunderbaren Boogie beendet, in den die ausführliche Bandvorstellung integriert war. Und natürlich bekam dabei jeder der fünf Musiker die Möglichkeit zu einem ausführlichen Solo, wobei dann auch endlich Rob Townsend den verdienten Applaus einstreichen konnte, den er sich redlich verdient hatte. Dieser Titel war ein echt würdiger Abschluss eines ganz starken Konzertes und erinnerte in seinem Aufbau mit den ständigen Wechseln zwischen Soloeinlagen und Grundthema schon fast an den legendären Refried Hockey Boogie von Canned Heat. Ein großartiges Stück Musik!
Blues Band Eine negative Besonderheit dieses Abends muss aber doch noch erwähnt werden. Und das war mal wieder das leidige Dazwischengelabere einiger Unverbesserlicher. Da das Programm der Blues Band auch etliche ruhigere und leisere Parts enthält, bei denen es auf jede Feinheit ankommt, war eigentlich ein konzentriertes Zuhören angesagt. Doch wieder einmal wurde genau in diesen Teilen permanent dazwischen gequatscht und gestört, sodass Dave Kelly schließlich der Kragen platzte und er die betreffenden Leute aufforderte, ihren Platz zu verlassen, wenn sie kein Interesse am Zuhören mehr hätten. Eine Maßnahme, die mit jeder Menge zustimmendem Applaus quittiert wurde. Von da an war Ruhe im Karton. Chappeau Dave Kelly. Well done. Endlich mal ein Musiker, der diesen hirnlosen Ignoranten Paroli geboten hat. Doch der großartigen Show tat das Gott sei Dank keinerlei Abbruch
Line-up:
Paul Jones (vocals, harmonica)
Tom McGuinness (guitar, vocals)
Dave Kelly (slide guitar, acoustic guitar, vocals)
Gary Fletcher (bass, acoustic guitar, vocals)
Rob Townsend (drums, percussion)
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